Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euro markiert Tiefstkurse bei 1.2559 - Datenpotpourri durchwachsen!

18.02.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2620, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.2559 erreicht wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.35. EUR-JPY notiert in der Folge bei 116.50 und EUR-CHF schwächte sich auf 1.4715 ab.

Das Krisenthema Osteuropa ist unverändert der Hauptkatalysator für die Bewertung des Euros. Einige Kollegen wollen in dem osteuropäischen Problem die "Subprime"-Krise der Eurozone entdeckt haben. Fraglos ist das Problem Osteuropa ernst zu nehmen und auch Ausdruck zu "sportlicher" Kreditvergabe unter Duldung von Hebeleffekten (Modus operandi: Carry-Trades für alle…). Der Begriff "Banking-Light" drängt sich hier für das Verhalten in der Vergangenheit auf.

Das Maß "antiautoritären Bankings" als auch das Volumen des Gesamtproblems ist jedoch definitiv nicht vergleichbar mit dem von den USA ausgehenden Problem. So liegen beispielsweise die von österreichischen Banken herausgelegten Kredite an Osteuropa bei 200 Mrd. Euro. Das US-Hypothekenproblem basiert auf einer Volumensausweitung der Gesamthypotheken von mehr als 5.500 Mrd. USD in den letzten acht Jahren mit weiteren Problemen bei Kreditkarten und anderen Spartenkrediten.

Der deutsche ZEW-Index lieferte gestern eine positive Überraschung mit einem nicht erwarteten Anstieg von -31,0 auf -5,8 Punkte (Prognose -28,0). Damit stellte sich der vierte Anstieg in Folge ausgehend von -63,0 Punkten per Oktober 2008 ein.

Die Bewertung der aktuellen Lage lieferte im Gegensatz dazu eine negativere Einschätzung. Der Index sank von -77,1 auf -86,2 Punkte und markierte damit den niedrigsten Wert seit mehr als 5 Jahren. Seit Juli 2008 kommt es bei diesem Wert ausgehend von +17,0 Zählern kontinuierlich zu negativen Werten.

Der beigefügte Chart verdeutlicht die markante Stimmungsaufhellung im Blick nach vorn und impliziert mittelfristig Stabilisierungstendenzen für die Wirtschaft, zumindest aus der Sichtweise der befragten Finanzmarktteilnehmer. Unverändert erachten wir den IFO-Index im Hinblick auf die befragten Manager aus der "Realwirtschaft" für belastbarer, obwohl auch unser Kurt Petermann als konservativer Vertreter unserer Zunft bei der ZEW-Umfrage teilnimmt.

Open in new window


Die Handelsbilanz der Eurozone nach Berechnung von Eurostat wies per Dezember ein geringfügiges Defizit in Höhe von -0,7 Mrd. Euro aus. Analysten hatten ein Defizit in Höhe von -7,0 Mrd. Euro erwartet. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -7,0 auf -5,8 Mrd. Euro revidiert. Ergo ist die Defizitlage deutlich entspannter als unterstellt.

Open in new window


Mithin konnte die Eurozone an der Datenfront punkten. Da fundamentale Faktoren derzeit jedoch nicht im primären Fokus stehen, ging keine nennenswerte Wirkung von den Veröffentlichungen aus.

Die Daten aus den USA boten ein ambivalentes Bild. Der "NY Empire State Manufacturing Index" sank unerwartet von -22,2 auf -34,7 Punkte. Marktbeobachter unterstellten einen Rückgang auf nur -24,0 Punkte. Der Index hat damit das tiefste Niveau seit Beginn der Serie markiert. Der Beschäftigungsindex als auch der Auftragsindex spiegelten diesen Einbruch.

Open in new window


Die TIC-Kapitalzuflüsse stellten sich per Dezember auf freundliche 34,8 Mrd. USD. Der Vormonatswert wurde von -21,7 auf -25,6 Mrd. USD revidiert. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis und wenden uns wesentlichen Veröffentlichungen zu.

Der "NAHB Housing Market Index" stieg in der Berichtswoche von zuvor 8 auf 9 Punkte an. Die Prognose war bei 8 Punkten angesiedelt. Nun denn, damit ergab sich eine geringfügige Verbesserung. Andererseits ergibt sich in einer Spanne von 0 bis 100 nur begrenztes Abwärtspotential von dem aktuellen Stand ausgehend. Ein Niveau von 8 oder 9 Punkten signalisiert für den Wohnimmobilienmarkt in den USA unverändert eine depressive Gesamtsituation. Ergo ist hier kein Raum für eine Diskussion über ein frühzeitiges Ende der Wohnimmobilienbaisse.

Open in new window


Bezüglich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Die Konsensusprognosen implizieren eine Fortsetzung und/oder Verschärfung der Rezession in den USA.

Die Protokoll des Offenmarktausschusses per Januar, liefert die Einlassungen der Zentralbanker, die für die Beeinflussung der Öffentlichkeit als notwendig empfunden werden.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei 1.2800-20 dreht den Bias wieder auf positiv.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"