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Euro schwächer - EU-Gipfel räsoniert - Krise weiter virulent und im Fokus!

02.03.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2585, nachdem in Fernost Tiefstkurse bei 1.2547 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.65, während EUR-CHF bei 1.4755 oszilliert.

Bevor wir uns mit dem EU-Gipfel auseinandersetzen, stellen wir eine neue Rubrik "Chart des Tages" vor, die immer dann aufgerufen ist, wenn es außerhalb der hier erwähnten und diskutierten Hauptwährungen zu erwähnenswerten Entwicklungen kommt.

Heute werfen wir einen Blick auf Korea und deren Industrieproduktion. Nach dem Einbruch in Japan um 30% zeigt auch Korea mit -25,6% im Jahresvergleich massive Schwäche in diesem Segment.
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Auf dem EU-Gipfel in Brüssel wurde beschlossen, kein spezielles Rettungspaket für Osteuropa aufzulegen. Zuvor war diese Idee eines Fonds insbesondere von Seiten Ungarns mit einem Volumen von 160 Mrd. EUR thematisiert worden.

Man verständigte sich bezüglich der heterogenen Situation in Osteuropa darauf, in Einzelfällen Hilfe zu leisten. Die EU werde laut EU-Ratspräsident Topolanek kein Land in der Patsche sitzen lassen.

Die Position der EU entspricht weitestgehend der Position der deutschen Bundesregierung. Solidarität ist damit umfänglich gewahrt. Die Veranstaltung verkommt jedoch nicht zu einem "Seifenspender", der nach Belieben genutzt werden kann.

Unverändert werden in dieser Krise wesentliche Fragen nicht gestellt. Wer ist beispielsweise für die Schieflage Ungarns verantwortlich? Wer hat das Wachstum von Banken, Versicherungen (AIG) und anderen Unternehmen zu globalen Kolossen zugelassen, die der Haftungsmasse der jetzt subventionierenden Nationalstaaten (Schweiz-UBS …) häufig entwachsen sind?

Unter der Maßgabe, dass große Unternehmen systemische Risiken begründen können, gilt das umso mehr für Länder, sofern sie nicht Zimbabwe heißen.

Wenden wir uns den Veröffentlichungen vom vergangenen Freitag zu:

Die Arbeitslosenrate der Eurozone legte per Januar stärker als erwartet von 8,0% auf 8,2% zu. Der Chart beleuchtet eindrucksvoll die sich ab Frühjahr 2008 abzeichnende Trendwende am Arbeitsmarkt. Ebenso belegt er jedoch auch, dass das aktuelle Niveau im Vergleich der letzten gut 15 Jahre als niedrig zu bezeichnen ist.

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Die Verbraucherpreise der Eurozone wiesen per Januar den Erwartungen und der Schätzung entsprechend einen Zuwachs um 1,1% im Jahresvergleich aus. Der Energiesektor lieferte mit einem Rückgang um 5,3% die wesentlichste Einflussgröße. Ohne Energie, Alkohol, Tabak und Lebensmittel, also alles "Lebenswichtige", aber eben auch volatile, stellte sich der Anstieg auf 1,6%.

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Das US-BIP per 4. Quartal überraschte mit einem annualisierten Kollaps von -6,25%. Die Prognose war bei -5,4% angesiedelt. Damit kam es zu dem größten Rückgang seit dem 1. Quartal 1982.

Belastend wirkten sich nachfolgende Sektoren aus, Investitionen sanken um 21,34%, der Konsum verlor 4,32% und Exporte fielen um 23,61%.

Positiv wirkten sich der Rückgang der Importe um 16,01% aus, als auch die Zunahme des Regierungssektors um 1,58%.

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Der Einkaufsmanagerindex aus Chicago lieferte per Februar mit einem leichten Anstieg von 33,3 auf 34,2 Punkte (Prognose 33,0) eine leichte Entspannung, die jedoch nicht am maladen Gesamtbild nachhaltiger Kontraktion ändert. Die Subindices boten ein divergentes Bild. So nahm der Produktionsindex von 29,7 auf 34,7 Punkte zu. Der Auftragsindex sank von 30,7 auf 30,6 Zähler. Der Beschäftigungsindex brach von 34,8 auf 26,2 Punkte ein.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan wartete mit nur einer unwesentlichen Veränderung gegenüber dem vorläufigen Wert von 56,2 auf 56,3 Punkte aus. Damit wurde der Einbruch per Februar von zuvor 61,2 Punkten bestätigt. Schwache Arbeitsmärkte, schwache Finanzmärkte und kein Boden bei der Baisse am Wohnimmobilienmarkt bieten kein Umfeld, das eine tragfähige Trendwende begründen kann. Für das 1. Halbjahr 2009 bleibt es bei einem von verstärkter Rezession geprägtem Bild.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir setzen uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinander.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.2500 - 20 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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