Edelmetalle Aktuell
08.04.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Der Goldpreis hat in den letzten zehn Tagen deutlicher als erwartet an Wert verloren. Ausgehend von einem Niveau von 918 $ je Unze, konnte er sich dabei in den ersten Tagen der Berichtsperiode sogar leicht befestigen, über 932,50 $ am Mittwoch der vergangenen Woche kam er dabei aber nicht mehr hinaus.
Anfangs positiv beeinflusst war der Goldmarkt vor allem durch Meldungen über den anhaltenden Erfolg verschiedener ETFs. So gab die Zürcher Kantonalbank bekannt, dass die Summe der Goldanlagen in ihrem Gold-ETF im ersten Quartal um 37,5% auf immerhin fast 136 Tonnen angestiegen sei. Der vom Bankhaus Julius Bär emittierte ETF verdreifachte sich im gleichen Zeitraum auf über 30 Tonnen und der ohnehin mit weitem Abstand führende Spitzenreiter unter den Gold-ETFs, der SPDR Gold Trust, erreichte am 29. März ein neues Rekordniveau von 1.127,44 Tonnen.
Auch die Nachfrage nach physischen Goldanlagen wie Barren und Münzen ist zumindest hier in Mitteleuropa ungebrochen. Noch immer kommt es bei den meisten Barrentypen (und bei den Münzen sowieso) zu längeren Wartezeiten, obwohl die Produktion weiter auf Hochtouren läuft. Wir schätzen, dass im Jahr 2008 bis zu 100 Tonnen physisches Gold (ohne ETFs und ETCs) in Deutschland verkauft wurden, davon rund 2/3 in Form von Barren. Diese Tonnage dürfte ein neuer historischer Höchststand sein und sogar die Zahlen der späten 70er Jahre, als Gold (vor allem in Form von Krügerrand) in Deutschland schon einmal eine Kaufwelle erlebte, deutlich in den Schatten stellen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag die anteilige Verkaufsmenge im Übrigen sogar noch höher als der Durchschnitt des vergangenen Jahres.
Angesichts solcher Zahlen lassen sich die global nach wie vor schlechten Absatzmengen in der Schmuckindustrie bisher verschmerzen. So wurde in der vergangenen Woche berichtet, dass die Schmuckexporte Italiens im vergangenen Jahr um 13% auf 212 Tonnen eingebrochen seien. Und die Türkei, seit Jahren eigentlich verlässliche Stütze für den physischen Goldabsatz, hat nach zwei Totalausfällen im Januar und Februar im März zwar wieder etwas Gold importiert, die berichteten 40 kg (-94% gegenüber März 2008) waren aber nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
In dieser Situation reagiert der Markt dann fast zwangsläufig negativ auf schlechtere Nachrichten, die ihn zum Thema Gold erreichen. So ebbte nach der jüngsten Kaufwelle die Nachfrage nach ETFs in der Mitte der vergangenen Woche ab; die EZB gab am bekannt, dass sie eine Menge von 35,5 Tonnen Gold verkauft habe (Details siehe Link auf Seite 4) und auf dem G20-Gipfel in London wurde der Verkauf von 403 Tonnen Gold durch den Internationalen Währungsfonds "beschlossen" (der Plan hierzu bestand schon vorher; siehe Link).
In einer anderen Situation in den letzten Tagen hätte die EZB dem Goldpreis dabei sogar einen positiven Anschub geben können: Mit ihrer eher geringer als erwartet ausgefallenen Zinssenkung sorgte sie für einen Anstieg der EUR/USD-Rate auf zeitweise fast 1,36; ein in einer solchen Situation eigentlich zu erwartender, positiver Effekt für den Goldpreis blieb aber aus.
Statt dessen verlor dieser vom vergangenen Donnerstag an deutlich an Wert und erreichte an diesem Montag mit nur noch 865 $ je Unze nicht nur einen vorläufigen Tiefpunkt, sondern auch den niedrigsten Wert seit Ende Januar. Zusätzlich zu den o. g. Meldungen sorgten dabei auch der wieder unter 50 $ je Barrel fallende Ölpreis, ein erneut erstarkender Dollar und das Durchbrechen einiger wichtiger Chartpunkte allesamt für Verkaufsdruck.
