Edelmetalle Aktuell
30.04.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W. C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Von seinem starken Einbruch erholt, aber doch deutlich unter dem Höchstkurs der vorletzten Woche ging das gelbe Metall am Mittwoch der vergangenen Woche mit einem Preis von 887 $ je Unze an den Start. Bis zum vergangenen Wochenende legte das Gold dann kontinuierlich auf 913,50 $ und am Montag in Asien dann sogar weiter auf das Wochenhoch von 918,50 $ zu. Dieser Preis war die höchste Notierung der letzten vier Wochen.
Verantwortlich für den Anstieg und gleichzeitig herausragendes Ereignis auf den Edelmetallmärkten war die Bekanntgabe der chinesischen Zentralbank am letzten Freitag, dass sie seit 2003 durch Zukäufe von lokalen Produzenten die offiziellen Goldvorräte des Landes von rund 600 Tonnen auf jetzt 1.054 Tonnen erhöht habe. In den letzten Jahren wurde die chinesische Politik von lokalen Ökonomen und Analysten, aber auch von internationalen Lobbygruppen immer wieder dazu aufgerufen, einen Teil der rasant wachsenden Devisenreserven in Gold anzulegen und sich so etwas unabhängiger von der Wertentwicklung des Dollars zu machen.
Zunächst sah es so aus, als ob diese zuletzt im ersten Quartal dieses Jahres öffentlichkeitswirksam gemachten Aufrufe auf taube Ohren stoßen würden. Wie sich jetzt zeigte, war zu diesem Zeitpunkt ein Umschichten eines Teils der Devisenreserven in Gold aber bereits längst im Gange.
Wenn man den IWF als supranationale Organisation mit seinen derzeit 3.217 Tonnen Gold unberücksichtigt lässt, verfügt China jetzt über die fünftgrößten Goldreserven der Welt. Trotz des kräftigen Anstiegs von über 450 Tonnen innerhalb weniger Jahre repräsentieren die heutigen Goldreserven Chinas aber gerade einmal einen Anteil von etwas über 1,5% an den Währungsvorräten des Landes. Im Vergleich dazu liegt der prozentuale Anteil der Goldvorräte an den Gesamtwährungsreserven in den USA bei 79% und in Deutschland, Frankreich und Italien bei rund 70%.
Marktbeobachter wie auch Vertreter des IWF und der EZB bezeichneten in ersten Kommentaren den Schritt Chinas angesichts der Dollar-Lastigkeit seiner Reserven als wenig überraschend und etliche äußerten die Vermutung, dass das Reich der Mitte die Vorräte in Zukunft noch weiter ausbauen könnte. Einige Marktteilnehmer verwiesen zudem darauf, dass China auch einfach die vom IWF zum Verkauf vorgesehene Goldmenge in Höhe von 403 Tonnen unter Umgehung des freien Goldmarktes übernehmen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob China außer in Gold auch in andere Rohstoffe direkt investieren wird. Gerade die Platinmetalle und die NE-Metalle waren ja nach dem Beginn der Wirtschaftskrise im letzten Jahr auf langjährige Tiefstkurse gefallen und boten und bieten teils auch immer noch sehr attraktive Einstiegsniveaus.
Nachdem die Edelmetallhändler die Nachricht aus Peking verdaut hatten, konnte der Goldpreis seine Hausse erst einmal nicht mehr fortsetzen. Das Fehlen von Anschlusskäufen sowohl von spekulativer Seite wie auch von privaten langfristig orientierten Anlegern sorgte dafür, dass die Notierung bis zum Dienstag schon wieder um über 3% auf 885 $ je Unze nachgab. Ein weiterer Versuch, den Preis angesichts eines deutlich fallenden US-Dollars und eines steigenden Ölpreises auf über 900 $ zu hieven, scheiterte dann vorerst aber am gestrigen Mittwoch.
Für die nächsten Tage, die geprägt sein dürften von dem in vielen Ländern begangenen Maifeiertag am Freitag bzw. dem teilweise freien Tag in den USA und in England am Montag, erwarten wir zunächst einen relativ ruhigen Kursverlauf innerhalb des Preisbandes der letzten 10 Tage. Was dann allerdings die weitere Kursentwicklung angeht, befindet sich das gelbe Metall rein charttechnisch betrachtet nun schon seit dem 20. Februar in einem Abwärtstrend. Sollte deshalb die Nachfrage nach ETFs und Goldbarren nicht bald wieder anziehen, ist auf mittlere Sicht ein Test der Tiefstkurse der vorletzten Woche nicht auszuschließen. Auch die zwischenzeitlich etwas stärkere Nachfrage nach Gold in Indien ist inzwischen keine große Hilfe mehr, Agenturmeldungen zufolge ist sie wieder fast völlig zum Erliegen gekommen.
