Edelmetalle Aktuell
23.04.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Nach den schweren Verlusten im letzten Berichtszeitraum, konnte sich das Gold zunächst weiter erholen. Der Preis für das gelbe Metall stieg dabei aber nur noch moderat von 888 $ auf 899 $ je Unze an. Im weiteren Verlauf der letzten Woche fiel die Notierung dann aber angesichts sich erholender Aktienmärkte in den Bereich der Tiefstkurse vom Anfang des Monats zurück, nur um anschließend nach Meldungen über neue Schwierigkeiten amerikanischer Banken doch wieder auf das Ausgangsniveau zu klettern.
Was die weitere Kursentwicklung angeht, wird es nun spannend. Vieles wird in den nächsten Tagen und Wochen davon abhängen, ob aus der Wirtschaft und von den Finanzmärkten eher positive oder eher negative Nachrichten kommen. Der Goldpreis dürfte davon jeweils unmittelbar beeinflusst werden und das in der aktuellen Situation stärker, als von kurzfristigen Bewegungen des €/$-Kurses oder des Ölpreises, die beide sonst eher tonangebend sind.
Vor allem dürften diese Meldungen auch Auswirkungen auf die offenen Positionen bei den ETFs haben. Hier kam es in den letzten Tagen zu teils massiven Abgaben in den fallenden Markt hinein. Offensichtlich sind doch nicht alle Inhaber entsprechender Pluspositionen so langfristig und preisunabhängig orientiert wie gedacht. Zumindest verträgt ein Teil von ihnen keine größeren Preisabschläge, wie man jetzt an den (Panik-?)Verkäufen sehen konnte.
Hinsichtlich des Interesses an physischem Gold gab es unterschiedliche Nachrichten. Während die Nachfrage in Indien Meldungen zufolge vor den dort anstehenden Feiertagen endlich wieder ansteigt, berichten unsere Kollegen aus Hongkong, dass das Kaufinteresse vor Ort trotz des jüngsten Preisrückgangs eher gering ist. Auch hier in Deutschland entspannt sich inzwischen die Lage bei den Investmentbarren. Eine zumindest temporär steigende Zuversicht bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, die sich u. a. auch an dem sprunghaft gestiegenen ZEW-Index für April zeigte, führte zu einem Abflauen bei der Nachfrage nach Goldbarren. Von nächster Woche an sollten deshalb alle größeren Barren (ab 1 Unze Gewicht), etwas später dann auch die kleineren, geprägten Barren wieder sofort lieferbar sein.
Das Silber stieg zusammen mit den anderen Metallen zunächst auf fast 13 $ je Unze an, nur um dann deutlich auf 11,80 $ und damit auf ein 3-Monatstief zu fallen. Aktuell liegt es wieder über 12 $, die weitere Entwicklung wird maßgeblich vom Gold beeinflusst werden.
Nach fast drei Monaten Streik haben die 300 Arbeiter in der MetMex-Scheideanstalt des mexikanischen Minengiganten Penoles Mitte letzter Woche ihre Arbeit wieder aufgenommen. Mit ihrem Ausstand, der am 8. Februar begonnen und dazu geführt hatte, dass Penoles im März ‚Force Majeure‘ in Bezug auf geplante Lieferungen aus der Fabrik erklären musste, haben die Arbeiter eine 6%ige Lohnerhöhung erstreiten können. In normalen Jahren produziert MetMex 580 Tonnen Silber und über 50 Tonnen Gold, dies sind 90% der in Mexiko geförderten Mengen an diesen beiden Edelmetallen.
