Die sechs Reiter der wirtschaftlichen Apokalypse
23.12.2009 | Peter Boehringer
- Seite 3 -
Der fünfte Reiter: Dollarverfall bei gleichzeitigem ZinsanstiegEin signifikanter Zinsanstieg auf Staatsanleihen würde somit von der Fed und der Politik bis aufs Messer bekämpft. Trotzdem kann es sein, dass die wenigen noch verbliebenen "freiwilligen" ausländischen Käufer der Staatsschulden (Japan, evtl. China, England; die EZB, sowie die weltweiten Pensions- und Lebensversicherungs- und Hedge-Fonds-Manager und die reichen privaten Käufer der Welt) die Billionen-schwere Monetarisierungs-Orgie der USA und das steigende Konkursrisiko nicht mehr länger zu den aktuellen lächerlichen Niedrigzinssätzen (teil)finanzieren. Immerhin sprechen wir von ausländischen Treasury-Käufen in Höhe von derzeit mehr als 2 Mrd Dollar - pro Tag! Man kann somit eine Situation nicht ausschließen, in der es gleichzeitig zu einem vom Markt erzwungenen massiven Anstieg der langfristigen Anleihezinsen und zu einem Abverkauf des Dollars kommt. Tendenziell sehen wir diese (bis etwa März 2009 ungewöhnliche) gegenläufige Tendenz der 10-jährigen Staatsanleihen-Zinsen und des US-Dollar-Index schon seit einigen Monaten.
Abb. 2: Der US-Dollar-Index versus die Staatsanleihe-Zinsen ("10 yr Treasury Note Yield")
Noch ist hier nichts eskaliert. Wenn aber eines Tages der Dollar-Index z. B. schnell in Richtung 70 fiele und gleichzeitig der Treasury-Yield ($TNX) um mehr als 0,5% an einem Tag stiege, wäre das ein absolutes Alarmzeichen. Man kann eine solche Entwicklung für die nähere Zukunft nicht ausschließen. Der Investor und Autor Peter Ziemann hat extra zur Beobachtung dieser Entwicklung einen eigenen Index entwickelt: dieser dividiert den Dollar-Index (aktuell um die 77 Punkte) durch den Zinssatz auf 10-jährige Treasuries (derzeit ca. 3,5%).
=> Der fünfte apokalyptische Reiter ist noch nicht eindeutig angekommen. Beobachten Sie den Ziemann-Index: Wenn dieser schnell von heute 22 in Richtung 15 fällt, dann ist der Vertrauensverlust in den Dollar und in US-Staatsanleihen in freiem Fall. Da der Euro mit 80%-Dollar-Reserven "hinterlegt" ist, ist dann auch das Vertrauen in den Euro weg. Und seit der Aufkündigung der Golddeckung 1971 deckt nur noch Vertrauen die Währungen…