Langfristig betrachtet bleiben wir angesichts der - nach Meinung vieler Beobachter - bei weitem nicht ausgestandenen Wirtschafts- und Finanzkrise und der möglichen Inflationsgefahren bei unserer eher positiven Einstellung und schließen im weiteren Verlauf des Jahres auch ein neues Allzeithoch von 1.100 $ je Unze weiter nicht aus.
Die um sich greifende Mexiko-Grippe sollte auf den Goldpreis keinen unmittelbaren Einfluss haben. Anders als bei den mehr industriell genutzten weißen Edelmetallen, die unter einem neuen Rückschlag der ohnehin schon in der Krise befindlichen globalen Wirtschaft leiden könnten, sehen wir für den Goldpreis keine negativen, aber auch keine positiven Effekte, die sich aus der Pandemie ergeben könnten.
Für die Goldminengesellschaften, die in den letzten Tagen ihre Ergebnisse für das 1. Quartal vorstellten, dürfte das charttechnische Bild, das der Goldpreis derzeit abgibt nicht gerade ein Anlass zur übertriebener Freude sein. Immerhin können sich die Produzenten aber zumindest bis jetzt an einem Goldpreis erfreuen, der seit dem Erreichen des Allzeithochs im vergangenen Jahr im Gegensatz zu den Notierungen vieler anderer Metalle bisher kaum nachgegeben hat.
Außer von der chinesischen Zentralbank gab es auch aus Europa eine bedeutende Neuigkeit für den Goldmarkt. So bestätigte das holländische EZB-Ratsmitglied Nout Wellink in einer Stellungnahme praktisch, dass es auch 2009 - 2014 wieder ein Abkommen der Zentralbanken zur Regulierung ihrer Goldmarktaktivitäten geben werde. Allerdings bleibt abzuwarten, wie das neue, im September startende Abkommen im Detail aussehen wird; ob z.B. der IWF mit seinen Verkaufsplänen ein Mitunterzeichner wird, oder ob Zentralbanken, die ihre Verkäufe abgeschlossen haben (wie z.B. die Schweiz) noch einmal unterschreiben werden. Auch die Höhe der Obergrenze für die jährlich möglichen Verkäufe wird interessant sein. Immerhin haben die Notenbanken im aktuellen, letzten Laufzeitjahr des zweiten Abkommens bis jetzt gerade einmal 91 von 500 möglichen Tonnen verkauft.
Angesichts der vielen mehr oder weniger spektakulären Nachrichten auf dem Goldmarkt blieb für das Silber einmal mehr nur die Rolle eines Zaungastes. Der Preis des weißen Metalls entwickelte sich dabei parallel zu jenem von Gold, d.h. einem steilen Anstieg (auf 13,20 $ je Unze) folgte ein Einbruch auf 12,34 $. Zuletzt konnte das Metall zusammen mit dem Gold wieder etwas zulegen und notiert jetzt in der Mitte der Handelspanne dieser Woche.
Hochschild Mining, einer der bedeutendsten Silberproduzenten der Welt gab in dieser Woche einige Details zum Verlauf des Geschäfts in den ersten drei Monaten des Jahres bekannt. Die Peruaner vermeldeten bei der Produktion ein Plus von 16% auf 6,7 Mio. Unzen. Insgesamt erwartet die Gesellschaft für 2009 eine Ausbringung in Höhe von 28 Mio. Unzen, wovon rund ein Drittel bereits mit Hilfe von Termingeschäften preisgesichert ist. Vertreter von Hochschild schlossen bei der Präsentation der Ergebnisse im übrigen nicht aus, dass man jene Minen schließen bzw. einmotten werde, die nur zu überdurchschnittlich hohen Kosten produzieren würden.