Ein sehr gemischtes Bild ergab sich in den letzten beiden Wochen beim Platin. Während die industrielle Nachfrage trotz teilweise etwas besserer Nachrichten von den Automärkten noch immer nicht richtig in Fahrt kommt - was sich u. a. auch an dem noch immer vorhandenen, deutlichen Abschlag für Platinschwamm zeigt - gab es in den letzten Wochen zumindest anfangs eine überraschend gute Nachfrage sowohl durch Spekulanten, aber auch durch längerfristig orientierte Investoren. Zu deren Kaufentscheidungen beigetragen haben vor allem Meldungen über Pläne für neue ETFs auf Platin und da insbesondere für ein entsprechendes Produkt in den USA. Sollte dieses von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC tatsächlich genehmigt werden (bei einem ersten Versuch 2007 gab es seitens der SEC noch eine Absage), bietet sich unserer Meinung nach ein nicht zu unterschätzender Absatzmarkt für Platin.
Ebenfalls bekannt gewordene Pläne für ein ETF in Südafrika haben dagegen unserer Meinung nach kaum das Potenzial eine nennenswerte Absatzmenge zu erreichen.
Was den Platinpreis betrifft, reichte trotzdem schon alleine die Ankündigung der neuen Produkte aus, den nun schon seit Anfang Dezember andauernden Aufwärtstrend erst noch einmal fortzusetzen. Zeitweise erreichte das weiße Metall dabei in der letzten Woche 1.245 $ je Unze, dies war der höchste Stand seit Mitte September 2008. Gewinnmitnahmen sorgte in den letzten Tagen dann zwar für einen Rückfall, aktuell liegt die Notierung aber noch immer auf dem Niveau von vor Ostern.
Solange sich das Platin über der Marke von 1.140 $ halten kann, wird sich an der insgesamt noch immer eher positiven Tendenz auch nichts ändern. Zumindest charttechnisch gibt es derzeit bis hin zu einem Niveau von 1.300 $ je Unze wenig Widerstand. Allerdings rechnen wir vorerst nicht mit einem Test dieser Marke, sondern aufgrund mangelnder Nachfrage aus der Autoindustrie und eines wieder etwas gesunkenen Investoreninteresses eher mit einer Seitwärtsbewegung. Wirklich negativ für die weitere Preisentwicklung wäre dies aber nicht. Anders sähe es nur aus, wenn der Preis unerwartet unter das Niveau von 1.040 $ fallen würde.
Mit Spannung schauen viele Beteiligte auf den Platinmetallmärkten in diesen Tagen nach Südafrika. Am Kap finden am heutigen Mittwoch Parlamentswahlen statt. Das neu gewählte Parlament stimmt dann über den kommenden Staatspräsidenten ab, aussichtsreicher Kandidaten ist der international nicht unumstrittene Vorsitzende des ANC, Jacob Zuma. In Umfragen zur heutigen Wahl lag der seit dem Ende der Apartheid vor 15 Jahren regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) deutlich vorne, bislang hielt die Partei 70 Prozent der Mandate. Bei dieser Wahl droht ihr jedoch der Verlust ihrer Zwei-Drittel-Mehrheit, die erst Verfassungsänderungen ermöglicht. Stimmen abjagen könnte ihr insbesondere der Kongress des Volkes (Cope), der sich im Dezember aus Protest gegen den vom ANC erzwungenen Rücktritt des langjährigen Präsidenten Thabo Mbeki vom ANC abgespalten hatte.
Einen unmittelbaren Einfluss auf die Platinmetallpreise dürfte der Wahlausgang in Südafrika nicht haben, allerdings muss in Zukunft sehr genau beobachtet werden, welchen wirtschaftspolitischen Kurs die zukünftige Regierung einschlagen wird. Eine politische Annährung an das System in Zimbabwe hätte sicher verheerende Folgen, u. a. was die Investitionen in die Minenindustrie am Kap anginge. Eine Ausweitung der Platinmetallproduktion wäre dann wenig wahrscheinlich und ein positiver Einfluss auf die Preisentwicklung langfristig nicht auszuschließen.
Von der Minenindustrie, aber auch aus dem Automobilbereich gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten. Interessant (und auch ein wenig negativ für das Platin) ist vielleicht der Umstand, dass sich der Dieselanteil bei den Neuzulassungen in Deutschland im freien Fall befindet. Im letzten Monat lag er bei nur noch 28% und damit auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000. Noch im November 2007 hatte der Marktanteil der Selbstzünder bei rund 50% gelegen.
