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Die sechs Reiter der wirtschaftlichen Apokalypse

23.12.2009  |  Peter Boehringer
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Der zweite Reiter: Die Zentralbanken drucken Geld

"Geld drucken" oder "helicopter money" sind heute Termini, die aus der Mode gekommen sind. Wir leben in der Welt der (natürlich "temporären") "Monetarisierung" und des "quantitative easing". Letztlich ist es aber egal, welche ausgefeilte und euphemistische Rhetorik die Notenbanken wählen. Und es ist auch egal, welche komplexen Kreditschöpfungs-Konstrukte und welche pseudo-unabhängigen Banken und Institute sie zur Vernebelung zwischenschalten: Es findet eben doch immer triviales Gelddrucken weit über das reale Güterwachstum der Wirtschaft hinaus statt. Immer und überall in der Weltgeschichte war dies langfristig inflationär für die betroffene Währung und Vertrauen vernichtend für den Staat.

Wenn private und externe Marktteilnehmer offensichtlich nicht mehr bereit sind, einem Staat Geld zu leihen, muss dessen Zentralbank einspringen, um eine sofortige Liquiditätskrise des Staats und ein Zusammenbrechen der Regierungsinstitutionen zu verhindern! In den USA findet seit März 2009 eine ganz erhebliche Monetarisierung der Staatsanleihen statt: Die Zentralbank kauft bei den Treasury-Auktionen direkt oder über Intermediäre große Teile der neuen Staatsschuld auf (20-80% je nach Quelle und Definition!) und monetarisiert sie so. Derzeit sind es vor allem die primary dealer (= Großbanken, die direkt mit der Fed handeln), die durch kurzfristige Übernahme der Staatsanleihen auf die eigenen Bücher regelmäßig fatale Flops der Auktionen abwenden. Und es gibt sogar bereits Gerüchte, wonach sich einige westliche Zentralbanken gegenseitig die Staatsanleihen abkaufen, um externes Interesse vorzutäuschen (!).

Alleine an Staatsanleihen werden die USA 2009 im Tages-Durchschnitt mehr als 4 Milliarden Dollar zu verkaufen bzw. zu drucken haben, um nicht sofort den Staatsbankrott erklären zu müssen. Wenn man neben den Staatsschulden auch noch die aktuell über die Fed aufgekauften bzw. monetarisierten Agenturschulden (Fannie Mae, Freddie Mac, Ginnie Mae, Federal Housing Administration, Federal Home Loan Board, …) sowie die diversen Aufkaufprogramme toxischer Banken-Derivate mit einbezieht, kommt man derzeit sogar auf Beträge von weit über 10 Milliarden Dollar! Pro Tag!

=> Der zweite Apokalyptische Reiter ist eindeutig angekommen. Und vermutlich ist auch in Europa bald D-Day: Debt-Monetarisierungs-Tag.


Der dritte Reiter: Das relative Staatsdefizit ufert aus

Zwar hat der erste Reiter angezeigt, dass es natürlich reale Grenzen der Neuverschuldung gibt, wenn erst einmal die "senkrechte" Phase der exponentiellen Verschuldungskurve erreicht ist und wenn ein Staat wie die USA mit 300 Millionen Einwohnern die drei Billionen Nettoneuverschuldung pro Jahr überschritten hat (d.h. mehr als 10.000 Dollar pro Jahr und Kopf inklusive Kindern, Rentnern und Arbeitslosen!). Dennoch kann das bekannte Maastricht-Kriterium "Staatliche Neuverschuldung bezogen auf das Bruttosozialprodukt" natürlich trotzdem weiter steigen. Die USA erreichen bei dieser relativen Neuverschuldungsgröße im Fiskaljahr 2009 ca. 11% mit weiter steigender Tendenz. Die europäischen Staaten dürften per 2009 auf summa summarum mindestens 7% kommen. Der Euro könnte nach allen Maastricht-Kriterien per 2009 in Europa nicht mehr eingeführt werden. In praktisch keinem Land ist die 3%-Obergrenze von Maastricht aus dem seligen Jahr 1992 auch nur noch in Sicht!

=> Der dritte Apokalyptische Reiter ist eindeutig angekommen.


Der vierte Reiter: Der Goldpreis steigt und bringt Zins-Aufwärtsdruck

Man beachte, dass die ersten drei Reiter aufgetaucht sind, obwohl sich die ganze Welt seit mindestens 1995 in einem Umfeld künstlich niedrig gehaltener Zinssätze befindet. Nicht zufällig wird seit etwa 1995 der Gold- (und Silber-)Preis massiv nach unten manipuliert. Selbst in diesem Umfeld allerdings hat es der Goldpreis nun wieder über die Marke von 1000 Dollar pro Unze geschafft. Die Edelmetall-Alternativen zu den angesichts des Inflationspotenzials und des Ausfallrisikos lächerlich niedrig verzinsten Staatsanleihen sind somit ständig attraktiver geworden. Ein stetig steigender Goldpreis wird unweigerlich Aufwärts-Druck auf die langfristigen Zinsen der Staatsanleihen ausüben - und so die Reiter 1 bis 3 noch schneller galoppieren lassen!

Im aktuellen Umfeld erscheint eine weitere Drückung der GoldSilber-Preise immer schwieriger. Die Zentralbanken haben wohl nur die Wahl, markträumende Preise bei Gold und Silber zuzulassen (derzeit etwa 3000 $/oz bzw. 50 $/oz) - oder eben die Zinsen auf Staatsanleihen bis in die Höhen zu schleusen, bei denen 1980ff der Goldpreis-Anstieg gestoppt werden konnte. Damals waren das bis zu 17%! Die extrem überschuldeten Staaten würden heute vermutlich nicht einmal 8% überleben. Über Nacht hätte in diesem Fall z.B. Obama nicht eine halbe Billion pro Jahr, sondern eine und bald gar zwei Billionen Dollar an Zinsbedienung nur auf die Staatsschuld zu leisten. Zinsen würden dann mehr als 50% des ohnehin durch riesige Sozial- und Kriegsausgaben unproduktiv aufgeblähten Staatshaushalts ausmachen. Das ist nach allen historischen Beispielen "not sustainable" - unhaltbar.

=> Der vierte Apokalyptische Reiter ist eindeutig angekommen: Die Mini-Zinssätze sind keine dauerhaft gangbare Alternative. Immerhin aber könnten die GoldSilber-Preise bei einem Ende der Manipulation schnell in die o.g. Größenordnungen laufen, was danach erstmal Entspannung an der Zinsfront bedeuten könnte…





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