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China will Agrarsektor unterstützen

06.03.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der April-Kontrakt für WTI notiert am Morgen bei 44 USD je Barrel, ebenso Brent. Der erneute Einbruch an den US-Aktienmärkten ließ den WTI-Ölpreis gestern zwar um 4% fallen und schwache US-Arbeitsmarktdaten könnten heute weitere Verkaufsargumente liefern. Verglichen mit den Tiefs zu Wochenbeginn notiert Öl aber noch immer deutlich höher. Neben dem Rückgang der US-Rohöllagerbestände stützen Spekulationen auf eine weitere Produktionskürzung durch die OPEC bei der Sitzung Ende nächster Woche.

Die Gefahr eines neuerlichen Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine scheint erst einmal abgewendet. Gestern hatte Russlands Ministerpräsident Putin der Ukraine mit dem Stopp der Gaslieferungen gedroht, wenn die Ukraine nicht bis zum Wochenende fällige Schulden begleicht. Mittlerweile soll die Ukraine den Großteil ihrer Schulden beglichen haben und nur noch 50 Mio. USD im Rückstand sein. Ein möglicher neuer Gaskonflikt hätte eine Risikoprämie auf den Ölpreis gerechtfertigt, denn Russland ist derzeit auch der weltweit größte Exporteur von Rohöl. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es in der Zukunft zu neuerlichen Unstimmigkeiten kommt.

Der Preis für Erdgas der Sorte Henry Hub ist gestern um 6% aud 4,05 USD je mmBtu gefallen. Die Lagerbestände sanken in der vergangenen Woche um 102 Mrd. Kubikfuß, liegen aber weiter am oberen Ende des 5-Jahreskorridors. Die Produktionskürzungen sind derzeit noch nicht ausreichend, um den Rückgang der industriellen Nachfrage auszugleichen. Wir erachten das Abwärtspotenzial beim Erdgaspreis als nahezu ausgereizt und erwarten mittelfristig wieder steigende Preise.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern im späten Handel um 2,5% aud 935 USD je Feinunze steigen. Somit reagierte der Goldpreis erstmals seit Tagen wieder positiv auf einen Anstieg der Risikoaversion. Auslöser war die Warnung von General Motors vor einem möglichen Konkurs, welche die US-Aktienmärkte auf Talfahrt schickte.

Die Goldbestände von SPDR Gold Trust verharrten gestern erneut bei 1.029,3 Tonnen. Es ist gut möglich, dass nun wieder neues Kapital in die Gold-ETFs fließt, insbesondere sollten die US-Arbeitsmarktdaten heute Nachmittag zu einem weiteren Anstieg der Risikoaversion führen. Eine Wiederbelebung der Investmentnachfrage ist wichtig, weil die anderen Nachfragekomponenten derzeit keine Impulse liefern. Ansonsten droht daher schnell wieder ein Rückgang in Richtung 900 USD.

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Silber kann im Schlepptau von Gold um 4% auf 13,40 USD je Feinunze zulegen und dürfte auch weiterhin den Bewegungen des großen Schwestermetalls folgen. Platin zeigte sich von der Konkurswarnung von General Motors weitgehend unbeeindruckt und nähert sich wieder der Marke von 1.100 USD je Feinunze. Die Art und Weise, wie Platin potenziell belastende Nachrichten derzeit wegsteckt, spricht für höhere Preise in den kommenden Tagen.


Industriemetalle

Die Metallmärkte reagierten mit Enttäuschung darauf, dass China keine Notwendigkeit für zusätzliche Konjunkturmaßnahmen sieht, um sein Wachstumsziel zu erreichen. Folglich gerieten die Industriemetalle unter Druck. Auch die erneute Schwäche an den Aktienmärkten erwies sich als belastend für die Metallpreise.

Aluminium wird zusätzlich durch den anhaltenden Anstieg der Lagerbestände belastet. Diese stiegen gestern um weitere 4.700 auf 3,26 Mio. Tonnen. Bei Kupfer erwies sich der Rückgang der gekündigten Lagerscheine als preisbelastend, weil dies auf etwas geringere Abflüsse aus den LME-Lagern hindeutet. Dagegen konnten Blei und Zink gegen den Trend leicht zulegen. Preisstützend wirkten hier die Rückgänge bei den LME-Lagerbeständen um 200 bzw. 675 Tonnen.

Die Enttäuschung darüber, dass China keine zusätzlichen Stimulierungsmaßnahmen ergreifen will, sollte nicht allzu lange anhalten. Dies ist eigentlich ein gutes Zeichen, weil man offensichtlich die bisher getroffenen Maßnahmen als ausreichend erachtet, damit die Nachfrage wieder anzieht. Der Anstieg des Einkaufsmanagerindex kann als Bestätigung hierfür gelten. Außerdem sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass China die staatlichen Rohstoffreserven weiter aufstocken will (siehe auch Text zu den Agrarrohstoffen unten).


Agrarrohstoffe:

Wie am Rande des derzeit stattfindenden Nationalen Volkskongresses bekannt wurde, will China in diesem Jahr die Ausgaben zur Unterstützung der landwirtschaftlichen Produktion um 20% auf umgerechnet 105 Mrd. USD steigern. Darunter fallen Maßnahmen zur Verbesserung der Einkommen der Landwirte, die Erhöhung von Preisuntergrenzen bei Getreide, höhere direkte Subventionen für Getreideproduzenten und das aktive Managen der staatlichen Reserven, was im aktuellen Marktumfeld gleichbedeutend mit dem Aufstocken der Reserven sein dürfte. Allein zu diesem Zweck sollen 26 Mrd. USD zur Verfügung gestellt werden, wobei dieses Volumen für den Aufbau aller Rohstoffreserven verwendet werden soll. Darüber hinaus sollen die Produktionskapazitäten für Getreide um 50 Mio. Tonnen erhöht werden.

China dürfte mit diesen Maßnahmen mehrere Ziele verfolgen. Zum einen soll dadurch die Landflucht unterbunden, zum anderen aber auch in der Zunkunft eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln sichergestellt werden. China kann seinen Bedarf an Mais und Weizen derzeit zwar noch aus eigener Produktion decken. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass man demnächst auf Importe angewiesen ist, wie dies bei Sojabohnen bereits seit einigen Jahren der Fall ist, wo China mittlerweile der weltgrößte Nettoimporteur ist. Wie schon bei den Industriemetallen könnten die staatlichen Reservekäufe dazu führen, dass das heimische Preisniveau steigt und somit verstärkt Agrarrohstoffe importiert werden.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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