Das New Yorker Analysehaus CPM veröffentlichte in dieser Woche seinen Jahresbericht über Silber. Darin schließen die Amerikaner einen deutlichen Anstieg der Notierung auf bis zu 18 $ für den Fall nicht aus, dass die Industrie weltweit wieder Tritt fassen kann. Gleichzeitig sieht CPM einen Preis von 10 $ als Untergrenze an. Insgesamt erwarten die New Yorker für 2009 beim Silber eine Neuproduktion von 566 Mio. Unzen (+3,2%) und ein Altmetallaufkommen in Höhe von knapp 257 Mio. Unzen. Während die industrielle Nachfrage von 701 auf 640 Mio. Unzen fallen dürfte, würden Investoren insgesamt 182 Mio. Unzen kaufen (+80 Mio. im Vergleich zu 2008).
Das Platin konnte im Gegensatz zu Gold, Silber und auch Palladium die positive Stimmung auf den Edelmetallmärkten rund um das vergangene Wochenende nicht in Kursgewinne umsetzen. Stattdessen verharrte die Notierung zunächst beiderseits der Marke von 1.185 $ je Unze. Die Angst vor einer möglichen Insolvenz des größten amerikanischen Autobauers General Motors sorgte dann am Dienstag für eine zunehmende Nervosität unter den Marktteilnehmern und für weitere Gewinnmitnahmen, welche die Notierung zeitweise sogar unter die Marke von 1.100 $ fallen ließen. Aktuell liegt der Preis wieder etwas darüber.
Der drittgrößte südafrikanische Platinmetallproduzent Lonmin gab Ende letzter Woche seine jüngsten Geschäftszahlen bekannt. Details hierzu finden sich unter dem Link auf Seite 4.
Keinen direkten Einfluss auf den Preis hatte die Veröffentlichung der neuesten Studie zu den Platinmetallen durch das englische Analysehaus GFMS. Eine lesenswerte Präsentation zur 'Platinum and Palladium Survey 2009' findet sich unter dem Link ebenfalls auf Seite 4.
Wie es nun kurzfristig weitergeht, wird zunächst von den Autoverkaufszahlen für April abhängen, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Wir erwarten hier eine weitere Stabilisierung in Nordamerika und Westeuropa und erneut gute Nachrichten aus Deutschland und China. Das sollte reichen, um einen neuerlichen Kollaps der Platinmetallpreise zu verhindern.
Das weiße Metall konnte sich anfänglich noch einige Tage auf dem hohen Niveau bei über 230 $ je Unze halten, geriet dann jedoch zu Beginn dieser Woche in den Abwärtssog der anderen Edelmetalle und da insbesondere des Platins. Das Metall fiel dabei innerhalb von zwei Tagen um über 10 Prozent zurück und notierte am Dienstag zeitweise bei nur noch 210,50 $ je Unze. Dies war der tiefste Stand seit Ende März.
Inzwischen hat sich der Preis wieder leicht erholt und für die nächste Woche erwarten wir nun erst einmal eine Preisspanne zwischen 215 $ und 235 $ je Unze. Ob der Preis zu einem späteren Zeitpunkt dann nach oben ausbrechen kann, wird maßgeblich davon abhängen, ob und wann sich die internationalen Autoverkäufe stabilisieren.
Die fast zweiwöchige Rallye des Rhodiumpreises fand in den letzten Tagen erwartungsgemäß ein Ende. Der Preis für das zuletzt um fast 40% gestiegene Edelmetall fiel dabei in den letzten Tagen vor allem aufgrund des Fehlens von Anschlusskäufen, aber auch wegen Gewinnmitnahmen rasch wieder zurück. Heute Morgen notiert es nur noch bei 1.335 $ je Unze auf der Briefseite und damit über 20% tiefer als noch vor einer Woche. Auf dem jetzigen Niveau scheint das Metall erst einmal einen Boden gefunden zu haben. Einen raschen Anstieg zurück auf das Hoch der letzten Woche wird es aber wohl eher nicht geben, erst mittelfristig dürfte das Metall von einer Erholung auf den globalen Automärkten, so sie denn kommt, profitieren.
Ruthenium hat sich in den vergangenen Tagen kaum verändert, die Marke von 100 $ je Unze scheint jedoch eine psychologische Grenze zu sein, die die Halter von Pluspositionen zu Abgaben verleitet und deshalb nicht so rasch durchstoßen werden kann. Das Metall liegt momentan etwas tiefer bei 70 $ -100 $ je Unze.