Auf dem Tiefstkurs kamen dann allerdings schnell wieder Käufe auf, die den Goldpreis bis zum heutigen Morgen wieder auf über 880 $ ansteigen ließen. Händler begründeten die einsetzende Nachfrage auch mit Ängsten der Anleger im Hinblick auf die bevorstehende Berichtssaison der Unternehmen für das 1. Quartal. Hier werde allgemein davon ausgegangen, dass dieses weit verbreitet relativ düster ausgefallen sei. Auch die Schmucknachfrage dürfte angesichts des Rückgangs des Preises um rund 10% in zwei Wochen wieder etwas zunehmen, zumal in Indien Ende April Feiertage anstehen, bei denen traditionell Gold verschenkt wird. Auch Meldungen über eine geringere Produktion helfen: So erklärte AngloGold schon in der vergangenen Woche, dass die Ausbringung im 1. Quartal etwas geringer ausfallen würde, als zunächst geplant.
Aus den genannten Gründen rechnen wir nicht damit, dass das gelbe Metall in den nächsten Tagen den Tiefstkurs vom Montag nachhaltig nach unten durchbrechen könnte. Auf der anderen Seite wird es dem Gold schwerfallen, den massiven charttechnischen Widerstand, der momentan bei 940 $ liegt, zu durchbrechen. Aus diesem Grund müssen wir uns wohl auch von dem von uns ursprünglich prognostizierten Erreichen eines neuen Allzeithochs von 1.100 $ noch im 2. Quartal verabschieden. Im Moment sieht es eher danach aus, als ob das gelbe Metall in den nächsten 10 Wochen in einer Spanne zwischen 800 $ und 1.000 $ je Unze verharren wird.
Mit Blick auf das zweite Halbjahr sehen wir aber weiter die Chance auf neue Rekordkurse. Dabei wird eine wesentliche Rolle spielen, ob es angesichts der Geldmengenausweitung der letzten Monate erste Anzeichen für eine steigende Inflation gibt. Auch die Frage nach der weiteren Entwicklung im Finanzsektor und in der Wirtschaft dürfte eine wesentliche Rolle spielen. Sollten die oben schon erwähnten Unternehmensergebnisse noch schlechter ausfallen als ohnehin schon erwartet, dürfte dies den Goldpreis ebenfalls beflügeln.
Bei unseren Überlegungen spielt auch eine wesentliche Rolle, dass (lokal und auch weltweit) bei der breiten Masse der Anleger der Gedanke an Gold als Portfoliobeimischung noch immer nicht angekommen ist. Würde z.B. jeder Deutsche auch nur eine Unze Gold pro Jahr kaufen - und das würde gerade einmal 55 € pro Monat kosten - würde die komplette weltweite Jahresproduktion alleine zwischen Flensburg und Garmisch "verdunsten". Für den Rest der Welt bleibe dann aber kein Gramm mehr übrig.
Gestern veröffentlichte das weltweit anerkannte Analysehaus GFMS seinen Jahresbericht "Gold Survey 2009" zur aktuellen Lage auf dem Goldmarkt. In ihrem Bericht, der sicherlich der am besten recherchierte auf dem Goldmarkt ist, weisen die Londoner darauf hin, dass es 2008 einen Rückgang der industriellen Nachfrage um 7% gegeben habe, zum größten Teil aufgrund der Einbrüche bei der Schmucknachfrage.
Auf der anderen Seite stieg das Angebot an auf den Markt zurückfließendem Altgold um 27% auf über 1.200 Tonnen an.
Die Rückkäufe von "alten" Termingeschäften durch Produzenten sanken im letzten Jahr um 19% und GFMS erwartet hier für 2009 einen weiteren Rückgang. Ende 2008 verfügten Minen über ausstehende Geschäfte in Höhe von nur noch 500 Tonnen, Ende der 90er Jahre hatte die Menge noch bei über 3.000 Tonnen gelegen.
Die Neuproduktion ist laut GFMS im Jahr 2008 erneut, und zwar um 3% auf das niedrigste Niveau seit 1996 gefallen und abwärts ging es auch mit den Zentralbankverkäufen: Bei ihnen war ein Minus von 20% auf 246 Tonnen zu verzeichnen gewesen.
