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Interview mit Roland Baader: "Babylons Türme stürzen ein"

26.08.2009  |  Roland Baader
Der Ökonom Roland Baader sah den Finanzcrash schon vor fünf Jahren kommen.

factum: Herr Baader, Sie haben bereits im Jahr 2004 die gegenwärtige Finanzkrise und die Rezession detailliert vorhergesagt. Sind Sie ein Prophet?

Roland Baader: Nein, natürlich nicht. Wer die Geldtheorie der Österreichischen Schule der Nationalökonomie kennt, konnte das Desaster schon lange kommen sehen.


factum: Bevor wir auf die konkrete wirtschaftliche Situation und Ihre Erwartungen eingehen, zunächst Folgendes: Alle Welt redet vom Geld. Was ist Geld eigentlich? Was ist das Wesen des Geldes?

Roland Baader: Geld ist indirektes Tauschmittel. Andere Funktionen - wie etwa die der Wertaufbewahrung - sind davon abgeleitet. Geld soll den Gütertausch vereinfachen, aber nicht beeinflussen oder verzerren. In diesem Sinne muß es «neutral» sein. Neutral kann es aber nur sein, wenn es nicht beliebig vermehrt werden kann.


factum: Die Geldscheine in meinem Portemonnaie: Ist das Geld, auf das Ihre Definition zutrifft?

Roland Baader: Nein. Das ist Scheingeld. Es scheint nur Geld zu sein, ist es aber nicht. Es kommt nicht vom Markt, wo es ursprünglich durch allgemeine Übereinkunft der Tauschpartner entstanden ist, sondern ist staatsmonopolistisches Zwangsgeld, das beliebig vermehrt werden kann.


factum: Hängt die Krise damit zusammen, dass wir es, wie Sie sagen, mit «Scheingeld» zu tun haben?

Roland Baader: Ja. Das ist einer der entscheidenden Gründe und der Ursprung aller Inflationen, aller übertriebenen Konjunkturzyklen, aller Währungskrisen, aller Riesenblasen in der Wirtschafts- und Finanzwelt - und somit auch aller anschliessenden Niedergänge und Zusammenbrüche.


factum: Gibt es weitere Gründe?

Roland Baader: Dass die Zentralbanken die Zinsen diktieren und Geld vermehren können, indem sie Kredite vergeben, für die es keinen materiellen Gegenwert gibt.


factum: Politiker in den USA wie in Europa reagieren auf die Krise, indem sie den Staat weiter verschulden und unvorstellbar hohe Summen in das Finanzsystem pumpen. Dabei kann es sich ja ebenfalls nur um Scheingeld handeln. Was werden die Folgen sein?

Roland Baader: Hier wird Feuer mit Benzin gelöscht. Bei der aktuellen Krise - die sich alsbald noch wesentlich verschlimmern wird - handelt es sich um eine Verschuldungskrise von welthistorisch einmaligem Ausmaß, um Ozeane aus Schulden, die mit «echtem Geld» nicht hätten entstehen können. Dieses Schulden-Delirium mit noch mehr Billionen-Schulden heilen zu wollen, ist der schiere Wahnwitz.


factum: Auch viele Bürger verschulden sich, etwa um ein Haus zu kaufen. Warum sollte sich nicht auch der Staat verschulden? Was ist der Unterschied zwischen den Schulden eines Staates und denen eines Bürgers?

Roland Baader: Wenn der Bürger oder der Eigentümer-Unternehmer Schulden macht, muß er dafür haften - bis hin zum Verlust aller Vermögenswerte, zum Verlust der Existenz und zur prozeß- und strafrechtlichen Verfolgung. Wenn der Staat Schulden macht, haften dafür andere. Es haften nicht die Politiker, sondern die Steuerzahler und Inflationsopfer - also die Bürger. Am deutlichsten wird das im finalen Staatsbankrott, meist «Währungsreform» genannt: Dann ist, genau besehen, nicht der Staat bankrott, sondern alle Bürger als Sparer und Vermögensbesitzer.


factum: Die Schuldenlasten der Staaten höhlen die Wohlstandserzeugungskraft der Volkswirtschaften aus, schreiben Sie in Ihrem Buch. Was sind die Folgen?

Roland Baader: Die Folgen sind äußerlicher Scheinreichtum und innere Verarmung. Der Prozeß der Erzeugung echten Wohlstands durch den Markt wird behindert und verhindert. Denn alles, was der Staat ausgibt, egal ob aus Steuern oder aus Verschuldung finanziert, muß er zuvor, zugleich oder später den Bürgern abnehmen. Er muß es also anderen, produktiveren Verwendungen entziehen.




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