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Edelmetalle Aktuell

31.03.2009  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.


  • Gold

Der Goldpreis konnte in den letzten zehn Tagen zeitweise zwar noch einmal deutlich zulegen, am Ende seine Gewinne dann aber nicht verteidigen. Gestern Mittag notierte er zeitweise bei gerade einmal noch 913 $ je Unze und damit fast 3 Prozent unter dem Stand von vor zehn Tagen.

Zunächst hatte es nach einem derartigen Verlust gar nicht ausgesehen, konnte das Metall doch seine explosionsartige Erholung vom vorletzten Mittwoch erst einmal fortsetzen und mit fast 967 $ je Unze den höchsten Stand seit dem 25. Februar erreichen.

Die bereits erwähnte Vorlage eines Plans zur Übernahme sog. 'giftiger Wertpapiere' durch die US-Regierung sorgten dann bei den Anlegern in den ersten drei Tagen der letzten Woche für mehr Optimismus hinsichtlich einer möglichen Erholung der Wirtschaft, damit dann für steigende Aktienkurse und nicht zuletzt deshalb dann für einen deutlichen Rückschlag beim Goldpreis. Dieser fiel bis zum vergangenen Mittwoch auf 916 $ zurück, Meldungen über ein Anziehen der Hausverkäufe in den USA trugen ihren Teil zu dem Einbruch bei.

Schnäppchenjäger sorgten dann aber, auch mit Blick auf den auf fast 55 $ je Barrel kletternden Ölpreis, zwar noch einmal für eine Erholung auf über 940 $ je Unze, am Ende entpuppte sich diese aber als Strohfeuer. Kurz vor und nach dem Wochenende erreichte der Preis vorübergehend die oben bereits erwähnten 913 $ je Unze, bevor er sich im Laufe des gestrigen Tages wieder leicht erholte.

Das gelbe Metall litt im Berichtszeitraum ein wenig auch unter einer Verlangsamung der Nachfrage nach ETFs. Hier legten die bisher von Investoren eingegangenen Positionen beim wichtigsten Gold–ETF, dem SPDR Gold Trust, zwar noch einmal auf einen Rekordstand von 1.127,44 Tonnen zu, verglichen mit den massiven Anstieg im letzten Berichtszeitraum war dies aber nur ein relativ kleiner Zugewinn.

Die Nachfrage nach Investmentbarren hielt unterdessen zumindest in Mitteleuropa weiter an. Außer bei den Kilobarren gibt es bei allen Stückelungen noch immer mehr oder weniger lange Wartezeiten.

Auf der anderen Seite gab es aber auch Berichte über eine weiter steigende Produktion in China. Hier wird nach Aussage des Industrieministeriums in diesem Jahr eine Gesamtausbringung von 290 Tonnen erwartet. Gegenüber 2008 würde dies noch einmal ein Plus von knapp 3 Prozent bedeuten. Die noch im Boden befindlichen, aber schon identifizierten Goldreserven sollen, so derzeit der Plan, in diesem Jahr um 800 Tonnen steigen. Letztes Jahr waren die abbaubaren Gesamtvorräte noch mit 4.634 Tonnen beziffert worden. Damit verfügte der zur Zeit größte Goldproduzent der Welt aber nur über die siebtgrößten Reserven im Boden.

Der Anfall an Altgold hat sich sowohl in Asien, wie auch hier in Europa in den letzten Tagen etwas verlangsamt. Trotzdem warf die Nachrichtenagentur Reuters in einem Sonderbericht in der letzten Woche noch einmal ein ziemlich irritierendes Schlaglicht auf den indischen Markt: Von dort berichtete ein Korrespondent, dass das Land durch den Anfall von Altgold im Februar und wahrscheinlich auch im März ein Nettoexporteur von Gold gewesen sei. Angesichts dessen, dass Indien traditionell eigentlich der mit Abstand größte physische Abnehmermarkt für Gold war, stellt sich schon die Frage, was mit dem Goldpreis zuletzt hätte passieren können, wenn nicht die Nachfrage nach Barren und ETFs einen ganz dicken Rettungsring für das gelbe Metall gebildet hätte.

Für die nächsten Tage erwarten wir beim Gold jetzt aber erst einmal eine Handelsspanne zwischen 900 $ und 950 $ je Unze. Charttechnisch hat sich dabei in den letzten Wochen eine Dreiecksformation herausgebildet, die, wenn der Preis nach oben oder unten aus ihr ausbrechen sollte, sicher viel beachtet werden und eine deutliche Preisbewegung in die entsprechende Richtung auslösen dürfte.


