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Binnenmarktölpreis in Russland bei 19 USD, Produktion fällt

03.03.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der April-Kontrakt für WTI ist seit gestern um 10% gefallen und notiert am Morgen bei 40 USD je Barrel. Kräftige Verluste an den Aktienmärkten schürten Ängste vor einer anhaltenden Konjunktur- und damit auch Nachfrageschwäche. Kurzfristig überwiegt das Risiko eines weiteren Preisrückgangs. Wir haben allerdings wiederholt darauf hingewiesen, dass das Ölangebot in diesem Jahr deutlich stärker schrumpfen wird als die Nachfrage, so dass der Ölpreis nicht mehr deutlich fallen dürfte. Einer Reuters-Umfrage zufolge betrug die OPEC-Produktion im Februar 25,62 Mio. Barrel pro Tag, nach 26,27 Mio. Barrel pro Tag im Januar. Die OPEC-Produktion liegt damit aber noch immer 780 Tsd. Barrel pro Tag über der offiziellen OPEC-Quote. Während Saudi-Arabien 100 Tsd. Barrel pro Tag weniger produzierte als vorgesehen, übertrafen Iran, Venezuela und Angola ihre Quoten im Februar zusammen um gut 600 Tsd. Barrel pro Tag.

Unfreiwillige Unterstützung bei ihrem Bemühen, den Ölpreis mittels Produktionskürzungen zu stabilisieren, bekommt die OPEC derzeit aus Russland, dem derzeit größten Rohölproduzenten weltweit. Das russische Energieministerium gab gestern bekannt, dass die Ölproduktion im Februar um 0,7% im Vergleich zum Vorjahr bzw. 0,5% im Vergleich zum Vormonat gefallen ist. Russische Raffinerien haben für März bei Rohöl für die nicht an die Kontrakte gebundenen Mengen einen Preis von durchschnittlich 5.000 Rubel bzw. 19 USD je Barrel gesichert.

Die Differenz zu dem Preis für russisches Öl in Europa - Urals-Rohöl kostet derzeit rund 43 USD - ist größtenteils der Exportsteuer zuzuschreiben. Diese beträgt aktuell 115,3 USD je Tonne bzw. 15,8 USD je Barrel und sollte auch im April bei 110-115 USD liegen. Jedoch erklärt dies auch nach Abzug der Transportkosten nicht die enorme Diskrepanz zwischen dem Binnen- und dem Exportmarkt. Aus unserer Sicht ist dies vor allem auf die schwache Binnennachfrage zurückzuführen. In einer Situation, in der die russischen Ölkonzerne 19 USD je Barrel Rohöl erhalten, ist auch nicht damit zu rechnen, dass sich der derzeitige Produktionsrückgang demnächst umkehren wird.


Edelmetalle

Die Stimmung bei Gold hat spürbar gedreht. Obwohl der Dow Jones Index gestern um mehr als 4% einbrach und zum ersten Mal seit beinahe 12 Jahren deutlich unter 7.000 Punkten schloss, fällt Gold am Morgen auf 920 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit drei Wochen. Die Investmentnachfrage, welche den Goldpreis bis Mitte Februar auf 1.000 USD steigen ließ, gibt dem Goldpreis derzeit keine Impulse mehr. Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten auch gestern bei 1.029,3 Tonnen.

Bislang waren es die kräftigen Zuflüsse in die ETFs, welche die schwache Schmucknachfrage und das steigende Angebot an Altgold kompensierten. Ohne diese Nachfrage kommen die preisbelastenden Faktoren nun stärker zur Geltung. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die ETF-Nachfrage bei anhaltend schwachen Aktienmärkten nicht doch wieder anzieht.


Industriemetalle

Die Metallpreise können den fallenden Aktienmärkten weitgehend trotzen. Kupfer kann sogar um 3% auf 3.450 USD je Tonne steigen. Kupfer profitiert dabei von Meldungen über Angebotskürzungen und Spekulationen über staatliche Kupferkäufe durch China. Der Kupferproduzent Southern Copper hat eine Kürzung der Explorationsausgaben um 39% auf 22,7 Mio. USD angekündigt. Im vorigen Monat hatte das Unternehmen geplante Kupferprojekte in Mexiko und Peru auf Eis gelegt. Die Produktionskürzungen bei Kupfer liegen bislang aber noch weit hinter denen bei den meisten anderen Industriemetallen zurück und waren daher noch nicht ausreichend, das Gleichgewicht am Kupfermarkt wieder herzustellen. Immerhin ist der Einkaufsmanagerindex in den USA im Februar leicht gestiegen. Der zweite Anstieg in Folge macht Hoffnung, dass sich die Nachfrage demnächst stabilisieren könnte.

Der Rückgang der LME-Lagerbestände für Kupfer um 17,5 Tsd. Tonnen in den vergangenen vier Tagen, der längste Zeitraum seit September, sollte jedoch noch nicht dahingehend interpretiert werden. Es ist gut möglich, dass staatliche Vorratskäufe aus China dahinter stecken. Dazu passt auch, dass Japan im Januar trotz weltweiter Konjunkturschwäche 75% mehr raffiniertes Kupfer exportiert hat als vor einem Jahr. 80% der japanischen Kupferlieferungen gehen nach China.


Agrarrohstoffe:

In Argentinien gibt es offenbar Pläne, den Staatseinfluss im Agrarsektor deutlich auszuweiten. Denen zufolge soll der Ankauf und Verkauf vieler Agrarprodukte in die Zuständigkeit des Staates übergehen. Die argentinischen Bauern könnten darauf mit vorgezogenen Verkäufen ihrer Getreidevorräte reagieren, was das Angebot kurzfristig erhöhen und die Preise für Mais und Sojabohnen zusätzlich unter Druck setzen würde. Argentinien ist der zweitgrößte Mais- und drittgrößte Sojabohnenexporteur weltweit.

Kakao ist gestern um mehr als 8% auf 2.288 USD je Tonne gefallen, den tiefsten Stand seit drei Monaten. Die Kakaolieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste lagen in der Woche zum 1. März bei 18 Tsd. Tonnen. Das sind 20% weniger als in der Woche zuvor, aber 60% mehr als in der entsprechenden Woche des Vorjahres. Im Erntejahr 2008/09 wurden bislang 815 Tsd. Tonnen Kakao geliefert, was einem Rückgang um 18% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die geringere Kakaoproduktion resultiert in erster Linie aus geringeren Erträgen zu Beginn der Saison. In den vergangenen Wochen lag die Produktion dagegen deutlich über dem Vorjahresniveau. Dies dürfte zwar nicht mehr ausreichen, um die Gesamtproduktion des Vorjahres zu erreichen.

Bisherige Schätzungen, wonach die Kakaoproduktion in dieser Saison um mehr als 20% unter dem Vorjahr liegen wird, dürften sich aber als zu pessimistisch erweisen. Aus diesem Grund könnte der Kakaopreis in den kommenden Wochen noch weiter nachgeben.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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