In der beschriebenen Ausgangssituation war dann das Investment in Gold eine wesentliche Nachfrage- und Preisstütze, dieses stieg im Vergleich zum Vorjahr um 76%.
Ingesamt erwartet GFMS auch weiterhin ein vorteilhaftes Umfeld für das gelbe Metall und schließt für die Zukunft ebenfalls einen Test der Marke von 1.100 $ nicht aus.
Der sehr detaillierte, insgesamt 120seitige Bericht "Gold Survey 2009" kann über die Webseite von GFMS www.gfms.co.uk zum Preis von 440 € bestellt werden.
Auffallend beim Silber war in den letzten Tagen die deutliche Belebung der industriellen Nachfrage in Europa in dem Moment, in dem die Notierung unter die Marke von 300 € je Kilogramm fiel.
Dieser Umstand hat sicher mit zur Stabilisierung des Silberpreises im Bereich knapp über der Marke von 12 $ je Unze beigetragen, auf den das Metall angesichts der starken Verluste der Goldnotierung zwischenzeitlich gefallen war. Neben den vom Goldpreisverfall ausgelösten Abgaben hatte das Silber auf dem Weg nach unten aber auch noch mit Verkäufen aufgrund des Durchbrechens zweier wichtiger charttechnischer Unterstützungslinien zu kämpfen. Dieses sorgte für den Ausstieg einiger eher spekulativ orientierter Handelsadressen aus ihren Positionen. Die genannte 12 $-Marke war dann bereits schon der nächste wichtige Chartpunkt, auf ihm endete, wie beschrieben, der Preisverfall. Neben den bereits erwähnten industriellen Endverbrauchern waren es auf dem tiefen Niveau vor allem auch wieder längerfristig orientierte Investoren, welche die niedrigen Preise für neue Käufe nutzten. Beim populärsten ETF gab es deshalb am Ende wieder einmal einen neuen Höchststand, über 8.413 Tonnen Silber sind hier inzwischen gebunden. Auch die Nachfrage nach den populären Silberbarren mit einem Gewicht von 1 und 5 kg seitens privater Investoren hielt hierzulande weiter an.
Für die nächsten Tage rechnen wir nicht mit einer gravierenden Bewegung in der einen oder anderen Richtung. Insgesamt wird der Goldpreis die grobe Richtung vorgeben und Preise zwischen 12 $ und 12,70 $ je Unze dürften bis Ostern erst einmal die äußeren Enden der Handelsspanne bilden.
Eine Entwicklung, wie es sie in den vergangenen zehn Tagen beim Platin gegeben hat, hätten sich die Goldhändler und -anleger sicher auch gewünscht. Statt dessen lief die Entwicklungen in völlig entgegengesetzte Richtungen und während das Gold deutliche Einbußen hinnehmen musste, brillierte das Platin mit einem Anstieg der Notierung um fast drei Prozent.
Es gab ein Reihe von Gründen, die diesen Anstieg unterstützten. Begonnen hatte es mit der Veröffentlichung der Autoverkaufszahlen für den Monat März. Zwar gab es in verschiedenen Ländern noch immer deutliche Einbrüche zu verzeichnen, allerdings fielen diese im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich weniger dramatisch aus als noch im Januar und Februar. In einigen Ländern, so z.B. in Deutschland aufgrund der außerordentlich erfolgreichen und nun sogar noch einmal verlängerten Abwrackprämie kam es im letzten Monat zu einem deutlichen Anstieg der Neuzulassungen im Vergleich zu 2008.
Noch besser sah es in China aus: Hier könnte, eine endgültige Bestätigung steht allerdings och aus, im vergangenen Monat sogar ein neuer Allzeitrekord beim Autoabsatz erreicht worden sein, der den bisher besten Monat März 2008 mit 1,06 Mio. Fahrzeugen noch in den Schatten stellt. Sollte sich dies am Ende bewahrheiten, steuert das Reich der Mitte nach Ansicht von Marktbeobachtern in diesem Jahr sogar auf einen neuen Jahresrekord zu. Wie in Deutschland ist auch in China eine massive staatliche Unterstützung in Form eines ganzen Maßnahmenpakets für die seit Januar andauernde Trendwende verantwortlich.
