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EUR-USD kommt wieder in Fahrt - Europäische Verbalakrobatik vernehmbar …

02.12.2009  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet (06.50 Uhr) bei 1.5095, nachdem gestern im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.5118 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 87.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.35, während EUR-CHF bei 1.5075 oszilliert.

Nachdem der Euro gegenüber dem USD die Marke von 1,50 überwunden hat, kommt es wieder zu Verbalakrobatik von Seiten der Eliten Europas.

Herr Juncker sagte, es gebe breite Übereinstimmung in der EU-Gruppe, daß der Euro überbewertet sei. Eine Anpassung bei der Bewertung sei wünschenswert. Fakt ist, jede Währung bekommt ultimativ das, was sie verdient. Währungsmärkte sind kein Wunschkonzert. Offensichtlich ist Herr Juncker implizit der Meinung,
  • daß US-Budgetdefizite bei mehr als 10% des BIP,
  • strukturelle Handelsdefizite bei 25 -30 Mrd. USD,
  • strukturelle Verwerfungen in der Finanzarchitektur, die die Seriosität und Glaubwürdigkeit des US-Finanzplatzes massiv beschädigen (PPT, Fed, "Naked Shorts", SEC-Madoff, CFTC - Größe der Shortpositionen am Edelmetallmarkt bei nur 2 Banken …),
  • das "Nichtumsetzen" von Basel II, das von den USA forciert wurde,
  • Krisenszenarien im Immobiliensektor,
  • strukturelle Verwerfungen in der Komposition der Volkswirtschaft,
  • Folgen einer massiv verfehlten Außenpolitik
  • als auch eine US-Konjunktur, die der Erholung der Weltwirtschaft mühsam hinterherhinkt, besser vom Devisenmarkt nicht diskontiert werden sollten.

Nun denn, wir nehmen die Sichtweise von Herrn Juncker in seiner Funktion als Chef der EUGruppe zur Kenntnis, wir teilen sie aber nicht, denn das wäre ansatzweise "antiautoritär".

Der deutsche Arbeitsmarktbericht überraschte das fünfte Mal in Folge die Profis der VWL und Analyse. Auch im November ergab sich wider Erwarten der Mehrheit der Marktbeobachter ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit. Der Rückgang stellte sich auf 7.000. Die Arbeitslosenrate sank von revidiert 8,2% auf 8,1%, welch ein Unterschied zum US-Arbeitsmarkt!

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Die Arbeitslosenrate der Eurozone stellte sich per Oktober dagegen im Rahmen der Erwartungen auf 9,8%. Der Vormonatswert wurde von 9,7% auf 9,8% nach oben revidiert. Die positive Tendenz in Deutschland wird konterkariert durch nachhaltige Schwäche insbesondere in Spanien und anderen Problemländern.

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Der Einkaufsmanagerindex der Eurozone für das verarbeitende und produzierende Gewerbe setzte mit einer Zunahme von zuvor 50,7 auf 51,2 positive Akzente. Die Prognose lag bei 51,0 Punkten.

Die US-Bauausgaben waren per Oktober im Monatsvergleich unverändert. Die Prognose lag bei -0,5%. Der Vormonatswert wurde jedoch massiv von +0,8% auf -1,6% revidiert, so daß das Gesamtergebnis der Zweimonatsperiode eine herbe Enttäuschung darstellt.

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Der ISM-Index per November konnte die Markterwartungen nicht erfüllen. Der Index sank von 55,7 auf 53,6 Punkte. Die Prognose lag bei 55,0 Zählern. Die Subindices lieferten ein durchwachsenes Bild. Der Produktionsindex sank von 63,3 auf 59,9 Punkte. Der Beschäftigungsindex verlor von 53,1 auf 50,8 Zähler, während der Auftragsindex von 58,5 auf 60,3 Punkte zulegte.

Der Rückgang des Index ist kein Beinbruch. Das aktuelle Indexniveau signalisiert solide Expansion. Insbesondere die Zunahme der Aufträge ist nach vorne schauend ermutigend.

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Die anhängigen Hausverkäufe per Oktober lieferten ein überraschend positives Signal. Hier stellte sich ein Anstieg im Monatsvergleich um 3,7% ein. Die Konsensusprognose war bei -0,8% angesiedelt. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 31,8%.

Damit ergab sich der neunte Anstieg in Folge. Dieser Index markierte per Oktober 2010 das höchste Niveau seit 3 ½ Jahren. Dieser Index impliziert schlußendlich eine deutliche Belebung.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4800 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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