Silber: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft
26.02.2009 | Theodore Butler
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Die GegenwartIch werde die vergangenen 5 Jahre, oder vielleicht ein wenig mehr, als Teil der Gegenwart begreifen. Dank des Internets und anderer Kommunikationsmittel, dazu zählen auch Konferenzen wie diese, kommt die wahre Silber-Story an die Öffentlichkeit. Ich denke, auch ich habe hieran einen Anteil. Immer mehr Investoren begreifen die beim Silber bestehende Trennung zwischen Preisen und realem Wert. Und eben diese Trennung birgt gleichzeitig eine aufregende Investitionschance in sich.
Das vielleicht einzigartigste und attraktivste Charakteristikum des Silbers ist seine Doppelrolle als essentielles Industriemetall, wie auch als geschichtlich verankerte und begehrte Investitionsanlage. Kein anderer Rohstoff kommt hier auch nur in die Nähe. Ganz klar brauchen wir in der Industrie Kupfer und Zink und Blei, diese Metalle wurden jedoch in ihrer reinen Metallform nie als populäre Investitionsanlagen betrachtet. Dasselbe gilt für andere Bodenschätze wie Öl. Keiner dieser Rohstoffe kann in handlicher Form in persönlichen Besitz genommen werden. Gold ist das primäre Investitionsmetall, aber sein hoher Preis verhindert eine weitverbreitete Verwendung in der Industrie. Platin und Palladium sind auch zwei Edelmetalle, die breite Verwendung in der Industrie gefunden haben. Sie haben sich aber nicht zu weithin akzeptierten und populären Investitionsanlagen entwickelt.
Mit seiner echten Doppelrolle steht Silber dahingehend allein. Was seine Rolle als Verbrauchsmetall für die Industrie betrifft, so ist die Nachfrage der letzten 60 Jahre so stark gewesen, dass die Lagerbestände geleert wurden, deren Aufbau zuvor Hunderte von Jahren benötigt hatte. Jetzt, nachdem die Nachfrage aus der Industrie durch die düsteren Wirtschaftsumstände unterbrochen wurde, springt die Investitionsnachfrage ein, um die Lücke zu schließen. Täuschen Sie sich nicht, es gibt ganz deutliche Hinweise darauf, dass sich beim Silber gerade ein Investitionsansturm abzeichnet.
Die Einführung der Silber- und Gold-ETFs (Exchange Traded Funds) ist mit Blick auf die Investitionsseite der wichtigste Faktor für die Doppelrolle des Silbers gewesen. Seit der Einführung des ersten ETFs vor weniger als drei Jahren haben die verschiedenen Silber-ETFs über 300 Millionen Unzen aufgenommen. Das ist bemerkenswert und viel mehr als ich von ihnen mengenmäßig jemals erwartet hatte. Noch wichtiger ist, dass diese ETFs meiner Meinung nach bald als das hervortreten werden, was mein Freund Carl Loeb scherzhaft als Todesstern bezeichnet hat. Dahingehend, dass sie die ganzen weltweit verfügbaren Silbermengen absorbieren könnten.
In letzter Zeit wurde ich immer wieder mit Misstrauen und Kritik hinsichtlich der Legitimität der ETFs konfrontiert, gerade hinsichtlich der Gold-ETFs. Die Kritik konzentrierte sich hauptsächlich auf die Frage, ob das physische Metall, das eingelagert sein müsste, auch wirklich existiere. Jetzt will ich auch meinen Senf dazu geben. Offen gesagt verstehe ich diese Kritik nicht. Wer lieber echtes Metall besitzen und selbst beaufsichtigen will, der soll das doch tun. Das ist eine einfache Entscheidung. Und das ist mit Sicherheit auch immer meine Empfehlung gewesen. Nun ist es nicht so, dass die ETFs über jede Kritik erhaben sind. In der Vergangenheit habe auch ich sie kritisiert, wenn ich große, nicht angegebene Leerverkäufe im großen Silber-ETF feststellte. Für mich ist das Betrug und ich denke, dass es auch aktuell eine große, nicht angegebene Short-Position im SLV gibt.
Aber darum geht es bei der aktuellen Kritik gegenüber den Gold-ETFs gar nicht. Aktuell gründet die Kritik auf Behauptungen, das Metall, das eingelagert sein müsste, existiere in Wirklichkeit gar nicht - obgleich Seriennummern und Gewichte der einzelnen Barren aufgelistet sind. Es scheint, als würden einige behaupten, dass die großen Mengen Gold, die in die ETFs fließen, in keinster Weise angemessen sind. Woher sollte dieses ganze Metall denn stammen? Auch wenn ich keine persönliche Garantie geben kann, dass das Metall in den ETFs ist, so verstehe ich diese Denkrichtung nicht. Die Gold-ETFs akkumulieren jetzt seit mehr als 4 Jahren Gold. In dieser Zeit wurden knapp 50 Millionen Unzen von allen ETFs zusammen aufgenommen. Das ist ein Prozent des gesamten in der Welt existierenden Goldes. Selbst wenn man die Bestände von 5 Milliarden Unzen um 60% verringern würde - und davon ausgeht, dass es 2 Milliarden Unzen Gold in gut-lieferbarer Barrenform gibt - dann machen die 50 Millionen Unzen in den Gold-ETFs trotzdem nur 2,5% dieser 2 Milliarden Unzen aus. Ist es denn so schwer vorstellbar, dass 2,5% einer Sache über einen Zeitraum von 4 Jahren akkumuliert werden und der Preis um mehr als die Hälfte steigt? Und überhaupt, in den Silber-ETFs wurden fast 30 % der physischen Weltbestände angehäuft, aber davon sprechen die Goldleute fast gar nicht.
Tatsache ist doch, dass es sich bei den Investoren, die Anteile an Gold- und Silber-ETFs kaufen, größtenteils um institutionelle Anleger handelt, die wohlmöglich gar kein Metall kaufen würden, gäbe es die ETFs nicht. Man möchte doch meinen, dass so etwas den Goldanalysten, die die ETFs dafür kritisieren, auffallen könnte. Die Käufe bei den Silber- und Gold-ETFs sind ein sehr wichtiger Grund dafür, dass sich die Preise innerhalb weniger Jahre verdoppelt haben. Man müsste doch eigentlich davon ausgehen, dass die Metallleute den ETF mit offenen Armen empfangen müssten, anstatt sich über ihn zu beschweren. Stellen Sie sich vor! Schauen Sie, ich verstehe, dass die Investitionsnachfrage nach Minenaktien möglicherweise aufgrund der ETF-Käufe gelitten hat, aber das ist doch ein ganz anderes Thema, und es gibt keinen Grund für die Behauptung, dass die ETFs das Metall nicht haben. Die Metallpreise wären nicht gestiegen, hätte es keine Metallnachfrage aus den ETFs gegeben.