Ein weiterer Pluspunkt für das Platin war zusätzlich die Nachricht, dass die Anlagefirma ETF Securities plant, nun auch in den USA ETFs auf Platin und Palladium an der Börse einzuführen. Bisher gab es solche Produkte nur in Europa. Diese glänzten nach einer in dieser Woche veröffentlichten Meldung mit einem kräftigen Anstieg der Verkaufsmenge im ersten Quartal um 87% auf jetzt 10 Tonnen Platin (beim Palladium gab es ein Plus von 64%).
Angesichts der positiven Entwicklung auf einigen Automärkten und des Interesses, auf das Platin nicht zuletzt deshalb auch wieder bei den Investoren stößt, könnte es doch schneller als ursprünglich erwartet zu einer nachhaltigeren Stabilisierung des Platinpreises kommen. Positiv auf den Preis wirkt sich dabei auch die neuerliche Stärke des Rand aus, der die Produktion in Südafrika verteuert und deshalb stabilisierend wirkt. Wir bleiben vorerst bei unserer Kaufempfehlung für Industrieunternehmen bei 1.030 $, es würde aber vielleicht nicht schaden, einen Teil des zukünftigen Bedarfs auch schon vorher einzudecken.
Das Palladium folgte in den letzten Tagen seinem Schwestermetall und legte dabei von 213 $ auf zeitweise 230 $ je Unze zu. Die Gründe, die sich in den letzten Tagen positiv für das Platin auswirkten, können dabei fast eins zu eins für das Palladium mit übernommen werden. Langfristig sehen wir bei dem Metall aus den bekannten Gründen weiter erhebliches Preispotential und empfehlen industriellen Endverbrauchern, sich entsprechend zu positionieren.
Die Umsätze beim Rhodium haben sich in den letzten Tagen deutlich abgeschwächt. Da es aber noch immer Interesse sowohl auf der Kauf– wie auf der Verkaufsseite gibt, hat sich die Notierung vom Stand der Woche nicht wegbewegt. Nach wie vor handelt das Metall damit bei 1.100 $ - 1.200 $ je Unze.
Erneut keine Veränderungen gab es bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Ruthenium liegt bei 50 $ - 80 $ und Iridium bei 375 $ - 425 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Der Goldpreis hat in den letzten zehn Tagen deutlicher als erwartet an Wert verloren. Ausgehend von einem Niveau von 918 $ je Unze, konnte er sich dabei in den ersten Tagen der Berichtsperiode sogar leicht befestigen, über 932,50 $ am Mittwoch der vergangenen Woche kam er dabei aber nicht mehr hinaus.
Anfangs positiv beeinflusst war der Goldmarkt vor allem durch Meldungen über den anhaltenden Erfolg verschiedener ETFs. So gab die Zürcher Kantonalbank bekannt, dass die Summe der Goldanlagen in ihrem Gold-ETF im ersten Quartal um 37,5% auf immerhin fast 136 Tonnen angestiegen sei. Der vom Bankhaus Julius Bär emittierte ETF verdreifachte sich im gleichen Zeitraum auf über 30 Tonnen und der ohnehin mit weitem Abstand führende Spitzenreiter unter den Gold-ETFs, der SPDR Gold Trust, erreichte am 29. März ein neues Rekordniveau von 1.127,44 Tonnen.
Auch die Nachfrage nach physischen Goldanlagen wie Barren und Münzen ist zumindest hier in Mitteleuropa ungebrochen. Noch immer kommt es bei den meisten Barrentypen (und bei den Münzen sowieso) zu längeren Wartezeiten, obwohl die Produktion weiter auf Hochtouren läuft. Wir schätzen, dass im Jahr 2008 bis zu 100 Tonnen physisches Gold (ohne ETFs und ETCs) in Deutschland verkauft wurden, davon rund 2/3 in Form von Barren. Diese Tonnage dürfte ein neuer historischer Höchststand sein und sogar die Zahlen der späten 70er Jahre, als Gold (vor allem in Form von Krügerrand) in Deutschland schon einmal eine Kaufwelle erlebte, deutlich in den Schatten stellen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres lag die anteilige Verkaufsmenge im Übrigen sogar noch höher als der Durchschnitt des vergangenen Jahres.
