Edelmetalle Aktuell
03.12.2009 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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- Silber
Bis zum Dienstagnachmittag hinkte das Silber der Goldpreisentwicklung eindeutig hinterher: Während das gelbe Metall nach Abfassung unseres letzten Berichts von Anfang an Zuwächse verzeichnete, dümpelte das Schwestermetall zwischen 18 $ und 18,80 $ zunächst lediglich seitwärts. Unterbrochen wurde die relative Lethargie lediglich von einem kurzen Ausflug nach unten auf ein Niveau von 17,65 $ am vergangenen Freitag, als auch der Goldpreis nach dem Bekanntwerden der Zahlungsprobleme Dubais vorübergehend in die Knie ging.
Angesichts des folgenden starken Anstiegs des Goldpreises gestern Nachmittag und dessen anschließendem Durchbrechen der 1.200er $-Marke nahm dann auch der Silberpreis Fahrt auf. Mit 19,34 $ je Unze erreichte er heute Morgen den höchsten Stand seit dem 15. Juli 2008. Damals notierte das Metall kurzzeitig nochmal bei 19,45 $, bevor es vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Wirtschaftskrise innerhalb weniger Wochen fast 50% seines Wertes einbüßte.
Vom vorher am 17. März 2008 erreichten langjährigen Höchstkurs in Höhe von 21,24 $ ist das weiße Metall derzeit noch immer ein gutes Stück entfernt und im Gegensatz zum Gold ist bis zum Allzeithoch, das im Januar 1980 mit 50 $ erreicht worden war, sogar noch jede Menge Platz.
Sollte sich der Höhenflug beim Gold wider Erwarten ohne Pause weiter fortsetzen, wird sicher auch das Silber noch zulegen können. Die erste (allerdings nur noch kleine) Hürde bildet dann das Juli-Hoch vom letzten Jahr. Danach wäre der Weg in Richtung 20 $ frei. Wenn jedoch die angesichts des überhitzten Goldmarktes von uns erwartete größere Korrektur bei den Edelmetallen kommt, wären beim Silber relativ schnell auch wieder Preise zwischen 14 $ und 16 $ möglich. Auf diesem Niveau sollten sich industrielle Endverbraucher aber eindecken, viel billiger wird das Metall - eine Fortsetzung der weltweiten Wirtschaftserholung vorausgesetzt - auch mittelfristig wohl nicht werden.
Was die momentane industrielle Nachfrage nach Silber angeht, müsste der Preis wahrscheinlich eher früher als später korrigieren: Hier gab es nämlich in den letzten Tagen kaum Nachfrage. Während sich gleichzeitig die Spekulanten derzeit klar auf steigende Preise einrichten, verhalten sich die längerfristig orientierten Investoren unterschiedlich: Barren im Schalterverkauf waren kaum gefragt, dagegen legten die ETF-Bestände in der letzten Woche um massive 5 Mio. auf fast 382 Mio. Unzen zu.
- Platin
Angetrieben von einer allgemeinen Rallye der Rohstoffpreise, einem dabei besonders starken Goldkurs und einem gleichzeitig etwas schwächeren US-Dollar hat auch der Platinpreis in den letzten zehn Arbeitstagen deutlich zulegen können. Er erreicht dabei heute Morgen fast wieder die Marke von 1.500 $. Am Ende reichte es hierfür dann aber nicht und bis zum Nachmittag fiel die Notierung wieder leicht zurück.
Mit den ETF-Verkäufen und den spekulativen Börsenbeständen auf Höchstniveau, geht dem Metall, das im Moment nur von einer wirklich guten Schmucknachfrage in China gestützt wird, auf dem momentanen Niveau möglicherweise langsam die Luft aus. Ganz sicher würde ein starker Rückschlag beim Goldpreis auch beim Platin Spuren hinterlassen.
Charttechnisch gäbe es dann eine erste starke Unterstützung erst wieder bei 1.420 $ und dann bei 1.375 $ je Unze. Größere strategische Käufe würden wir industriellen Endverbrauchern derzeit ohnehin nur zwischen 1.250 $ und 1.300 $ empfehlen.
Von den Minen gab es in den letzten Tagen nur wenige Nachrichten, so gab Aquarius Platinum Details zu der geplanten Wiederinbetriebnahme der im letzten Jahr eingemotteten Everest-Mine bekannt und bei der Junior-Minengesellschaft Wesizwe gab es weitere Änderungen im Management, hierzu findet sich ein Link auf Seite 4.
Was die Verbrauchsseite angeht, müssen sich Diesel-Fahrer in Deutschland, die ihr Auto bisher noch immer nicht mit einem Partikelfilter nachgerüstet haben, jetzt beeilen. Nur noch bis zum Ende dieses Jahres gibt es eine staatliche Förderung in Höhe von einmalig 330 Euro für den Einbau eines Rußfilters. Eine steigende Anzahl von Diesel–Fahrern hatte sich zuletzt für die Nachrüstung ihrer PKWs mit einem Partikelfilter entschieden: Wurden von Anfang bis Mitte 2009 noch weniger als 6.000 Pkw pro Monat nachgerüstet, so hatte sich diese Zahl nach einer Umstellung der Förderung ab dem 1. August zuletzt fast vervierfacht.
Für den Platinverbrauch haben die Nachrüstfilter trotzdem nicht den ursprünglich erhofften Zusatzabsatz an Metall gebracht. Immerhin sind auf Deutschlands Straßen etwa 10 Mio. Dieselfahrzeuge unterwegs, wovon auch nur ein relativ kleiner Anteil serienmäßig einen Partikelfilter besessen haben dürfte. Weil aber wegen der Abwrackprämie sicherlich zahlreiche Diesel-Fahrzeuge mit den Schadstoffklassen Euro 1, 2 und teils auch schon 3 aus dem Verkehr gezogen worden sind, stellte sich wahrscheinlich die Frage der Nachrüstung oft nicht mehr.