Iridium liegt aktuell im Vergleich zur Vorwoche unverändert bei 400 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Von seinem starken Einbruch erholt, aber doch deutlich unter dem Höchstkurs der vorletzten Woche ging das gelbe Metall am Mittwoch der vergangenen Woche mit einem Preis von 887 $ je Unze an den Start. Bis zum vergangenen Wochenende legte das Gold dann kontinuierlich auf 913,50 $ und am Montag in Asien dann sogar weiter auf das Wochenhoch von 918,50 $ zu. Dieser Preis war die höchste Notierung der letzten vier Wochen.
Verantwortlich für den Anstieg und gleichzeitig herausragendes Ereignis auf den Edelmetallmärkten war die Bekanntgabe der chinesischen Zentralbank am letzten Freitag, dass sie seit 2003 durch Zukäufe von lokalen Produzenten die offiziellen Goldvorräte des Landes von rund 600 Tonnen auf jetzt 1.054 Tonnen erhöht habe. In den letzten Jahren wurde die chinesische Politik von lokalen Ökonomen und Analysten, aber auch von internationalen Lobbygruppen immer wieder dazu aufgerufen, einen Teil der rasant wachsenden Devisenreserven in Gold anzulegen und sich so etwas unabhängiger von der Wertentwicklung des Dollars zu machen.
Zunächst sah es so aus, als ob diese zuletzt im ersten Quartal dieses Jahres öffentlichkeitswirksam gemachten Aufrufe auf taube Ohren stoßen würden. Wie sich jetzt zeigte, war zu diesem Zeitpunkt ein Umschichten eines Teils der Devisenreserven in Gold aber bereits längst im Gange.
Wenn man den IWF als supranationale Organisation mit seinen derzeit 3.217 Tonnen Gold unberücksichtigt lässt, verfügt China jetzt über die fünftgrößten Goldreserven der Welt. Trotz des kräftigen Anstiegs von über 450 Tonnen innerhalb weniger Jahre repräsentieren die heutigen Goldreserven Chinas aber gerade einmal einen Anteil von etwas über 1,5% an den Währungsvorräten des Landes. Im Vergleich dazu liegt der prozentuale Anteil der Goldvorräte an den Gesamtwährungsreserven in den USA bei 79% und in Deutschland, Frankreich und Italien bei rund 70%.
Marktbeobachter wie auch Vertreter des IWF und der EZB bezeichneten in ersten Kommentaren den Schritt Chinas angesichts der Dollar-Lastigkeit seiner Reserven als wenig überraschend und etliche äußerten die Vermutung, dass das Reich der Mitte die Vorräte in Zukunft noch weiter ausbauen könnte. Einige Marktteilnehmer verwiesen zudem darauf, dass China auch einfach die vom IWF zum Verkauf vorgesehene Goldmenge in Höhe von 403 Tonnen unter Umgehung des freien Goldmarktes übernehmen könnte. Es bleibt abzuwarten, ob China außer in Gold auch in andere Rohstoffe direkt investieren wird. Gerade die Platinmetalle und die NE-Metalle waren ja nach dem Beginn der Wirtschaftskrise im letzten Jahr auf langjährige Tiefstkurse gefallen und boten und bieten teils auch immer noch sehr attraktive Einstiegsniveaus.
Nachdem die Edelmetallhändler die Nachricht aus Peking verdaut hatten, konnte der Goldpreis seine Hausse erst einmal nicht mehr fortsetzen. Das Fehlen von Anschlusskäufen sowohl von spekulativer Seite wie auch von privaten langfristig orientierten Anlegern sorgte dafür, dass die Notierung bis zum Dienstag schon wieder um über 3% auf 885 $ je Unze nachgab. Ein weiterer Versuch, den Preis angesichts eines deutlich fallenden US-Dollars und eines steigenden Ölpreises auf über 900 $ zu hieven, scheiterte dann vorerst aber am gestrigen Mittwoch.
Für die nächsten Tage, die geprägt sein dürften von dem in vielen Ländern begangenen Maifeiertag am Freitag bzw. dem teilweise freien Tag in den USA und in England am Montag, erwarten wir zunächst einen relativ ruhigen Kursverlauf innerhalb des Preisbandes der letzten 10 Tage. Was dann allerdings die weitere Kursentwicklung angeht, befindet sich das gelbe Metall rein charttechnisch betrachtet nun schon seit dem 20. Februar in einem Abwärtstrend. Sollte deshalb die Nachfrage nach ETFs und Goldbarren nicht bald wieder anziehen, ist auf mittlere Sicht ein Test der Tiefstkurse der vorletzten Woche nicht auszuschließen. Auch die zwischenzeitlich etwas stärkere Nachfrage nach Gold in Indien ist inzwischen keine große Hilfe mehr, Agenturmeldungen zufolge ist sie wieder fast völlig zum Erliegen gekommen.