  • Silber

Dem allgemeinen Trend bei den Edelmetallen folgend, konnte auch der Silberpreis die schon an unserem letzten Berichtstag eingeleitete Erholung weiter fortsetzen. Die Notierung stieg dabei noch am 19. März nach einem kurzen Verharren zwischen 12,60 $ und 12,90 $ je Unze ungebremst weiter auf 13,70 $ an.

In den Folgetagen wurden dann sogar fast 13,90 $ je Unze erreicht, dies war der höchste Silberpreis der letzten vier Wochen.

Der deutliche Einbruch des Goldpreises in der Mitte der vergangenen Woche hinterließ dann auch seine Spuren bei dem Schwestermetall. Dessen Kurs fiel um fast 5 Prozent auf knapp über 13 $ zurück, allerdings nur, um dann am Donnerstag wieder Fahrt aufzunehmen und auf 13,70 $ zuzulegen. So wie der vorherige Einbruch war auch diese Erholung aber nur von kurzer Dauer, am Ende fiel das Silber in den Bereich rund um die Marke von $ 13,30 zurück und auf diesem Niveau ging sie dann auch in das Wochenende. Am Montag fiel das Metall sogar noch etwas weiter auf am Ende gerade einmal 13,00 $ zurück.

Im Gegensatz zu den opportunistisch agierenden Spekulanten, die in diesen Tagen sehr schnell bereit sind, ihre Meinung den Bewegungen des Marktes anzupassen, halten die längerfristig orientierten Anleger dem Metall weiter die Treue: Das zeigt sich nicht nur an der andauernden Nachfrage nach Silber in Form von Barren hier in Mitteleuropa, sondern auch an dem neuerlichen Rekordstand, den der wichtigste Silber-ETF am vergangenen Donnerstag verzeichnen konnte. Die in dem iShares Silver Trust gebundenen Mengen stiegen an nur einem Tag um über 116 auf nun 8.180,46 Tonnen. Diese Menge entspricht immerhin 40% einer Weltjahresproduktion. In Form von Terminkontrakten an der Börse wäre eine solche Menge sicher ein Alarmsignal, da sie sich aber in den (geduldigeren) Händen von ETF-Käufern befinden, ist eine rasche Liquidation dieser Positionen eher unwahrscheinlich und ein akute Gefahr für den Silberpreis besteht aus dieser Ecke wohl eher nicht.

Was ansonsten die weiteren Aussichten für den Silberpreis angeht, befindet sich das Metall unverändert in einer breiten, auch charttechnisch abgesicherten Handelsspanne zwischen 12,50 $ und 14 $ je Unze. Ein rasches Ausbrechen aus diesem Bereich halten wir derzeit für eher unwahrscheinlich.

Auch die Streiks der vergangenen Tage und Wochen, seit längerem schon bei Penoles in Mexiko, sowie einige Tage lang in vier bedeutenden Minen bei Hochschild in Peru, dürften an der insgesamt neutralen Großwetterlage nur wenig ändern. In einer Phase großer industrieller Nachfrage sähe dies sicher anders aus, allerdings kann aktuell von einer Erholung der Käufe aus dieser Ecke noch immer nicht die geringste Rede sein.


  • Platin

Im Gegensatz zum Gold, das deutlich tiefer als zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts notiert und zum Silber, das in etwa auf demselben Niveau notiert, konnten die beiden wichtigsten Platinmetalle deutlich zulegen.

Das Platin lag zuletzt mit 1.120 $ je Unze rund $ 50 über dem Niveau von vor zehn Tagen. Zwischenzeitlich hatte das Metall sogar fast 1.160 $ gekostet. Dies war das höchste Niveau seit Ende September.

Verantwortlich für diese Kursgewinne war die Hoffnung von Spekulanten und Investoren gleichermaßen auf eine Wendung der Weltwirtschaft zum Besseren hin. Die Käufer beriefen sich dabei auf überraschend gute Wirtschaftszahlen aus den USA (so bei Hausverkäufen und langlebigen Wirtschaftsgütern), sowie den Plan der US-Regierung, 'giftige Wertpapiere' im Gegenwert von bis zu einer Billion US-Dollar von den Banken zu übernehmen. Damit solle das Finanzsystem unterstützt werden, dass immer noch einer wirtschaftlichen Erholung entgegen stehe, teilte das US-Finanzministerium in Washington mit.