Angesichts solcher Zahlen lassen sich die global nach wie vor schlechten Absatzmengen in der Schmuckindustrie bisher verschmerzen. So wurde in der vergangenen Woche berichtet, dass die Schmuckexporte Italiens im vergangenen Jahr um 13% auf 212 Tonnen eingebrochen seien. Und die Türkei, seit Jahren eigentlich verlässliche Stütze für den physischen Goldabsatz, hat nach zwei Totalausfällen im Januar und Februar im März zwar wieder etwas Gold importiert, die berichteten 40 kg (-94% gegenüber März 2008) waren aber nicht mehr als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.
In dieser Situation reagiert der Markt dann fast zwangsläufig negativ auf schlechtere Nachrichten, die ihn zum Thema Gold erreichen. So ebbte nach der jüngsten Kaufwelle die Nachfrage nach ETFs in der Mitte der vergangenen Woche ab; die EZB gab am bekannt, dass sie eine Menge von 35,5 Tonnen Gold verkauft habe (Details siehe Link auf Seite 4) und auf dem G20-Gipfel in London wurde der Verkauf von 403 Tonnen Gold durch den Internationalen Währungsfonds "beschlossen" (der Plan hierzu bestand schon vorher; siehe Link).
In einer anderen Situation in den letzten Tagen hätte die EZB dem Goldpreis dabei sogar einen positiven Anschub geben können: Mit ihrer eher geringer als erwartet ausgefallenen Zinssenkung sorgte sie für einen Anstieg der EUR/USD-Rate auf zeitweise fast 1,36; ein in einer solchen Situation eigentlich zu erwartender, positiver Effekt für den Goldpreis blieb aber aus.
Statt dessen verlor dieser vom vergangenen Donnerstag an deutlich an Wert und erreichte an diesem Montag mit nur noch 865 $ je Unze nicht nur einen vorläufigen Tiefpunkt, sondern auch den niedrigsten Wert seit Ende Januar. Zusätzlich zu den o. g. Meldungen sorgten dabei auch der wieder unter 50 $ je Barrel fallende Ölpreis, ein erneut erstarkender Dollar und das Durchbrechen einiger wichtiger Chartpunkte allesamt für Verkaufsdruck.
Auf dem Tiefstkurs kamen dann allerdings schnell wieder Käufe auf, die den Goldpreis bis zum heutigen Morgen wieder auf über 880 $ ansteigen ließen. Händler begründeten die einsetzende Nachfrage auch mit Ängsten der Anleger im Hinblick auf die bevorstehende Berichtssaison der Unternehmen für das 1. Quartal. Hier werde allgemein davon ausgegangen, dass dieses weit verbreitet relativ düster ausgefallen sei. Auch die Schmucknachfrage dürfte angesichts des Rückgangs des Preises um rund 10% in zwei Wochen wieder etwas zunehmen, zumal in Indien Ende April Feiertage anstehen, bei denen traditionell Gold verschenkt wird. Auch Meldungen über eine geringere Produktion helfen: So erklärte AngloGold schon in der vergangenen Woche, dass die Ausbringung im 1. Quartal etwas geringer ausfallen würde, als zunächst geplant.
Aus den genannten Gründen rechnen wir nicht damit, dass das gelbe Metall in den nächsten Tagen den Tiefstkurs vom Montag nachhaltig nach unten durchbrechen könnte. Auf der anderen Seite wird es dem Gold schwerfallen, den massiven charttechnischen Widerstand, der momentan bei 940 $ liegt, zu durchbrechen. Aus diesem Grund müssen wir uns wohl auch von dem von uns ursprünglich prognostizierten Erreichen eines neuen Allzeithochs von 1.100 $ noch im 2. Quartal verabschieden. Im Moment sieht es eher danach aus, als ob das gelbe Metall in den nächsten 10 Wochen in einer Spanne zwischen 800 $ und 1.000 $ je Unze verharren wird.
Mit Blick auf das zweite Halbjahr sehen wir aber weiter die Chance auf neue Rekordkurse. Dabei wird eine wesentliche Rolle spielen, ob es angesichts der Geldmengenausweitung der letzten Monate erste Anzeichen für eine steigende Inflation gibt. Auch die Frage nach der weiteren Entwicklung im Finanzsektor und in der Wirtschaft dürfte eine wesentliche Rolle spielen. Sollten die oben schon erwähnten Unternehmensergebnisse noch schlechter ausfallen als ohnehin schon erwartet, dürfte dies den Goldpreis ebenfalls beflügeln.
