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Chinas Rohstoffhunger ungebrochen hoch

10.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise bleiben aufgrund der Angebotsrisiken in Iran und Nigeria gut unterstützt. Für zusätzlichen Auftrieb sorgen die Importdaten aus China. China hat im Dezember laut Zollbehörde 21,9 Mio. Tonnen Rohöl bzw. 5,16 Mio. Barrel pro Tag importiert. Das waren 6,5% weniger als das Importvolumen im Vormonat, welches allerdings ausgesprochen hoch war. Gegenüber dem Vorjahr legten die Importe hingegen um 5% zu. Für das Gesamtjahr belaufen sich die Öleinfuhren auf 253,8 Mio. Tonnen bzw. 5,08 Mio. Barrel pro Tag, was einem Anstieg um 6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Angesichts der zuletzt wieder gestiegenen Raffinerieauslastung und der derzeit laufenden Aufstockung der staatlichen Ölreserven dürfte die Importdynamik hoch bleiben. Da China die Importe aus dem Iran aufgrund von Zahlungsstreitigkeiten zuletzt deutlich reduziert hat, muss China seinen Bedarf anderweitig abdecken, was die Preise weiter nach oben treiben könnte.

Die zunächst für Jahresbeginn geplante Inbetriebnahme einer Ölpipeline zwischen den Ölfeldern von Abu Dhabi und einem Verladehafen in Fujairah wird sich um einige Monate verzögern. Mit dieser Pipeline könnten die Vereinigten Arabischen Emirate zwei Drittel ihrer Ölproduktion von 2,5 Mio. Barrel pro Tag über eigenes Territorium zum Golf von Oman transportieren und wären damit nicht mehr auf den Seeweg angewiesen. Eine frühere Inbetriebnahme der Pipeline hätte im Falle einer Schließung der Straße von Hormus zudem eine Alternativroute für Rohöl aus der Golfregion geschaffen. Durch die Verzögerung bleibt die Abhängigkeit von diesem Nadelöhr unverändert hoch, was sich in einer anhaltend hohen Risikoprämie auf dem Ölpreis niederschlagen dürfte.


Edelmetalle

Das gestrige Treffen zwischen Bundeskanzlerin Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Sarkozy lieferte kaum nennenswerte Details. Es stellte lediglich den Auftakt für die Verhandlungsmarathons in den nächsten Wochen dar. Die Staatsschuldenkrise in der Eurozone lässt den Markt auch weiterhin nicht los, da zum Ende der Woche Auktionen von spanischen und italienischen Staatsanleihen anstehen. Es ist fraglich, ob das gesamte geplante Volumen am Markt platziert werden kann. Gold sollte vor diesem Hintergrund gut unterstützt sein. Dazu trägt auch die aktuell hohe physische Nachfrage bei.

So berichtet die US-Münzprägeanstalt, im Januar bislang 79 Tsd. Unzen an Goldmünzen abgesetzt zu haben. Damit wurde bereits das gesamte Verkaufsvolumen von Dezember übertroffen. Im Falle von Silber fällt der Monatsvergleich noch eindrucksvoller aus. Hier hat sich der Münzabsatz auf 3,96 Mio. Unzen mittlerweile bereits nahezu verdoppelt. Dies ist jetzt schon mehr als in den beiden Vormonaten zusammen. Offensichtlich wird das aktuelle Preisniveau als attraktiv erachtet. Zugleich werden derzeit anscheinend Münzen den ETFs bevorzugt. Denn sowohl die von Bloomberg erfassten Gold- als auch Silber-ETFs verzeichnen seit einigen Wochen (moderate) Abflüsse.


Industriemetalle

China hat auch im Dezember die niedrigen Kupferpreise zu Käufen genutzt. Gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde stiegen die Kupfereinfuhren im Vergleich zum Vormonat um 12,6% auf einen Rekordwert von 509 Tsd. Tonnen. Die Importe nahmen damit den siebten Monat in Folge zu und lagen deutlich über den Erwartungen. Neben attraktiven Arbitragemöglichkeiten zwischen den Börsen in London und Shanghai war hierfür auch die reale Nachfrage im Reich der Mitte verantwortlich, die sich weiterhin sehr robust zeigt und in relativ niedrigen Lagerbeständen widerspiegelt. Dies gibt dem Kupferpreis heute Morgen Auftrieb, der auf über 7.600 USD je Tonne steigt.

Trotz der zuletzt hohen Dynamik hat China im gesamten letzten Jahr "nur" 4,07 Mio. Tonnen Kupfer importiert, 5,1% weniger als im Vorjahr. Für das von hoher Unsicherheit und Turbulenzen geprägte Jahr 2011 ist dies allerdings ein sehr hoher Wert. Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes, das am 23. Januar beginnt, könnte die Importdynamik im Januar zunächst merklich nachlassen. Wir halten auch für dieses Jahr ein Importniveau von rund 4 Mio. Tonnen für möglich, selbst wenn sich die chinesische Wirtschaft weiter abkühlen sollte.

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Auch die Einfuhren von Aluminium lagen im Dezember auf einem sehr hohen Niveau. Sie stiegen im Vergleich zum Vormonat um 32% auf knapp 104 Tsd. Tonnen und erreichten damit den höchsten Wert seit zwei Jahren. Dies dürfte im Zusammenhang mit den rückläufigen inländischen Produktionsraten stehen. Im Zuge des stark gefallenen Aluminiumpreises wurden in China bereits viele Produktionskapazitäten vorübergehend stillgelegt. Das fehlende lokale Angebot wird offensichtlich durch Importe ausgeglichen.


Agrarrohstoffe

Der Blick zurück auf 2011 hat den Markt für Sojabohnen nicht belasten können. Die chinesische Zollbehörde hatte gemeldet, dass im vergangenen Kalenderjahr erstmals seit sieben Jahren weniger Sojabohnen importiert wurden als in den vorangegangenen 12 Monaten. Grund für den Rückgang war zum einen ein geringerer Verbrauch an Sojamehl, zum anderen die Tatsache, dass die Regierung Sojabohnen aus staatlichen Lagern freigegeben hat. Dies reduzierte den Importbedarf. Für das Gesamtjahr lagen die Importe mit 52,6 Mio. Tonnen um 3,9% unter dem Vorjahresniveau.

Die Schweinehaltung, welche vor allem in der ersten Jahreshälfte unter hohen Futterpreisen und Steigerungen der Arbeitskosten litt, hat inzwischen wieder angezogen. Von daher hat sich auch die Importtätigkeit bei Sojabohnen in den letzten Monaten wieder belebt. In den Monaten Oktober bis Dezember lagen die Importe entweder über oder gleichauf mit den entsprechenden Vorjahreswerten. Das USDA erwartet, dass für die seit Oktober laufende Saison 2011/12 die Importe Chinas deutlich von 52,3 Mio. Tonnen in der Vorsaison auf dann 56,6 Mio. Tonnen steigen werden. Die Nachfrage Chinas ist eine entscheidende Größe für die Preisentwicklung von Sojabohnen an den internationalen Märkten.




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