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Dubai in aller Munde - Finanzmarkt übt sich in Risikoaversion - Klartext zur ...

27.11.2009  |  Folker Hellmeyer
Dubai in aller Munde - Finanzmarkt übt sich in Risikoaversion - Klartext zur Situation!

Der Euro eröffnet (07.35 Uhr) bei 1.4920, nachdem heute im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4903 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 86.00. In der Folge notiert EUR-JPY bei 128.30, während EUR-CHF bei 1.5075 oszilliert. Das Anliegen von Dubai World, Rückzahlungsmodalitäten des Schuldenportfolios mit dem Ziel eines Zahlungsaufschubs neu zu verhandeln, führte an den internationalen Finanzmärkten zu massiven Verwerfungen.

Aktienmärkte brachen um circa 3% ein, Edelmetalle wurden heute im asiatischen Markt aggressiv abverkauft, der JPY markierte gegenüber dem USD die höchsten Kurse seit 14 Jahren und USDCarry-Trades wurden aggressiv abverkauft mit der Folge eines Anstiegs des USD gegenüber Anlagewährungen. Staatsanleihen und Liquidität waren und sind gefragt. Plötzlich entdeckt der Finanzmarkt wieder seinen Appetit auf Risikoaversion. So weit zum Status Quo.


Wenden wir uns den Fakten zu:
  • Dubai World ist eine Investment Holding des Staates Dubai. Das Unternehmen ist vergleichbar mit einem so genannten "Sovereign Wealth Fund".
  • Dubai World hat jedoch nicht nur Anlagen getätigt, sondern vor allen Dingen auch Kredit in einem Umfang von 59 Mrd. USD aufgenommen, um die Entwicklung des Emirats voranzutreiben. Die Palmeninsel ist unter anderem ein Projekt.
  • Am 14. Dezember werden Anleihen in einem Volumen von 3,5 Mrd. USD fällig (Emittent Nakheel PLC, Gesellschaft der Dubai World).
  • Zunehmende Probleme bei Dubai World sind seit circa einem Jahr bekannt.
  • Viele Bauprojekte wurden in Folge der Finanzkrise stillgelegt.
  • Immobilienpreise sanken um bis zu 50%.
  • Die Zentralbank der Vereinigten arabischen Emirate hat im Zuge der Krise bereitseinigen Banken Hilfe zukommen lassen.

Mithin ist die aktuelle Nachrichtenlage für Profis bestenfalls eine vermeintliche Überraschung.

Der Finanzmarkt spielt derzeit das Thema eines möglichen Staatsbankrotts des Emirats Dubai. Unter anderem wird das deutlich an den Risikoaufschlägen und den Preisen für Kreditversicherungen für das Emirat Dubai.

Ist diese Sichtweise des Finanzmarkts realistisch? Schauen wir uns die Fakten an:
  • Die Gesamtverschuldung Dubais liegt bei 80 Mrd. USD
  • 80 Mrd. USD Verschuldung sind nicht gleich 80 Mrd. USD Verlust.
  • Das Geschäftsmodell Dubais als Dienstleistungsdrehscheibe im arabischen Raum ist absolut intakt.
  • Ja, Palmeninseln und der "Turmbau zu Babel" sind ambitioniert und ein Hauch Hybris ist fraglos erkennbar.
  • Die Krise ist primär eine Liquiditätskrise und keine nachhaltige Bonitätskrise.
  • Die Liquiditätskrise ist bedingt durch die Finanzkrise und eine Kreditklemme im Sektor der großen Projektfinanzierungen.

Weiterhin gilt, daß systemische Risiken von Seiten der G20 nicht zugelassen werden. Seit Ausbruch der Krise wurden Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen in einem Gesamtvolumen von mehr als 30.000 Mrd. USD implementiert. Vor diesem Hintergrund wird deutlich, daß dieses Problem (Staatsverschuldung Dubais von insgesamt 80 Mrd. USD bei einem belastbaren Geschäftsmodell) nicht die Qualität hat, den Reflationierungskurs der Weltwirtschaft oder den Stabilisierungskurs für das Finanzsystem nachhaltig zu unterminieren. Aufgrund eines Problems bei Dubai World bezüglich einer Gesamtverschuldung von 59 Mrd. USD (ungleich potentiellen Verlusten) werden die Erfolge eines Programms von mehr als 30.000 Mrd. USD nicht leichtfertig geopfert!

Gestern haben wir darauf verwiesen, daß der IWF Kreditzusagen über 600 Mrd. USD hat. Hier tut sich eine sinnvolle Spielwiese für den IWF auf. Es gibt einen Liquiditätsengpass in Dubai. Das Geschäftsmodell Dubais stimmt. Das gilt auch grundsätzlich für die Bonität des Emirats.

Losgelöst von diesen Einlassungen ist eine Fortsetzung der jetzt eingeleiteten Korrekturbewegungen kurzfristig nicht auszuschließen.

Gestern stand die Veröffentlichung der Geldmenge M3 der Eurozone per Oktober auf der Agenda. Die Daten konnten nicht überzeugen. Die Geldmenge sank im Monatsvergleich um -0,1% nach zuvor -0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich ein sklerotischer Anstieg um 0,3% nach zuvor 1,8% ein. Kredite an Regierungen nahmen um 15,2% nach zuvor 13,5% im Jahresvergleich zu. Kredit an den privaten Sektor sanken dagegen um 0,8% nach zuvor -0,1%.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4800 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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