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Angebotsrisiken unterstützen Öl- und Agrarpreise

09.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis steigt angesichts der Angebotsrisiken zum Wochenauftakt auf knapp 114 USD je Barrel. Der Atomstreit des Westens mit dem Iran lässt auch die spekulativen Finanzanleger wieder verstärkt auf steigende Preise setzen. Die Netto-Long-Positionen bei WTI wurden in der Woche zum 3. Januar um 4,5 Tsd. auf 170.031 Kontrakte ausgeweitet. Der WTI-Ölpreis hatte in der entsprechenden Berichtswoche den höchsten Stand seit acht Monaten erreicht.

Angesichts der anhaltenden Zuspitzung der Irankrise bleibt der Ölpreis weiterhin gut unterstützt, was zu einem fortgesetzten Aufbau der Netto-Long-Positionen führen und einen weiteren Preisanstieg begünstigen könnte. Für zusätzliche Unterstützung könnte der heute beginnende Generalstreik in Nigeria sorgen, welcher auch die Öllieferungen aus dem größten afrikanischen Produzentenland beeinträchtigen könnte.

Im Dezember lag die nigerianische Ölproduktion bei 2,2 Mio. Barrel pro Tag. Aufgrund der Sorge vor Angebotsausfällen ist die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf 12 USD je Barrel gestiegen, den höchsten Stand seit fast zwei Monaten. Die in dieser Woche stattfindenden Anpassungen der Rohstoff-Indizes könnten zu einer weiteren Spreadausweitung führen. Denn in vielen Indizes wird in diesem Jahr der Anteil von Brent erhöht und der Anteil von WTI reduziert. Entsprechend müssen die Indexanleger Brent kaufen und WTI verkaufen.

Wir gehen allerdings davon aus, dass es sich bei der Spreadausweitung nur um ein vorübergehendes Phänomen handelt und rechnen im Jahresverlauf mit einer deutlichen Einengung der Preisdifferenz, da mit der Umkehrung einer Ölpipeline in den USA ab April Arbitragemöglichkeiten entstehen.


Edelmetalle

Gold trotzt weiter dem festen US-Dollar und hält sich über der Marke von 1.600 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt das gelbe Edelmetall wenig verändert bei rund 1.270 EUR je Feinunze. Wie die am Freitagabend veröffentlichte Statistik der CFTC zeigt, ziehen sich die spekulativen Finanzinvestoren bei Gold weiter zurück. In der Woche zum 3. Januar haben sie ihre Netto-Long-Positionen nochmals leicht auf 104,6 Tsd. Kontrakte abgebaut. Diese befinden sich mittlerweile auf einem 3-Jahrestief. Allein in den letzten vier Wochen wurden die Wetten auf steigende Preise damit um 25% reduziert. Der Goldpreis zeigt sich zuletzt diesem Trend gegenüber jedoch relativ immun.

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Aufgrund der schwelenden Staatsschuldenkrise in der Eurozone und den geopolitischen Risiken sehen wir den Preis auf dem aktuellen Niveau gut unterstützt. Heute treffen sich Bundeskanzlerin Merkel und der französische Staatspräsident Sarkozy, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Im Falle von Silber wurden die Netto-Long-Positionen zwar auf ein 3-Wochenhoch von 8,4 Tsd. Kontrakten deutlich ausgeweitet, allerdings kam es in den Wochen zuvor zu einem massiven Abbau der Wetten auf steigende Preise. Während sich die Netto-Long-Positionen bei Platin relativ stabil auf niedrigem Niveau zeigen, geht der Abbau bei Palladium weiter. Hier befinden sich die Netto-Long-Positionen aktuell nur noch bei 4,4 Tsd. Kontrakten, dem niedrigsten Stand seit Beginn dieser Datenreihe.


Industriemetalle

Die Metalle zeigen sich zum Wochenauftakt relativ verhalten, was am seit Tagen festen US-Dollar liegen dürfte, der auf die Stimmung der Marktteilnehmer drückt. Kupfer und Aluminium werden zusätzlich durch weiter steigende Lagerbestände in Shanghai belastet. In der letzten Woche sind die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE um 13% auf ein 3½-Monatshoch gestiegen. Bei Aluminium kam es zu einem Aufbau der Vorräte von knapp 7%. Diese befinden sich mittlerweile wieder auf dem höchsten Stand seit Mitte Juli.

Die chinesische Zentralbank bereitet sich offenbar auf mögliche negative Auswirkungen einer schwächeren Wirtschaft in den USA und Europa vor. Im Dezember wurden 640,5 Mrd. CNY an neuen Krediten vergeben, deutlich mehr als erwartet. Dies sollte helfen, eine "harte Landung" der chinesischen Wirtschaft zu verhindern. Die vorläufige Importstatistik Chinas für Dezember, die morgen veröffentlicht wird, dürfte zeigen, dass das Reich der Mitte auch im letzten Monat weiter opportunistisch gehandelt und hohe Mengen vor allem von Kupfer importiert hat. Dies könnte den Metallpreisen Auftrieb verleihen.

Wie die Daten der CFTC zeigen, haben die spekulativen Finanzinvestoren um den Jahreswechsel herum zum Preisanstieg von Kupfer beigetragen. In der Woche zum 3. Januar wurden die Netto-Short-Positionen auf 2 Tsd. Kontrakte halbiert. Sollten die Finanzinvestoren optimistischer werden, könnte dies den Kupferpreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Die jüngsten Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC zeigen, dass die spekulativen Finanzanleger in der Woche zum 3. Januar ihre Netto-Long-Positionen bei vielen Agrarrohstoffen ausgebaut haben. Besonders stark war der Anstieg bei Mais, wo die Netto-Long-Positionen um über 37 Tsd. Kontrakte auf 169 Tsd. Kontrakte stiegen. Einen deutlichen Zuwachs gab es auch bei Sojabohnen, Zucker, Kaffee und Baumwolle. Die Netto-Short-Positionen bei Weizen gingen leicht zurück. Kakao entzog sich dem Trend dagegen vollständig: hier wurden die Netto-Short-Positionen noch etwas ausgedehnt.

Zum einen dürfte die allgemein positivere Stimmung an den Finanzmärkten den Optimismus bezüglich der Preisentwicklung bei Agrarrohstoffen erhöht haben. Aber auch fundamentale Entwicklungen sprechen bei einigen Agrargütern für höhere Preise. So erwarten viele Marktteilnehmer derzeit, dass die Mais- und Sojabohnenernten in Südamerika stark unter der Trockenheit leiden werden.

Insbesondere aus Argentinien kommen kritische Stimmen, die befürchten, die Mais- und Sojabohnenernte könnte noch stärker betroffen sein als 2008/09, als die größte Dürre seit 70 Jahren ihre Spuren hinterließ. Argentinien ist der zweitgrößte Exporteur von Mais und der drittgrößte Exporteur von Sojabohnen weltweit. Am Donnerstag wird das US-Landwirtschaftsministerium seine neuesten Angebots- und Nachfrageprognosen vorlegen. Es ist wahrscheinlich, dass das USDA auch wegen der zu erwartenden Abwärtsrevisionen für Argentinien das Defizit am Maismarkt und in geringerem Maße auch bei Sojabohnen für 2011/12 nach oben korrigiert.




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