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Die sechs Reiter der wirtschaftlichen Apokalypse

23.12.2009  |  Peter Boehringer
Wer die Debatten in den Internet-Foren und Blogs beobachtet, dem fällt spätestens seit 2008 zunehmend auf, dass sich immer mehr kritische und noch unverbildete Beobachter des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systems die Frage "Kann es so weitergehen?" gar nicht mehr stellen. Diese Phase haben diese von der FTD abschätzig als "Küchenökonomen" bezeichneten Denker bereits hinter sich. Sie ignorieren zunehmend das vernebelnde argumentative Dauerfeuer gegen die "Armageddonisten" und versuchen, sich gleich der nahe liegenden Folgefrage zu nähern "Wie lange kann es noch so weiter gehen?". Leider ist diese Frage in einer zunehmend staatssozialistisch gesteuerten Zentralbankwirtschaft aufgrund der Vielzahl an (auch nicht-ökonomischen) Eingriffs-, Verzögerungs- und Manipulationsmöglichkeiten schwer zu beantworten.

Ähnlich muss es wohl dem Verfasser der biblischen Offenbarungsgeschichte ergangen sein: Die Überzeugung, dass die Endzeit und der Erlöser nahe sein müssen, war im ersten Jahrhundert bei den Frühchristen Konsens-fähig. Woran aber das nahende "Systemende" erkennen? Johannes führte zu diesem Zweck in seiner "Offenbarung" (dem letzten Buch der Bibel) seine berühmten vier Apokalyptischen Reiter ein, deren Erscheinen das nahende Ende signalisieren würde.

Nun muss man nicht gleich irrational werden und das nahende Jüngste Gericht prognostizieren. Aber unser Wirtschaftssystem befindet sich mittlerweile unübersehbar in einem finalen Stadium, in dem u.E. -ungeachtet vieler anderer Verwerfungen– alleine schon die Zinseszinslast auf die völlig ausgeuferte Weltverschuldung mathematisch zwingend einen Systemwechsel herbeiführen wird. Manche bezeichnen diese Phase als Kondratieff-Winter, wobei diese Erkenntnis bei der Bestimmung des Timings auch nicht weiterhilft.

Suchen wir also die Reiter der wirtschaftlichen Apokalypse des 21. Jahrhunderts: Inflationär wie unsere Zeit nun einmal ist, kommen wir nicht mit den vier Reitern des Johannes hin - wir müssen gleich sechs beobachten. Im Gegensatz zu Johannes´ nach 2000 Jahren noch immer nicht eindeutig angekommenen Reitern können in der heutigen Welt bereits vier unserer sechs Signale der wirtschaftlichen Apokalypse beobachtet werden! Und da diese nicht wie bei Johannes willkürlich-metaphorisch erscheinen, sondern vielmehr logisch-zwingend und real bis zum berühmten "Game Over", sollten wir sie unbedingt ernst nehmen. Jeder ihrer Auftritte bringt eine signifikante -wenn auch allmähliche- Verschlechterung des wirtschaftlich-gesellschaftlichen Zustands der Welt mit sich. Zwischen den Auftritten sind jedoch Konsolidierungen und sogar temporäre Verbesserungen durchaus möglich. Die Endzeit wird sich erst nach dem letzten Reiter für alle offen-baren.


Der erste Reiter: Die Neuverschuldung fällt unter die Zinsbedienung der Altschulden

Hier die (bekannte) Gesamtverschuldungskurve der USA bis 2008. Alle Marktteilnehmer zusammen hatten bis dahin -also noch weitgehend VOR den Bankenrettungen- etwa 52 Billionen Dollar an Schulden aufgehäuft.

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Abb. 1: US-Gesamtverschuldung in Billionen Dollar


Bei konservativ angenommenen 5% Durchschnittsverzinsung addiert sich das auf ca. 2,5 Billionen Dollar an Zinszahlungen pro Jahr. Nach den Banken-Bailouts seit 2008 wird sich per 2009 diese Zahl problemlos auf mindestens 3 Billionen Dollar erhöhen. Selbst bei einer noch nie auch nur annähernd da gewesenen offiziellen Neuverschuldung nur des US-Staats von gut 1,6 Billionen Dollar werden es die Unternehmen und Privaten (die netto derzeit Schulden abbauen bzw. abbauen müssen) schon 2009 nicht mehr "schaffen", die fehlenden 1,5 Billionen neu aufzuschulden. Die Neuverschuldung wird somit gesamtwirtschaftlich unter die Zinsbedienung der Altschulden fallen. Damit ist aber die seit dem 2. Weltkrieg mathematisch fast "perfekt" exponentiell gewachsene Verschuldungs-Kurve am Ende ihrer realen Steigungsfähigkeit angelangt! Die realen wirtschaftlichen Auswirkungen können in einer Schulddrogen-abhängigen Wirtschaft nur depressiv sein…

=> Der erste Apokalyptische Reiter ist somit trotz Niedrigstzinsen 2009 angekommen. Übrigens auch in Deutschland und Europa: Die Rechnungen sehen nach den Bankenrettungen seit 2008 hier mindestens ebenso schlecht aus.





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