Langfristig betrachtet bleiben wir angesichts der - nach Meinung vieler Beobachter - bei weitem nicht ausgestandenen Wirtschafts- und Finanzkrise und der möglichen Inflationsgefahren bei unserer eher positiven Einstellung und schließen im weiteren Verlauf des Jahres auch ein neues Allzeithoch von 1.100 $ je Unze weiter nicht aus.
Die um sich greifende Mexiko-Grippe sollte auf den Goldpreis keinen unmittelbaren Einfluss haben. Anders als bei den mehr industriell genutzten weißen Edelmetallen, die unter einem neuen Rückschlag der ohnehin schon in der Krise befindlichen globalen Wirtschaft leiden könnten, sehen wir für den Goldpreis keine negativen, aber auch keine positiven Effekte, die sich aus der Pandemie ergeben könnten.
Für die Goldminengesellschaften, die in den letzten Tagen ihre Ergebnisse für das 1. Quartal vorstellten, dürfte das charttechnische Bild, das der Goldpreis derzeit abgibt nicht gerade ein Anlass zur übertriebener Freude sein. Immerhin können sich die Produzenten aber zumindest bis jetzt an einem Goldpreis erfreuen, der seit dem Erreichen des Allzeithochs im vergangenen Jahr im Gegensatz zu den Notierungen vieler anderer Metalle bisher kaum nachgegeben hat.
Außer von der chinesischen Zentralbank gab es auch aus Europa eine bedeutende Neuigkeit für den Goldmarkt. So bestätigte das holländische EZB-Ratsmitglied Nout Wellink in einer Stellungnahme praktisch, dass es auch 2009 - 2014 wieder ein Abkommen der Zentralbanken zur Regulierung ihrer Goldmarktaktivitäten geben werde. Allerdings bleibt abzuwarten, wie das neue, im September startende Abkommen im Detail aussehen wird; ob z.B. der IWF mit seinen Verkaufsplänen ein Mitunterzeichner wird, oder ob Zentralbanken, die ihre Verkäufe abgeschlossen haben (wie z.B. die Schweiz) noch einmal unterschreiben werden. Auch die Höhe der Obergrenze für die jährlich möglichen Verkäufe wird interessant sein. Immerhin haben die Notenbanken im aktuellen, letzten Laufzeitjahr des zweiten Abkommens bis jetzt gerade einmal 91 von 500 möglichen Tonnen verkauft.
- Silber
Angesichts der vielen mehr oder weniger spektakulären Nachrichten auf dem Goldmarkt blieb für das Silber einmal mehr nur die Rolle eines Zaungastes. Der Preis des weißen Metalls entwickelte sich dabei parallel zu jenem von Gold, d.h. einem steilen Anstieg (auf 13,20 $ je Unze) folgte ein Einbruch auf 12,34 $. Zuletzt konnte das Metall zusammen mit dem Gold wieder etwas zulegen und notiert jetzt in der Mitte der Handelspanne dieser Woche.
Hochschild Mining, einer der bedeutendsten Silberproduzenten der Welt gab in dieser Woche einige Details zum Verlauf des Geschäfts in den ersten drei Monaten des Jahres bekannt. Die Peruaner vermeldeten bei der Produktion ein Plus von 16% auf 6,7 Mio. Unzen. Insgesamt erwartet die Gesellschaft für 2009 eine Ausbringung in Höhe von 28 Mio. Unzen, wovon rund ein Drittel bereits mit Hilfe von Termingeschäften preisgesichert ist. Vertreter von Hochschild schlossen bei der Präsentation der Ergebnisse im übrigen nicht aus, dass man jene Minen schließen bzw. einmotten werde, die nur zu überdurchschnittlich hohen Kosten produzieren würden.
