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Die Mutter und die Großmutter aller Madoffs

05.06.2009  |  Rolf Nef
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Mit andern Worten wurden seit letztem Herbst für rund 1.000 Mrd. US$ Kredite verteilt oder faule Kredite aufgekauft. Diese Käufe können beliebig gesteigert werden. Natürlich haben dies einen unerwünschten negativen Effekt auf den Dollar, weil ein fallender Dollar die Importpreise verteuert und das wiederum zu Zinssteigerungen führt, was dem Schuldenberg nicht gut tut. Diese Tätigkeit des Fed ist längst bekannt und leicht zu verfolgen. Sehr unbekannt im Umfang sind die Interventionen der US-Behörden in den Finanzmärkten. Kürzlich ist im Internet ein Video eines Hearings der Fed-Buchprüferin im US-Kongress erschienen, auf das ich durch Herrn B. in M. aus D. aufmerksam gemacht wurde. Sehen Sie es sich hier selber an: www.youtube.com.

Was ist die wesentliche Information dieses Hearings? Nach ungefähr der Mitte des Videos ist von 9 Trillionen US$ "off-balance-sheet" Transaktionen die Rede. Was ist das? Mit off-balance-sheet Transaktionen sind Termingeschäfte gemeint. Termingeschäfte sind Transaktionen, deren Erfüllung (Lieferung) erst in der Zukunft, die Preisabmachung aber bei Geschäftsabschluss stattfindet. Wozu kauft und verkauft das Fed für 9.000 Mrd. US$ (US-Staatsschuld: ca. 11.000 Mrd. US$, Fed-Bilanzsumme: ca. 2.000 Mrd. US$) Finanzkontrakte (Zinspapiere, Aktienindizes, Devisen, Edelmetalle) auf Termin?

Zuerst zur Summe von 9.000 Mrd. US$. Diese ist groß, sagt aber zunächst einmal nichts, weil es eine Bruttosumme ist, d.h. Käufe und Verkäufe sind zusammengezählt und können sich aufheben. Natürlicherweise würde das Fed mit solchen Transaktionen Zinspapiere auf Termin kaufen und verkaufen, um die Steilheit der Zinskurve gestalten zu wollen. Da sie grundsätzlich an tiefen Zinsen interessiert ist, wäre sie netto Käuferin. Das ist auch völlig risikolos, weil sie diese Papiere immer bezahlen kann, da sie über die Quelle neuer Dollars verfügt.

Die Summe von 9 Trillionen US$ scheint aber für solche Transaktionen sehr hoch. Vielmehr scheint, dass die Summe so hoch ist, weil im Devisenmarkt zugunsten des Dollars interveniert wird und hier vor allem im Euro/$ Markt. Zusätzlich wird mit Sicherheit in Gold und Silber interveniert, wie das in den letzten Monaten aus dem Marktgeschehen relativ leicht sichtbar war.

Was unterscheidet diese Interventionen von den Zinsinterventionen? Da die Fed zugunsten des Dollars interveniert, muss sie Dollars kaufen und Euros verkaufen. Da sie keine Euros kreieren kann, muss sie sich darin verschulden, während sie Zinspapiere in Dollars beliebig kaufen könnte und für Verkäufe zum Zwecke von Zinserhöhungen/Liquiditätsverknappung über grosse Bestände verfügt. Nach James Turk sind die Gegenparteienbanken hauptsächlich Goldman Sachs, JP Morgan Chase und Deutsche Bank, die vor allem Euros beschaffen könnte, sollten sie mal knapp werden. Aber trotz allem: die Fed verschuldet sich in etwas, das sie nicht hat, ist also short Euros und kann und muss wahrscheinlich Verluste erleiden. Mit zunehmenden Interventionen wird die Position immer größer und ebenso die Verluste.

Im Hearing fragt Grayson die Buchprüferin nur nach den Verlusten aus den on-balance-sheet Geschäften, aber nicht aus solchen aus den Teminkontrakten. Aus dem Studium anderer Hearings halte ich heute alle Hearings für frisiert, auch dieses, sonst hätte diese Frage kommen müssen. Die Hauptfrage - wie gross die Nettoposition ist - bleibt auch offen. Wäre die Fed nur im Euro-$ Devisenmarkt tätig und betrüge die Nettoposition 10% aller Kontrakte, so wäre die Fed für den Gegenwert von 900 Mrd. US$ Euros short, bei 5% 450 Mrd. und bei 15% 1.350 Mrd. US$.

Das sind erhebliche Grössen für Devisenpositionen und können die Fed bei weiter fallendem Dollar ohne weiteres in den Bankrott treiben, ohne aber die Tätigkeit aufzugeben. Ebenso ist eine Eindeckung der short Position möglich, aber wahrscheinlicher ist einfach die Aufgabe der Deviseninterventionen, weil die Verluste einfach zu groß werden. Eine Eindeckung hätte eine Explosion des Euros zur Folge. Hilft die EZB mit, den Druck auf den short Posititonen nur langsam abzulassen, muss sie Euros schaffen, was noch mehr Liqudität produziert und den Metallpreisen hilft.

Was haben die potentiellen und höchstwahscheinlichen short Positionen des Fed in Gold und Silber für eine Bedeutung? Niemand kann diese Metalle à discretion produzieren wie Dollars oder Euros. Das Fed muß sie ausleihen von Noten- oder Geschäftsbanken, um sie im Markt verkaufen zu können. Das Fed besitzt kein eigenes Gold, da das Fed eine Bank in Privatbesitz ist. Das staatliche amerikanische Gold gehört dem Schatzamt. Die Verfügungsgewalt darüber liegt in den Händen des Kongresses und nicht des Fed. Seit 1956 wurden diese Bestände nicht mehr geprüft. Das Fed hält noch ca. 6.000 Tonnen Gold in seinen Kellern treuhänderisch für ausländische Notenbanken. Würden Sie Ihr Gold dort lagern?

Während Notenbanken noch über Goldbestände verfügen, werden sie aber doch immer kleiner. Geschäftsbanken halten Kundenbestände, die sie teilweise gegen "Sicherheiten" verleihen. So ist bekannt, dass Iran ca. 400 Tonnen bis 2006 in der Schweiz hielt, das aber mit dem Abbruch der Geschäftsbeziehungen zu den Schweizer Großbanken zurückgefordert wurde und es zu größeren Eindeckungskäufen der Leiher (Barrick) kam.

Silber zu borgen ist das heikelste, weil Notenbanken keine Bestände haben. Als größere Quelle kommt fast nur JP Morgan Chase London in Frage, da diese Niederlassung die Verwahrstelle des Barclays Silber ETF ist, der vor kurzem an CVC Partners verkauft wurde. Ob es Barclays zu heiss wurde? Dieser ETF enthält ca. 270 Mio. Unzen, weltweit sind nur 600 Mio. - 1 Mrd. Unzen vorhanden, wertmässig also in der Gegend von 10 (zehn!) Mrd. US$. Vielleicht ist die Fed 100 - 150 Mio. Unzen short. Das ist geldmässig nicht viel, aber in Prozenten des vorhandenen Silbers wäre es viel. Alleine die Eindeckung dieser Position würde ein Feuer in den Silbermarkt bringen.

Mit andern Worten: die Kreditaufnahme der USA im Umfang von ca 2.000 Mrd. US$ und die erheblichen Marktinterventionen des Fed erhöhen den Druck auf den Gold- und Silberdampfkesseln zusätzlich zur Geldmengenexpansion und weltweit hoher Verschuldung.




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