Bei unseren Überlegungen spielt auch eine wesentliche Rolle, dass (lokal und auch weltweit) bei der breiten Masse der Anleger der Gedanke an Gold als Portfoliobeimischung noch immer nicht angekommen ist. Würde z.B. jeder Deutsche auch nur eine Unze Gold pro Jahr kaufen - und das würde gerade einmal 55 € pro Monat kosten - würde die komplette weltweite Jahresproduktion alleine zwischen Flensburg und Garmisch "verdunsten". Für den Rest der Welt bleibe dann aber kein Gramm mehr übrig.
Gestern veröffentlichte das weltweit anerkannte Analysehaus GFMS seinen Jahresbericht "Gold Survey 2009" zur aktuellen Lage auf dem Goldmarkt. In ihrem Bericht, der sicherlich der am besten recherchierte auf dem Goldmarkt ist, weisen die Londoner darauf hin, dass es 2008 einen Rückgang der industriellen Nachfrage um 7% gegeben habe, zum größten Teil aufgrund der Einbrüche bei der Schmucknachfrage.
Auf der anderen Seite stieg das Angebot an auf den Markt zurückfließendem Altgold um 27% auf über 1.200 Tonnen an.
Die Rückkäufe von "alten" Termingeschäften durch Produzenten sanken im letzten Jahr um 19% und GFMS erwartet hier für 2009 einen weiteren Rückgang. Ende 2008 verfügten Minen über ausstehende Geschäfte in Höhe von nur noch 500 Tonnen, Ende der 90er Jahre hatte die Menge noch bei über 3.000 Tonnen gelegen.
Die Neuproduktion ist laut GFMS im Jahr 2008 erneut, und zwar um 3% auf das niedrigste Niveau seit 1996 gefallen und abwärts ging es auch mit den Zentralbankverkäufen: Bei ihnen war ein Minus von 20% auf 246 Tonnen zu verzeichnen gewesen.
In der beschriebenen Ausgangssituation war dann das Investment in Gold eine wesentliche Nachfrage- und Preisstütze, dieses stieg im Vergleich zum Vorjahr um 76%.
Ingesamt erwartet GFMS auch weiterhin ein vorteilhaftes Umfeld für das gelbe Metall und schließt für die Zukunft ebenfalls einen Test der Marke von 1.100 $ nicht aus.
Der sehr detaillierte, insgesamt 120seitige Bericht "Gold Survey 2009" kann über die Webseite von GFMS www.gfms.co.uk zum Preis von 440 € bestellt werden.
- Silber
Auffallend beim Silber war in den letzten Tagen die deutliche Belebung der industriellen Nachfrage in Europa in dem Moment, in dem die Notierung unter die Marke von 300 € je Kilogramm fiel.
Dieser Umstand hat sicher mit zur Stabilisierung des Silberpreises im Bereich knapp über der Marke von 12 $ je Unze beigetragen, auf den das Metall angesichts der starken Verluste der Goldnotierung zwischenzeitlich gefallen war. Neben den vom Goldpreisverfall ausgelösten Abgaben hatte das Silber auf dem Weg nach unten aber auch noch mit Verkäufen aufgrund des Durchbrechens zweier wichtiger charttechnischer Unterstützungslinien zu kämpfen. Dieses sorgte für den Ausstieg einiger eher spekulativ orientierter Handelsadressen aus ihren Positionen. Die genannte 12 $-Marke war dann bereits schon der nächste wichtige Chartpunkt, auf ihm endete, wie beschrieben, der Preisverfall. Neben den bereits erwähnten industriellen Endverbrauchern waren es auf dem tiefen Niveau vor allem auch wieder längerfristig orientierte Investoren, welche die niedrigen Preise für neue Käufe nutzten. Beim populärsten ETF gab es deshalb am Ende wieder einmal einen neuen Höchststand, über 8.413 Tonnen Silber sind hier inzwischen gebunden. Auch die Nachfrage nach den populären Silberbarren mit einem Gewicht von 1 und 5 kg seitens privater Investoren hielt hierzulande weiter an.