Das New Yorker Analysehaus CPM veröffentlichte in dieser Woche seinen Jahresbericht über Silber. Darin schließen die Amerikaner einen deutlichen Anstieg der Notierung auf bis zu 18 $ für den Fall nicht aus, dass die Industrie weltweit wieder Tritt fassen kann. Gleichzeitig sieht CPM einen Preis von 10 $ als Untergrenze an. Insgesamt erwarten die New Yorker für 2009 beim Silber eine Neuproduktion von 566 Mio. Unzen (+3,2%) und ein Altmetallaufkommen in Höhe von knapp 257 Mio. Unzen. Während die industrielle Nachfrage von 701 auf 640 Mio. Unzen fallen dürfte, würden Investoren insgesamt 182 Mio. Unzen kaufen (+80 Mio. im Vergleich zu 2008).
- Platin
Das Platin konnte im Gegensatz zu Gold, Silber und auch Palladium die positive Stimmung auf den Edelmetallmärkten rund um das vergangene Wochenende nicht in Kursgewinne umsetzen. Stattdessen verharrte die Notierung zunächst beiderseits der Marke von 1.185 $ je Unze. Die Angst vor einer möglichen Insolvenz des größten amerikanischen Autobauers General Motors sorgte dann am Dienstag für eine zunehmende Nervosität unter den Marktteilnehmern und für weitere Gewinnmitnahmen, welche die Notierung zeitweise sogar unter die Marke von 1.100 $ fallen ließen. Aktuell liegt der Preis wieder etwas darüber.
Der drittgrößte südafrikanische Platinmetallproduzent Lonmin gab Ende letzter Woche seine jüngsten Geschäftszahlen bekannt. Details hierzu finden sich unter dem Link auf Seite 4.
Keinen direkten Einfluss auf den Preis hatte die Veröffentlichung der neuesten Studie zu den Platinmetallen durch das englische Analysehaus GFMS. Eine lesenswerte Präsentation zur 'Platinum and Palladium Survey 2009' findet sich unter dem Link ebenfalls auf Seite 4.
Wie es nun kurzfristig weitergeht, wird zunächst von den Autoverkaufszahlen für April abhängen, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Wir erwarten hier eine weitere Stabilisierung in Nordamerika und Westeuropa und erneut gute Nachrichten aus Deutschland und China. Das sollte reichen, um einen neuerlichen Kollaps der Platinmetallpreise zu verhindern.
- Palladium
Das weiße Metall konnte sich anfänglich noch einige Tage auf dem hohen Niveau bei über 230 $ je Unze halten, geriet dann jedoch zu Beginn dieser Woche in den Abwärtssog der anderen Edelmetalle und da insbesondere des Platins. Das Metall fiel dabei innerhalb von zwei Tagen um über 10 Prozent zurück und notierte am Dienstag zeitweise bei nur noch 210,50 $ je Unze. Dies war der tiefste Stand seit Ende März.
Inzwischen hat sich der Preis wieder leicht erholt und für die nächste Woche erwarten wir nun erst einmal eine Preisspanne zwischen 215 $ und 235 $ je Unze. Ob der Preis zu einem späteren Zeitpunkt dann nach oben ausbrechen kann, wird maßgeblich davon abhängen, ob und wann sich die internationalen Autoverkäufe stabilisieren.
- Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die fast zweiwöchige Rallye des Rhodiumpreises fand in den letzten Tagen erwartungsgemäß ein Ende. Der Preis für das zuletzt um fast 40% gestiegene Edelmetall fiel dabei in den letzten Tagen vor allem aufgrund des Fehlens von Anschlusskäufen, aber auch wegen Gewinnmitnahmen rasch wieder zurück. Heute Morgen notiert es nur noch bei 1.335 $ je Unze auf der Briefseite und damit über 20% tiefer als noch vor einer Woche. Auf dem jetzigen Niveau scheint das Metall erst einmal einen Boden gefunden zu haben. Einen raschen Anstieg zurück auf das Hoch der letzten Woche wird es aber wohl eher nicht geben, erst mittelfristig dürfte das Metall von einer Erholung auf den globalen Automärkten, so sie denn kommt, profitieren.
Ruthenium hat sich in den vergangenen Tagen kaum verändert, die Marke von 100 $ je Unze scheint jedoch eine psychologische Grenze zu sein, die die Halter von Pluspositionen zu Abgaben verleitet und deshalb nicht so rasch durchstoßen werden kann. Das Metall liegt momentan etwas tiefer bei 70 $ -100 $ je Unze.
Iridium liegt aktuell im Vergleich zur Vorwoche unverändert bei 400 $ - 430 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.