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IWF und Weltbank warnen vor Schrumpfen der Wirtschaft

10.03.2009  |  Eugen Weinberg
Energie

Der WTI-Ölpreis bleibt weiterhin sehr volatil. Gestern stieg der April-Kontrakt binnen kurzer Zeit um vier US-Dollar bis auf ein 2-Monatshoch von 49 USD je Barrel, fiel dann aber wieder auf 47 USD zurück. Damit kostet ein Barrel WTI erstmals seit November 2008 über 2 USD mehr als Brentöl. Wir führen die Schwankungsfreude bei WTI auf den im Vergleich zu anderen Ölsorten höheren Einfluss der Finanzanleger bei WTI zurück. Wir erachten die erratischen Preisbewegungen bei WTI als wenig aussagekräftig und gehen davon aus, dass immer mehr Produzenten von WTI als Referenz absehen. Die Preise für Brentöl haben gestern Unterstützung bekommen durch eine erneute Inanspruchnahme der Höhere-Gewalt-Klausel durch Shell nach Anschlägen auf eine Ölpipeline in Nigeria.

Die Spekulationen ranken sich weiter um eine mögliche nochmalige Kürzung der OPEC-Fördermenge bei der Sitzung am Wochenende. OPEC-Generalsekretär El-Badri sprach von einer notwendigen Kürzung um 800 Tsd. Barrel pro Tag, selbst wenn die Quotenerfüllung 80% beträgt. Laut El-Badri wird die OPEC die Prognose für die Ölnachfrage in diesem Jahr deutlich nach unten revidieren, wenn am Freitag die neuen Schätzungen veröffentlicht werden. Die Abwärtsrevision könnte vom Kartell zum Anlass genommen werden, die Produktion zu kürzen.

Noch ist jedoch unklar, welche Position der wichtigste Spieler, Saudi Arabien, einnimmt. Bislang ging die OPEC von einem Nachfragerückgang um 580 Tsd. Barrel pro Tag aus und war damit deutlich optimistischer als die Internationale Energieagentur IEA oder das US-Energieministerium (EIA/IEA). Das Letztere veröffentlicht heute seine aktuelle Schätzungen für das Angebot und die Nachfrage von Rohöl. Im Februar prognostizierte man für 2009 bereits einen Nachfragerückgang um 1,2 Mio. Barrel pro Tag und lag damit am unteren Ende der Prognosen. Entsprechend gering ist das Potenzial für eine nochmalige EIA-Abwärtsrevision. Eine Stabilisierung der Nachfrageprognosen könnte sich positiv auf den Ölpreis auswirken, weil im Gegensatz dazu das Angebot weiter fallen wird.


Edelmetalle

Gold hat seit gestern knapp 30 US-Dollar verloren und handelt aktuell bei 915 USD je Feinunze. Der Preisrückgang geschah trotz unterstützender Nachrichten in Form eines gestiegenen Ölpreises (Inflation) und weiter fallender Aktienmärkte (Risikoaversion). Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Investoren nicht mehr den Rückgang der sonstigen Nachfrage kompensieren können. Somit nimmt die Gefahr zu, dass Gold kurzfristig unter die Marke von 900 USD fällt.

Denn während der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, gestern unveränderte Goldbestände von 1.029 Tonnen meldet, fällt die Schmucknachfrage weiter. So meldet der Gold- und Schmuckverband in Abu Dhabi, dass der dortige Goldabsatz in den Monaten Januar und Ferbuar im Vergleich zum Vorjahr um 70% eingebrochen ist. Zwar geht der Verband davon aus, dass bei niedrigeren Goldpreisen die Nachfrage wieder anspringen wird. Dies könnte aufgrund der Wirtschaftskrise aber noch einige Monate andauern.


Industriemetalle

Nach der Weltbank hat nun auch der IWF die Wachstumsprognosen für dieses Jahr dramatisch nach unten geschraubt. Der IWF rechnet jetzt mit einem Schrumpfen der Weltwirtschaft und warnt, dass ein solcher Konjunktureinbruch einmalig zu unseren Lebzeiten ist. Solche "Wachstums"-Perspektiven haben verherrende Implikationen für den Metallmarkt, der normalerweise sehr konjunkturelastisch ist. Die Signale sind derzeit äußerst widersprüchlich. Einerseits deuten die meisten Signale auf eine Periode anhaltender Konjunkturschwäche hin.

Andererseits geht der mit Abstand wichtigste Metallverbraucher weltweit, China, von einem Wirtschaftswachstum von 8% aus. Eine mögliche Erklärung für das derzeitige Geschehen am Stahlmarkt gibt der Weltstahlverband. Man geht davon aus, dass für die dramatischen Ereignisse der letzten Monate vor allem der Abbau der Lagerbestände verantwortlich war und dieser Prozess bald abgeschlossen sein wird. Derzeit sei die Angebots-/Nachfrage-Situation nahezu ausgeglichen und zum Jahresende dürften viele Stahlunternehmen in das Jahr 2010 deutlich optimitischer als zuletzt blicken.

Es überrascht nicht, dass in einer solchen Situation die Industriemetallpreise sehr volatil sind und heute bereits den Großteil der gestrigen Verluste aufholen. Wir gehen von einem volatilen Seitwärtsverlauf aus und rechnen mit einer längerfristigen Bodenbildung bei den meisten Industriemetallen in den nächsten Wochen.

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Agrarrohstoffe:

Das brasilianische Landwirtschaftsministerium Conab hat die Prognose für die heimische Sojabohnenernte in diesem Erntejahr auf 57,6 Mio. Tonnen nach oben revidiert, nach 57,2 Mio. Tonnen im Februar.

Die Prognose für die Maisernte liegt nun bei 50,4 Mio. Tonnen und damit ebenfalls etwas höher als in der Februarschätzung von 50,3 Mio. Tonnen. Die Ernteperspektiven haben sich durch die Regenfälle in den vergangenen Wochen etwas verbessert. Dennoch dürfte die vorherige Dürre zu deutlichen Ernteeinbußen führen.

Die aktuellen Ernteschätzungen liegen noch immer deutlich niedriger als im Rekordjahr 2008, als in Brasilien 60 Mio. Tonnen Sojabohnen und 58,7 Mio. Tonnen Mais produziert wurden. Brasilien ist der nach den USA zweitgrößte Produzent und Exporteur von Sojabohnen weltweit. Bei Mais liegt das südamerikanische Land sowohl bei Produktion als auch Export an dritter Stelle.

Entsprechend ist damit zu rechnen, dass auch das USDA seine Ernteschätzungen für die weltweite Produktion von Mais und Sojabohnen nach oben revidiert, zumal sich auch im benachbarten Argentinien durch die Regenfälle die Ernteperspektiven verbessert haben und die vorherigen Schätzungen wohl etwas zu pessimstisch erscheinen. Die robuste Nachfrage vor allem nach Sojabohnen aus China dürfte jedoch dazu führen, dass das zusätzliche Angebot kaum preisbelastend wirkt.


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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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