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EUR-USD markiert Tiefstkurse im aktuellen Zyklus bei 1.4370 - S&P stuft ...

17.12.2009  |  Folker Hellmeyer
EUR-USD markiert Tiefstkurse im aktuellen Zyklus bei 1.4370 - S&P stuft Griechenland ab

Der Euro eröffnet (07.50 Uhr) bei 1.4415, nachdem heute im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4370 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.85, während EUR-CHF bei 1.5070 oszilliert. Die Korrektur der Aufwärtsbewegung des Euros gegenüber dem USD setzt sich weiter fort und kulminierte heute im asiatischen Handel mit Tiefstkursen bei 1.4370.

Dünnes Geschäft und Positionsauflösungen, strategisch oder bedingt durch "Carry-Trades", im Vorwege des Jahresendes spielen fraglos eine wesentliche Rolle in der gegenwärtigen Ausprägung der Marktentwicklungen. Davon profitieren der USD und das GBP.

Es griffe jedoch zu kurz, die aktuellen Marktentwicklungen lediglich auf diese Einflussgrößen zurückzuführen. Gestern wurde das Thema Griechenland frisch aufgewärmt. S&P schließt sich der Ratingagentur Fitch in der Herabstufung der Bonität an. Budgetdefizite in der Größenordnung von 13% werden als Grund angeführt. Das klingt plausibel und ist faktisch nicht zu beanstanden. Auf diesem Auge sehen die Ratingagenturen gut.

Die Budgetdefizite bei 12% der USA bei einem gleichzeitig völlig gestörten Gleichgewicht der USWirtschaft, Abhängigkeit in der Außenfinanzierung nebst anderen strukturellen Mißständen stören S&P offensichtlich weniger. 12% und der restliche US-Problemkreis sind gut für AAA, das "Non Plus Ultra" der Bewertungen. Wir nehmen diese Sichtweise zur Kenntnis. Auf diesem Auge sehen Ratingagenturen offensichtlich nichts.

Warum drängt sich nur bei dem Begriff Ratingagentur der Begriff "Fielmann" auf?

Fakt ist, daß dank der Entwicklung im Dezember unsere Jahresprognose 2009 für die Parität EUR-USD voraussichtlich leicht verfehlt wird. Wir hatten im Frühjahr Tiefstkurse bei 1.25 (Punktlandung) antizipiert und im weiteren Verlauf einen Anstieg in Richtung 1.55 - 1.60 prognostiziert. Es wurden jedoch lediglich Höchstkurse bei 1.5144 erreicht. Bezüglich der weiteren Entwicklung verweisen wir auf unseren Jahresausblick 2010, der am Freitag veröffentlicht wurde.

Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per November im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor -0,1% zu. Damit ist die Phase der Preisdeflation beendet. Bezüglich der Rohstoffpreisentwicklung und der Basiseffekte wird es jetzt zu weiteren Anstiegen der Verbraucherpreise in den kommenden Monaten kommen. Wir sind gespannt, wie die EZB mit diesem Themenkomplex umgehen wird. Die Aktivität der norwegischen Zentralbank mag hier ansatzweise die Charaktermerkmale eines Frühindikators haben. Das gilt natürlich nicht für die USA, Der Offenmarktausschuß hat sehr deutlich gemacht, daß die Niedrigstzinspolitik fortgesetzt wird.

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Die Verbraucherpreise sind in den USA im Monatsvergleich um 0,4% gestiegen. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg on Höhe von 1,90% nach zuvor -0,20%.

Mit anderen Worten hält die Fed an der Niedrigstzinspolitik im Dunstkreis um 0,1% fest, obwohl der Preisanstieg bei 1,9% liegt und über Basiseffekte weitere Anstiege auf der Agenda stehen.

Daraus Attraktivität des USD ableiten zu wollen, überlassen wir anderen Strategen. Reale Kapitalvernichtung mag für manche Anleger eine probate Strategie darstellen.

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Die US-Leistungsbilanz konnte per 3. Quartal nicht überzeugen. Es stellte sich ein Defizit in Höhe von -108,0 Mrd. nach zuvor -98,0 Mrd. USD ein. Zunehmende Defizite implizieren eine zunehmende Abhängigkeit von Kapitalimporten. Auch hier erschließt sich kein Feld, das eine zunehmende Attraktivität des USD ausdrücken könnte.

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Die Neubaubeginne legten in den USA nach dem Einbruch im Vormonat um -10,1% nun per November um +8,9% auf annualisiert 574.000 Objekte zu. Das Bild, das sich hier bietet, läßt sich als Bodenbildung auf historisch niedrigem Niveau beschreiben, mehr nicht, weniger auch nicht! Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -12,4% nach zuvor -30,9%. Über Basiseffekte sollte sich hier im Jahresvergleich zunehmend Entspannung abzeichnen.

Die Baugenehmigungen stiegen von zuvor 551.000 auf nun 584.000 auf annualisierter Basis. Der Blick auf den Chart der Neubaubeginne verdeutlicht einerseits die Bodenbildung, andererseits das historisch niedrige Niveau, das keinen Raum läßt, von einer nachhaltigen Erholung zu sprechen oder zu träumen.

Auch hier ist für Realisten kein Katalysator für USD-Stärke in nachhaltiger Form gegeben. Im Gegenteil belegen diese Daten, daß dieser Sektor weiter "verbrannt" ist und Ausdruck eines strukturellen und nicht nur zyklischen Problems ist.

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Wir werden uns morgen dezidiert mit den Resultaten der heutigen Veröffentlichungen auseinandersetzen. Wir verweisen zunächst auf die unten angeführte Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4670-00 dreht den Bias des Euros auf "Positiv".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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