Das Palladium, das ja schon in den Vorwochen überproportional zugelegt hatte, folgte dem Platin nach oben, ohne dabei aber neue spektakuläre Erfolge verbuchen zu können. In der Spitze erreichte das Metall aber immerhin 240,50 $ je Unze und damit ein 7-Monatshoch.
Was die Charttechnik angeht, gibt es beim Palladium, wie auch schon beim Platin, einen seit Dezember andauernden Aufwärtstrend, dessen aktuelle Grenzen bei knapp 210 $ unten und fast 250 $ oben liegen. Erst ein nachhaltiges Ausbrechen aus diesem sich täglich leicht nach oben verschiebenden Band würde einen Hinweis auf eine massivere Veränderung der Großwetterlage geben.
Trotz aller Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Automärkte rechnen wir aus den bekannten Gründen (u. a. geringere russische Vorräte bei sinkender Neuproduktion; steigender Pd-Anteil auch in Katalysatoren von Dieselfahrzeugen bei gleichzeitig eher sinkendem Anteil von Autos mit dieser Motorenart; verschärfte Abgasvorschriften für Klein- und Motorradmotoren in Asien) damit, dass das Palladium von einer Kehrtwende der Weltwirtschaft überdurchschnittlich profitieren könnte. Größere Rückschläge, z.B. in Form eines Tests der charttechnischen Unterstützungslinien, sollten von industriellen Endverbrauchern deshalb für Eindeckungen eines Teils ihres zukünftigen Bedarfs genutzt werden.
Einen massiven Kurssprung konnte das Rhodium in den letzten beiden Wochen verbuchen. Von anfänglich 1.100 $ - 1.200 $ je Unze stieg es dabei in diesem Zeitraum um fast 40% auf annähernd 1.700 $ an.
Dieser massive Kursgewinn war in erster Linie ein Resultat von Käufen aus Asien und da insbesondere aus China. Unsere Kollegen in Hongkong vermuten, dass nur ein Teil des gekauften Metalls direkt in der Industrie gelandet ist. Ein erheblicher Anteil habe dagegen auch den Weg zu Anlegern gefunden. Neben dieser Nachfrage aus Asien gab es in den letzten beiden Wochen aber auch etwas industrielles Kaufinteresse aus Europa. Dieses alleine hätte allerdings bei weitem nicht ausgereicht, den Preis derart zu beflügeln.
Ein weitere, für den engen Rhodiummarkt typische Ursache für den Preisanstieg war aber auch das Absinken des Angebots in dem Moment, in dem das zunehmende Interesse auf der Käuferseite deutlich wurde. So stoppten Händler ihre üblichen Abgaben in dem Moment, in dem der Preis nach oben ausbrach.
Strukturell war der massive Preissprung der letzten Tage angesichts der noch immer vorhandenen Misere auf den internationalen Automobilmärkten nicht zu rechtfertigen und dies ist auch ein Grund, warum wir nicht erwarten, dass er sich in Richtung der Marke von 2.000 $ fortsetzen wird. Größere Rückschläge sollten andererseits aber von industriellen Endverbrauchern weiterhin für Eindeckungen von zukünftigem Bedarf genutzt werden. Der Kursverlauf der letzten beiden Wochen hat immerhin deutlich gemacht, wie schnell das Metall zulegen kann. Und langfristig sind die Risiken auf der oberen Seite eindeutig größer, als die Chance auf einen nachhaltigen Preisverfall.
Eine deutlich gestiegene (allerdings überwiegend spekulative) Nachfrage gab es in den letzten beiden Wochen auch bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Insbesondere das Ruthenium profitierte dabei von Käufen aus Asien und der Preis stieg im Berichtszeitraum um 30% auf 80 - 110 $ je Unze.
