Gold: Großer Ausbruch, Ziel und Verlauf
07.10.2009 | Clive Maund
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Vor die Wahl zwischen Deflation und Inflation gestellt, werden sich Politiker fast immer für die Inflation entscheiden. Denn Deflation bedeutet extrem hohe Arbeitslosenzahlen und Entbehrungen, mögliche Aufstände und schließlich auch die Möglichkeit, dass die Köpfe der Politiker die Geländer vor den Regierungsbehörden und - palästen zieren werden etc. Die Inflation schleicht sich heimlich unter die Bevölkerung; ähnlich dem Frosch im Topf, der langsam erhitzt wird (er kann nicht wirklich die Entscheidung treffen, aus dem Wasser zu springen und stirbt daher), werden sich die Massen auch nicht dazu durchringen können, sich zu organisieren, um ihre Regierungsbehörden zu stürmen und die Führer aus den Ämtern zu jagen. Am Ende werden sie genauso arm dastehen wie beim Deflationsszenario - jedoch geht dieser Prozess nahtloser von statten. Das erklärt auch, warum Robert Mugabe, Präsident von Zimbabwe, auch während des hyperinflationären Ruins seines Landes an der Macht bleiben konnte und immer noch an der Macht ist.
Wir können also davon ausgehen, dass die Politiker der USA und anderer Länder wie Großbritannien sich dem hyperinflationären Weg fest verschreiben und die deflationäre Implosion so lange wie möglich abwehren werden. Das Endresultat wird aber dasselbe sein - Ruin. Sobald die Hyperinflation ihren Verlauf genommen hat, die Währung wertlos, die Bevölkerung verarmt und die normale Geschäftsaktivität zum Erliegen gekommen ist, muss wieder ganz von vorne angefangen werden - genauso wie bei einer deflationären Implosion.
Besonders wichtig hierbei scheint (gerade in Hinblick auf verschwenderische Länder wie Großbritannien und den USA), dass wir derzeit so weit in der Endphase fortgeschritten sind, dass sich praktisch nur noch eine Option anbietet - die der Hyperinflation, um die Liquidität aufrechtzuerhalten und Schulden auszumerzen, indem die Währung abgewertet wird und Gläubiger betrogen werden.
Das ist der Weg, den die Weimarer Republik in Deutschland eingeschlagen hatte - und wie wissen, wie das endete. Jeder Versuch, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen, wird zu steil steigenden Zinssätzen und einer fast unmittelbaren Unfähigkeit der Schuldenrückzahlung führen. Es gibt jedoch noch eine andere Möglichkeit, der ich in meinem Artikel Das Ende des Amerikanischen Imperiums nachgegangen bin. Es bliebe noch die Möglichkeit, sich der Gnade der Gläubiger auszuliefern. Sie würden schließlich die Eigentümer des Landes werden und dessen zukünftige Politik diktieren.
Auch wenn es logisch erscheint, dass die Politiker den Weg der Inflation/ Hyperinflation einschlagen werden, so ist es noch nicht 100%ig sicher, dass ihnen diese Option auch zur Verfügung steht. Wie wir wissen, haben sie im letzten Jahr Zugladungen voller Geld gedruckt, um es an ihre Kumpels in den Banken und anderen bevorzugten Wall-Street-Institutionen weiterzureichen, aber ein großes Problem hat potentiell deflationäre Auswirkungen:
Die Banken haben diesen Geldregen gierig in ihren Tresoren gehortet (abgesehen vom Geld, das für massive Bonuszahlungen abgezweigt wurde, was wohl eine andere Form der wirtschaftlichen Stimulierung ist) und sie verleihen es entweder gar nicht oder zu exorbitanten Zinssätzen (hinsichtlich eines offiziellen Zinssatzniveaus von knapp 0%).
Dem kleinen Mann oder dem kleinen Unternehmer, der bei seiner lokalen Bank um einen Kredit bitten, wird oft nur gesagt. "Sie können wieder abhauen!" Man braucht eigentlich nicht zu erwähnen, dass die Wirtschaftsbasis damit überhaupt nicht stimuliert wird, was wiederum auch die düstere Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten erklärt. Dieses Verhalten ist deutlich deflationär und es hat schwere Auswirkungen auf die Steuereinkünfte in den USA.
Daher ist es keinesfalls so klar, dass die Politiker es schaffen werden, den Sensenmann Deflation noch länger mit ihren Inflationsspielchen außen vor zu halten; und schaffen sie es nicht, dann werden wir die zweite Runde von Crashs im Rohstoff- und Aktienmarkt erleben - die unmittelbar bevorstehen könnten.
Würde also Gold deutlich unter den Scheitelpunkt (oder Nase) des goldenen Dreiecks fallen, so müsste dies als generelles Verkaufsignal für Gold und auch Silber betrachtet werden. Dann gibt es noch ein anderes Szenario: Ein bald anstehender, verheerender Einbruch der Rohstoff- und Akteinmärkte - ausgelöst von einer erneuten Deflationsangst, die sich jedoch als falsch herausstellt und auf die eine Inflation/ Hyperinflation folgen wird. Auf dieses Szenario deutet Ron Rosen in seinem jüngsten Artikel hin. Bei diesem Szenario straucheln Gold und Silber und starten später wieder kräftig nach oben durch.