Für die nächsten Tage rechnen wir nicht mit einer gravierenden Bewegung in der einen oder anderen Richtung. Insgesamt wird der Goldpreis die grobe Richtung vorgeben und Preise zwischen 12 $ und 12,70 $ je Unze dürften bis Ostern erst einmal die äußeren Enden der Handelsspanne bilden.
- Platin
Eine Entwicklung, wie es sie in den vergangenen zehn Tagen beim Platin gegeben hat, hätten sich die Goldhändler und -anleger sicher auch gewünscht. Statt dessen lief die Entwicklungen in völlig entgegengesetzte Richtungen und während das Gold deutliche Einbußen hinnehmen musste, brillierte das Platin mit einem Anstieg der Notierung um fast drei Prozent.
Es gab ein Reihe von Gründen, die diesen Anstieg unterstützten. Begonnen hatte es mit der Veröffentlichung der Autoverkaufszahlen für den Monat März. Zwar gab es in verschiedenen Ländern noch immer deutliche Einbrüche zu verzeichnen, allerdings fielen diese im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich weniger dramatisch aus als noch im Januar und Februar. In einigen Ländern, so z.B. in Deutschland aufgrund der außerordentlich erfolgreichen und nun sogar noch einmal verlängerten Abwrackprämie kam es im letzten Monat zu einem deutlichen Anstieg der Neuzulassungen im Vergleich zu 2008.
Noch besser sah es in China aus: Hier könnte, eine endgültige Bestätigung steht allerdings och aus, im vergangenen Monat sogar ein neuer Allzeitrekord beim Autoabsatz erreicht worden sein, der den bisher besten Monat März 2008 mit 1,06 Mio. Fahrzeugen noch in den Schatten stellt. Sollte sich dies am Ende bewahrheiten, steuert das Reich der Mitte nach Ansicht von Marktbeobachtern in diesem Jahr sogar auf einen neuen Jahresrekord zu. Wie in Deutschland ist auch in China eine massive staatliche Unterstützung in Form eines ganzen Maßnahmenpakets für die seit Januar andauernde Trendwende verantwortlich.
Ein weiterer Pluspunkt für das Platin war zusätzlich die Nachricht, dass die Anlagefirma ETF Securities plant, nun auch in den USA ETFs auf Platin und Palladium an der Börse einzuführen. Bisher gab es solche Produkte nur in Europa. Diese glänzten nach einer in dieser Woche veröffentlichten Meldung mit einem kräftigen Anstieg der Verkaufsmenge im ersten Quartal um 87% auf jetzt 10 Tonnen Platin (beim Palladium gab es ein Plus von 64%).
Angesichts der positiven Entwicklung auf einigen Automärkten und des Interesses, auf das Platin nicht zuletzt deshalb auch wieder bei den Investoren stößt, könnte es doch schneller als ursprünglich erwartet zu einer nachhaltigeren Stabilisierung des Platinpreises kommen. Positiv auf den Preis wirkt sich dabei auch die neuerliche Stärke des Rand aus, der die Produktion in Südafrika verteuert und deshalb stabilisierend wirkt. Wir bleiben vorerst bei unserer Kaufempfehlung für Industrieunternehmen bei 1.030 $, es würde aber vielleicht nicht schaden, einen Teil des zukünftigen Bedarfs auch schon vorher einzudecken.
- Palladium
Das Palladium folgte in den letzten Tagen seinem Schwestermetall und legte dabei von 213 $ auf zeitweise 230 $ je Unze zu. Die Gründe, die sich in den letzten Tagen positiv für das Platin auswirkten, können dabei fast eins zu eins für das Palladium mit übernommen werden. Langfristig sehen wir bei dem Metall aus den bekannten Gründen weiter erhebliches Preispotential und empfehlen industriellen Endverbrauchern, sich entsprechend zu positionieren.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die Umsätze beim Rhodium haben sich in den letzten Tagen deutlich abgeschwächt. Da es aber noch immer Interesse sowohl auf der Kauf– wie auf der Verkaufsseite gibt, hat sich die Notierung vom Stand der Woche nicht wegbewegt. Nach wie vor handelt das Metall damit bei 1.100 $ - 1.200 $ je Unze.
Erneut keine Veränderungen gab es bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Ruthenium liegt bei 50 $ - 80 $ und Iridium bei 375 $ - 425 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.