Iridium konnte ebenfalls leicht zulegen, es notiert jetzt mit 400 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Nach den schweren Verlusten im letzten Berichtszeitraum, konnte sich das Gold zunächst weiter erholen. Der Preis für das gelbe Metall stieg dabei aber nur noch moderat von 888 $ auf 899 $ je Unze an. Im weiteren Verlauf der letzten Woche fiel die Notierung dann aber angesichts sich erholender Aktienmärkte in den Bereich der Tiefstkurse vom Anfang des Monats zurück, nur um anschließend nach Meldungen über neue Schwierigkeiten amerikanischer Banken doch wieder auf das Ausgangsniveau zu klettern.
Was die weitere Kursentwicklung angeht, wird es nun spannend. Vieles wird in den nächsten Tagen und Wochen davon abhängen, ob aus der Wirtschaft und von den Finanzmärkten eher positive oder eher negative Nachrichten kommen. Der Goldpreis dürfte davon jeweils unmittelbar beeinflusst werden und das in der aktuellen Situation stärker, als von kurzfristigen Bewegungen des €/$-Kurses oder des Ölpreises, die beide sonst eher tonangebend sind.
Vor allem dürften diese Meldungen auch Auswirkungen auf die offenen Positionen bei den ETFs haben. Hier kam es in den letzten Tagen zu teils massiven Abgaben in den fallenden Markt hinein. Offensichtlich sind doch nicht alle Inhaber entsprechender Pluspositionen so langfristig und preisunabhängig orientiert wie gedacht. Zumindest verträgt ein Teil von ihnen keine größeren Preisabschläge, wie man jetzt an den (Panik-?)Verkäufen sehen konnte.
Hinsichtlich des Interesses an physischem Gold gab es unterschiedliche Nachrichten. Während die Nachfrage in Indien Meldungen zufolge vor den dort anstehenden Feiertagen endlich wieder ansteigt, berichten unsere Kollegen aus Hongkong, dass das Kaufinteresse vor Ort trotz des jüngsten Preisrückgangs eher gering ist. Auch hier in Deutschland entspannt sich inzwischen die Lage bei den Investmentbarren. Eine zumindest temporär steigende Zuversicht bezüglich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, die sich u. a. auch an dem sprunghaft gestiegenen ZEW-Index für April zeigte, führte zu einem Abflauen bei der Nachfrage nach Goldbarren. Von nächster Woche an sollten deshalb alle größeren Barren (ab 1 Unze Gewicht), etwas später dann auch die kleineren, geprägten Barren wieder sofort lieferbar sein.
- Silber
Das Silber stieg zusammen mit den anderen Metallen zunächst auf fast 13 $ je Unze an, nur um dann deutlich auf 11,80 $ und damit auf ein 3-Monatstief zu fallen. Aktuell liegt es wieder über 12 $, die weitere Entwicklung wird maßgeblich vom Gold beeinflusst werden.
Nach fast drei Monaten Streik haben die 300 Arbeiter in der MetMex-Scheideanstalt des mexikanischen Minengiganten Penoles Mitte letzter Woche ihre Arbeit wieder aufgenommen. Mit ihrem Ausstand, der am 8. Februar begonnen und dazu geführt hatte, dass Penoles im März ‚Force Majeure‘ in Bezug auf geplante Lieferungen aus der Fabrik erklären musste, haben die Arbeiter eine 6%ige Lohnerhöhung erstreiten können. In normalen Jahren produziert MetMex 580 Tonnen Silber und über 50 Tonnen Gold, dies sind 90% der in Mexiko geförderten Mengen an diesen beiden Edelmetallen.
- Platin
Ein sehr gemischtes Bild ergab sich in den letzten beiden Wochen beim Platin. Während die industrielle Nachfrage trotz teilweise etwas besserer Nachrichten von den Automärkten noch immer nicht richtig in Fahrt kommt - was sich u. a. auch an dem noch immer vorhandenen, deutlichen Abschlag für Platinschwamm zeigt - gab es in den letzten Wochen zumindest anfangs eine überraschend gute Nachfrage sowohl durch Spekulanten, aber auch durch längerfristig orientierte Investoren. Zu deren Kaufentscheidungen beigetragen haben vor allem Meldungen über Pläne für neue ETFs auf Platin und da insbesondere für ein entsprechendes Produkt in den USA. Sollte dieses von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC tatsächlich genehmigt werden (bei einem ersten Versuch 2007 gab es seitens der SEC noch eine Absage), bietet sich unserer Meinung nach ein nicht zu unterschätzender Absatzmarkt für Platin.
