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Schwarzer Tag für Rohstoffpreise

18.02.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern deutlich unter Druck geraten. Der März-Kontrakt für WTI sank um 8% auf aktuell 34,50 USD je Barrel. Die Schwäche beschränkte sich diesmal nicht nur auf diesen Terminkontrakt. Der April-Kontrakt fiel bis auf 38 USD und auch Rohöl der Marke Brent notiert nur noch knapp über der 40-USD-Marke. Als Grund lassen sich anhaltende Nachfragesorgen und der deutlich gestiegene US-Dollar anführen, welcher gestern den gesamten Rohstoffsektor mit Ausnahme der Edelmetalle belastete. Bis zur Kontraktumstellung am Freitag dürfte der März-Kontrakt von WTI zunächst unter Druck bleiben. Brent dürfte zudem von der schwierigen Situation in Osteuropa belastet werden. Heute Abend könnten die API-Lagerbestände für weiteren Abgabedruck sorgen, sollten sie einen weiteren Lageraufbau anzeigen. Aufgrund des US-Feiertages am Montag werden die DOE-Daten erst morgen und damit mit einem Tag Verzögerung veröffentlicht.

China und Russland haben gestern einen Vertrag über die Lieferung von jährlich 15 Mio. Tonnen Rohöl über einen Zeitraum von 20 Jahren abgeschlossen. Die russischen Ölfirmen Transneft und Rosneft erhalten darüber hinaus von China Kredite in Höhe von insgesamt 25 Mrd. USD. China nutzt somit die derzeitig schwierige Lage einiger Rohstoffproduzenten, um strategische Beteiligungen im Rohstoffsektor aufzubauen. Zuvor hatten chinesische Staatsfirmen bereits die Beteiligung bzw. Übernahme von Bergbaukonzernen in Australien angekündigt.

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Edelmetalle

Gold konnte dem Trend fallender Rohstoffpreise trotzen und bis auf 974 USD je Feinunze steigen, den höchsten Stand seit sieben Monaten. Das nächste Ziel ist 990 USD, das Hoch von Juli 2008. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust stiegen um weitere 17 Tonnen und haben damit die Schallmauer von 1.000 Tonnen durchbrochen. Mit aktuell 1.008,8 Tonnen liegen sie nur noch weniger als 40 Tonnen von den Goldreserven der SNB entfernt.

In Anbetracht der derzeitigen Dynamik bei der Investmentnachfrage könnte SPDR noch in dieser Woche die SNB als sechstgrößter Goldhalter übertreffen. Laut World Gold Council stieg die Goldnachfrage im vierten Quartal um 26% gegenüber dem Vorjahr auf 1.036,5 Tonnen. Treibender Faktor war die Investmentnachfrage, welche sich im Vergleich zum Vorjahr auf 399 Tonnen nahezu verdreifacht hat. Die Schmucknachfrage konnte im vierten Quartal vor allem dank eines schwachen Vorjahresquartals ebenfalls zulegen.


Industriemetalle

Die Metallpreise gaben gestern deutlich nach. Der LMEX fiel auf den tiefsten Stand seit vier Wochen. Der wesentliche Faktor für den Preisrutsch ist die Angst, dass die Nachfrage nach Industriemetallen nicht hinreichend zunimmt, da die Fiskalpakete als unzureichend betrachtet bzw. nicht sofort nachfragewirksam werden. Belastend wirkten auch die Nachrichten aus der Automobilindustrie. General Motors hat gestern um 30 Mrd USD an Staatshilfe gebeten und massive Stellenstreichungen angekündigt. Auch die Entwicklungen bei den LME-Lagerbeständen trugen zur negativen Stimmung bei. Die Aluminiumvorräte stiegen um 10.125 auf 2.95 Mio. Tonnen. Bei Kupfer nahmen sie um 3.100 auf 526.425 Tonnen zu. Bei Zink stiegen die Lagerbestände um 4.000 auf 356.450 Tonnen an. Die chinesischen Zinkexporte fielen im Januar auf 969 Tonnen, ein Rückgang um 80% gegenüber dem Vormonat.

Die kanadische Grenzbehörde ist nach Angaben des chinesischen Handelsminsiteriums zu dem Ergebnis gekommen, dass chinesische Aluminiumhersteller am kanadischen Markt Dumping betrieben (Verkaufspreise unterhalb der Herstellungskosten) und Subventionen erhalten hätten. Die Beschwerden der kanadischen Hersteller, die bereits im Herbst eingegangen waren, zeigen einmal mehr das derzeitige Bestreben der chinesischen Unternehmen, Marktanteile im Ausland auszubauen. Diese Praxis dürfte sich noch verstärken, da die heimische Nachfrage stark an Dynamik verloren hat und man umso stärker auf die Absatzmärkte im Ausland angewiesen ist. China ist Nettoexporteur von Aluminium.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Sojabohnen ist gestern deutlich unter Druck geraten. Er fiel um mehr als 5% auf 900 US-Cents je Scheffel, den niedrigsten Stand seit Ende Dezember. Hauptbelastungsfaktor war der kräftig gesunkene Ölpreis, denn Sojabohnen werden auch zur Herstellung von Biokraftstoffen verwendet. Deren Produktion wird bei einem niedrigeren Ölpreis weniger lukrativ. Zudem beginnen sich mit weiteren Regenfällen in Argentinien die Ernteperspektiven im drittgrößten Produzentenland aufzuhellen, wodurch vorherige Erwartungen von massiven Ernteausfällen zurückgeschraubt werden.

Darüber hinaus könnten die Ackerflächen in den USA in diesem Jahr entgegen bisheriger USDA-Annahmen um 2 Mio. Hektar ausgeweitet werden, was für eine stärkere Produktion im weltgrößten Produzentenland für Sojabohnen spricht. Damit rechnet zumindest die Researchfirma LMC International. Wir erachten den gestrigen Preisrückgang als übertrieben und erwarten eine baldige Erholung der Sojabohnenpreise. Kurzfristig könnte der Preis bei einem weiter fallenden Ölpreis gleichwohl noch weiter nachgeben.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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