Zum Schluss konnte das Platin die erreichten Höchstkurse dann aber doch nicht verteidigen und damit kehrte wahrscheinlich auch wieder ein Stück mehr Realität ein. Bis jetzt lässt nämlich die industrielle Nachfrage weiter deutlich zu wünschen übrig. Erst heute morgen teilte der Verband der japanischen Automobilproduzenten Japans mit, dass im Februar die Produktion gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent eingebrochen sei. Dieser Kollaps übertrifft sogar noch den Wert vom Januar, damals hatte das Minus bei 41 Prozent gelegen.

Da alle anderen traditionell Platin verbrauchenden Industriezweige derzeit ebenfalls mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben (wer baut angesichts der derzeitigen Wirtschaftslage im Moment schon neue Ölraffinerien, Glaswannen oder Chemieanlagen) ruht die Hoffnung für das Platin vor allem auf dem chinesischen Markt, von dem seit geraumer Zeit schon über steigende Einfuhren berichtet werden. Zumindest ein Teil dieser Einfuhren dürfte auf einen steigenden Bedarf der Fahrzeugindustrie zurückgehen. Hier könnten sowohl die zuletzt stabilisierten Autoverkäufe, wie auch neue Abgasvorschriften z.B. für motorisierte Zweiräder eine Rolle spielen.

Insgesamt noch wenig optimistisch zeigte sich auch der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Lonmin, dem drittgrößten südafrikanischen Platinproduzenten. Ian Farmer erklärte am Freitag in einem Interview, dass die Hoffnungen auf einen ausgeglichenen Platinmarkt in diesem Jahr vermutlich trügen würden. Die Ursache dafür sei, dass die Produktion nicht so schnell falle wie die Nachfrage nach dem weißen Metall. Die Produktion bei Lonmin selbst lag im letzten Quartal aber bereits deutlich tiefer als im Vorjahr. Mit 133.000 Unzen Platin (und 243.000 Unzen Platinmetallen insgesamt) betrug das Minus 14 Prozent. Farmer ergänzte, dass schon bei einem Preis von 1.000 $ je Unze ein Viertel der südafrikanischen Produktion unprofitabel sein würde.

Die langfristige Charttechnik spielt bei den Platinmetallen im Moment insgesamt keine große Rolle. Eine Erklärung dafür ist die extreme Volatilität der letzten 15 Monate, die derzeit keine sinnvollen Rückschlüsse zulässt. Kurzfristig gibt es nun aber eine Unterstützung bei 1.100 $ (und damit knapp unter dem aktuellen Niveau) und danach dann bei 1.080 $ je Unze. Wir würden dabei nicht ausschließen, dass die nächsten Bewegung erst einmal wird südwärts ausgerichtet ist. Erst bei Kursen im Bereich von 1.030 $ bieten sich dabei für Industrieunternehmen wieder interessante Einstiegsmöglichkeiten.


  • Palladium

Eine in schwierigen Zeiten überraschend deutliche Aufwärtsbewegung konnte in den letzten Tagen das Palladium verzeichnen. Das weiße Metall stieg, sicher auch getrieben von der Hoffnung auf höhere Autoverkaufszahlen in den USA bis zum vergangenen Donnerstag auf 227 $ je Unze an. Das bisherige Jahreshoch von Mitte Februar übertraf es damit knapp, das vorletzte Zwischenhoch von Anfang November bei $ 235 verfehlte es aber deutlich. Während die spekulativen Käufe in der vergangenen Woche sicher eher auf amerikanische Marktteilnehmer zurückgingen, wurde aber auch von japanischen Käufen berichtet, die stattgefunden hätten. Am Ende konnte sich das Metall aber auf dem hohen Niveau nicht halten und fiel auf 214 $ je Unze zurück, immerhin im Vergleich zum letzten Bericht ein Plus von 10 Prozent.


  • Rhodium, Ruthenium, Iridium

Unter den drei kleinen Platingruppenmetallen machte in den letzten zehn Tagen vor allem das Rhodium durch gestiegenes Interesse auf sich aufmerksam. Da es sich dabei aber gleichermaßen um Kauf-, wie um Verkaufsinteresse handelte, zeigte sich bei den Notierungen des teuersten aller Edelmetalle am Ende nur eine eher verhaltene Reaktion. Heute Morgen lag der Preis bei 1.100 $ - 1.200 $ je Unze und damit lediglich 50 $ höher als zum Zeitpunkt der Abfassung unseres letzten Berichts.

Keine Veränderungen ergaben sich bei den beiden Schwestermetallen des Rhodiums. Ruthenium notiert weiter bei 50 $ - 80 $ und Iridium wechselt unverändert bei 375 $ - 425 $ den Besitzer.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH





Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.



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