Ebenfalls bekannt gewordene Pläne für ein ETF in Südafrika haben dagegen unserer Meinung nach kaum das Potenzial eine nennenswerte Absatzmenge zu erreichen.
Was den Platinpreis betrifft, reichte trotzdem schon alleine die Ankündigung der neuen Produkte aus, den nun schon seit Anfang Dezember andauernden Aufwärtstrend erst noch einmal fortzusetzen. Zeitweise erreichte das weiße Metall dabei in der letzten Woche 1.245 $ je Unze, dies war der höchste Stand seit Mitte September 2008. Gewinnmitnahmen sorgte in den letzten Tagen dann zwar für einen Rückfall, aktuell liegt die Notierung aber noch immer auf dem Niveau von vor Ostern.
Solange sich das Platin über der Marke von 1.140 $ halten kann, wird sich an der insgesamt noch immer eher positiven Tendenz auch nichts ändern. Zumindest charttechnisch gibt es derzeit bis hin zu einem Niveau von 1.300 $ je Unze wenig Widerstand. Allerdings rechnen wir vorerst nicht mit einem Test dieser Marke, sondern aufgrund mangelnder Nachfrage aus der Autoindustrie und eines wieder etwas gesunkenen Investoreninteresses eher mit einer Seitwärtsbewegung. Wirklich negativ für die weitere Preisentwicklung wäre dies aber nicht. Anders sähe es nur aus, wenn der Preis unerwartet unter das Niveau von 1.040 $ fallen würde.
Mit Spannung schauen viele Beteiligte auf den Platinmetallmärkten in diesen Tagen nach Südafrika. Am Kap finden am heutigen Mittwoch Parlamentswahlen statt. Das neu gewählte Parlament stimmt dann über den kommenden Staatspräsidenten ab, aussichtsreicher Kandidaten ist der international nicht unumstrittene Vorsitzende des ANC, Jacob Zuma. In Umfragen zur heutigen Wahl lag der seit dem Ende der Apartheid vor 15 Jahren regierende Afrikanische Nationalkongress (ANC) deutlich vorne, bislang hielt die Partei 70 Prozent der Mandate. Bei dieser Wahl droht ihr jedoch der Verlust ihrer Zwei-Drittel-Mehrheit, die erst Verfassungsänderungen ermöglicht. Stimmen abjagen könnte ihr insbesondere der Kongress des Volkes (Cope), der sich im Dezember aus Protest gegen den vom ANC erzwungenen Rücktritt des langjährigen Präsidenten Thabo Mbeki vom ANC abgespalten hatte.
Einen unmittelbaren Einfluss auf die Platinmetallpreise dürfte der Wahlausgang in Südafrika nicht haben, allerdings muss in Zukunft sehr genau beobachtet werden, welchen wirtschaftspolitischen Kurs die zukünftige Regierung einschlagen wird. Eine politische Annährung an das System in Zimbabwe hätte sicher verheerende Folgen, u. a. was die Investitionen in die Minenindustrie am Kap anginge. Eine Ausweitung der Platinmetallproduktion wäre dann wenig wahrscheinlich und ein positiver Einfluss auf die Preisentwicklung langfristig nicht auszuschließen.
Von der Minenindustrie, aber auch aus dem Automobilbereich gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten. Interessant (und auch ein wenig negativ für das Platin) ist vielleicht der Umstand, dass sich der Dieselanteil bei den Neuzulassungen in Deutschland im freien Fall befindet. Im letzten Monat lag er bei nur noch 28% und damit auf dem niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000. Noch im November 2007 hatte der Marktanteil der Selbstzünder bei rund 50% gelegen.
