Edelmetalle Aktuell
29.05.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Das sich in einem solchen Umfeld der Goldpreis nicht nur halten kann, sondern sogar eher steigt, ist, wie oben schon erwähnt, vor allem der Investmentnachfrage zu verdanken. Wie das World Gold Council (WGC) hierzu in der letzten Woche mitteilte, wuchs die Goldnachfrage im ersten Quartal auf 1.016 Tonnen, das waren 38 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahrzeitraum. Das Wachstum war neben der erhöhten Nachfrage nach Barren und Münzen vor allem auf anfangs noch vermehrte Investments in Exchange Traded Funds (ETFs) - dies sind physisch mit Barren unterlegte börsennotierte Schuldverschreibungen - zurückzuführen.Nirgendwo auf der Welt waren dabei Goldbarren und -münzen im ersten Quartal des Jahres so begehrt wie in Deutschland. Die Nachfrage der Anleger stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 400 Prozent auf 59 Tonnen, so das WGC weiter. Der zweitgrößte Goldbarren- und -münzenmarkt war in den ersten drei Monaten des Jahres die Schweiz, die im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs um 437 Prozent auf 39 Tonnen verzeichnete. Erst an dritter Stelle folgten die Vereinigten Staaten, wo die Nachfrage um 216 Prozent auf 27,4 Tonnen stieg.
- Silber
Getrieben vom Goldpreis, aber gleichzeitig deutlich volatiler als dieser, präsentierte sich einmal mehr die Silbernotierung. Das Metall stieg dabei in den letzten beiden Wochen deutlich von 13,90 $ auf in der Spitze 15,36 $ an. Auch hier waren es massive Käufe an den Terminbörsen, die dem Wert des weißen Metalls Auftrieb verschafften. Die offenen Positionen an der New Yorker COMEX legten so alleine in der vergangenen Woche um über 24 Mio. Unzen (fast 800 Tonnen) zu. Solange der Goldpreis immer weiter steigt, wird auch das Silber zulegen, zumal das Metall zusätzlich noch von einer möglichen Besserung der Situation der Weltwirtschaft profitieren könnte und so deutlicher als die anderen Edelmetalle zwei Standbeine hat.
- Platin
Die Entwicklung auf den Platinmetallmärkten war in den letzten beiden Wochen vor allem durch die alljährlich in der dritten Mai-Woche in London stattfindende „Platinwoche“ geprägt, aus deren Anlass sich zahlreiche Beteiligte von Verarbeitern, Produzenten, Banken und Investoren in der britischen Hauptstadt zusammenfinden. Auch wenn in diesem Jahr insgesamt weniger Teilnehmer nach London kamen und es nach dem Boom-Jahren 2007 und 2008 durchaus gemischte Rückmeldungen über die aktuelle Geschäftslage von Seiten der Anwesenden gab, war die Stimmung vor allem in Händlerkreisen nicht so schlecht, wie man angesichts der Wirtschaftslage eigentlich erwarten könnte. Dazu dürften insbesondere die nach wie vor relativ hohe Volatilität der Edelmetallpreise beigetragen haben, die den einen oder anderen Zusatzertrag aus dem Handel mit den Metallen ermöglicht, aber auch das zuletzt wieder etwas gestiegene Interesse von Investoren, das zumindest zum Teil das deutlich gesunkene Industriegeschäft ausgleichen konnte.
Traditionell veröffentlicht der englische Edelmetallverarbeiter Johnson Matthey (JM) während der Platinwoche seinen Lagebericht zu den Platinmetallen. Dem Platin bescheinigten die Engländer für 2008 (und auch das erste Quartal 2009) eine stark gestiegene Nachfrage aus China, die insbesondere auf das wiedererwachte Interesse an Platinschmuck zurückzuführen gewesen sei. Die Industrienachfrage sei dagegen im vergangenen Jahr durch den Einbruch bei den weltweiten Autoverkäufen deutlich gesunken. Trotz der negativen Entwicklung auf diesem wichtigsten Absatzmarkt für Platin (-8,2% auf 3,8 Mio. Unzen) habe es 2008 ein Defizit von 375.000 Unzen gegeben. Dieses sei damit sogar viermal höher als 2007 ausgefallen.
Ein Grund für das Defizit war die Entwicklung auf der Angebotsseite: Die Neuproduktion fiel um 9,5% auf 5,97 Mio. Unzen. Für 2009 erwartet JM allerdings einen mehr oder weniger ausgeglichenen Markt.
Der Platinpreis profitierte zunächst von den Veröffentlichungen von JM und auch von einer eher positiv ausgefallenen Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten, die für die nächsten 18 Monate von weiter steigenden Preisen ausgehen. Dazu passend stieg der Preis im Berichtszeitraum immerhin schon einmal von 1.100 $ auf fast 1.160 $ je Unze.