- Palladium
Das Palladium, das ja schon in den Vorwochen überproportional zugelegt hatte, folgte dem Platin nach oben, ohne dabei aber neue spektakuläre Erfolge verbuchen zu können. In der Spitze erreichte das Metall aber immerhin 240,50 $ je Unze und damit ein 7-Monatshoch.
Was die Charttechnik angeht, gibt es beim Palladium, wie auch schon beim Platin, einen seit Dezember andauernden Aufwärtstrend, dessen aktuelle Grenzen bei knapp 210 $ unten und fast 250 $ oben liegen. Erst ein nachhaltiges Ausbrechen aus diesem sich täglich leicht nach oben verschiebenden Band würde einen Hinweis auf eine massivere Veränderung der Großwetterlage geben.
Trotz aller Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Automärkte rechnen wir aus den bekannten Gründen (u. a. geringere russische Vorräte bei sinkender Neuproduktion; steigender Pd-Anteil auch in Katalysatoren von Dieselfahrzeugen bei gleichzeitig eher sinkendem Anteil von Autos mit dieser Motorenart; verschärfte Abgasvorschriften für Klein- und Motorradmotoren in Asien) damit, dass das Palladium von einer Kehrtwende der Weltwirtschaft überdurchschnittlich profitieren könnte. Größere Rückschläge, z.B. in Form eines Tests der charttechnischen Unterstützungslinien, sollten von industriellen Endverbrauchern deshalb für Eindeckungen eines Teils ihres zukünftigen Bedarfs genutzt werden.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Einen massiven Kurssprung konnte das Rhodium in den letzten beiden Wochen verbuchen. Von anfänglich 1.100 $ - 1.200 $ je Unze stieg es dabei in diesem Zeitraum um fast 40% auf annähernd 1.700 $ an.
Dieser massive Kursgewinn war in erster Linie ein Resultat von Käufen aus Asien und da insbesondere aus China. Unsere Kollegen in Hongkong vermuten, dass nur ein Teil des gekauften Metalls direkt in der Industrie gelandet ist. Ein erheblicher Anteil habe dagegen auch den Weg zu Anlegern gefunden. Neben dieser Nachfrage aus Asien gab es in den letzten beiden Wochen aber auch etwas industrielles Kaufinteresse aus Europa. Dieses alleine hätte allerdings bei weitem nicht ausgereicht, den Preis derart zu beflügeln.
Ein weitere, für den engen Rhodiummarkt typische Ursache für den Preisanstieg war aber auch das Absinken des Angebots in dem Moment, in dem das zunehmende Interesse auf der Käuferseite deutlich wurde. So stoppten Händler ihre üblichen Abgaben in dem Moment, in dem der Preis nach oben ausbrach.
Strukturell war der massive Preissprung der letzten Tage angesichts der noch immer vorhandenen Misere auf den internationalen Automobilmärkten nicht zu rechtfertigen und dies ist auch ein Grund, warum wir nicht erwarten, dass er sich in Richtung der Marke von 2.000 $ fortsetzen wird. Größere Rückschläge sollten andererseits aber von industriellen Endverbrauchern weiterhin für Eindeckungen von zukünftigem Bedarf genutzt werden. Der Kursverlauf der letzten beiden Wochen hat immerhin deutlich gemacht, wie schnell das Metall zulegen kann. Und langfristig sind die Risiken auf der oberen Seite eindeutig größer, als die Chance auf einen nachhaltigen Preisverfall.
Eine deutlich gestiegene (allerdings überwiegend spekulative) Nachfrage gab es in den letzten beiden Wochen auch bei den anderen beiden "kleinen" Platinmetallen. Insbesondere das Ruthenium profitierte dabei von Käufen aus Asien und der Preis stieg im Berichtszeitraum um 30% auf 80 - 110 $ je Unze.
Iridium konnte ebenfalls leicht zulegen, es notiert jetzt mit 400 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.