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Italien auf einem guten Weg - Das Griechenlandthema belastet Euro - EZB im Fokus …

12.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.47 Uhr) bei 1.2715, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im US-Handel bei 1.2663 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 97.75, während EUR-CHF bei 1.2115 oszilliert.

Reuters: Berlin, 11. Jan (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel und Italiens Ministerpräsident Mario Monti haben demonstrative Zuversicht in die Stabilisierung des südlichen Euro-Landes betont.

Wir haben gestern Daten geliefert, die dieser Haltung genügend Unterfütterung bieten.

Während die Kanzlerin nach einem Treffen in Berlin die "bemerkenswerten und wichtigen Reformen" lobte, betonte Monti, dass Italien kein Problemfall mehr sei. "Man muss sich nicht mehr vor Italien fürchten, von Italien geht keine Ansteckungsgefahr für die Euro-Zone mehr aus", sagte Monti.

Das ist sachlich richtig. Die Frage ist nur, ob Finanzmärkte und vor allen Dingen unsere „Freunde“
aus London und New York bereit sind, sachlich zu diskontieren!


Zugleich kritisierte er aber, dass die hohen Risikoaufschläge für italienische Staatsanleihen angesichts der Reformen nicht mehr gerechtfertigt seien und sinken müssten.

Wir stimmen vollständig zu!

Sowohl Merkel und Monti betonten, dass der Schwerpunkt der Anstrengungen neben dem Schuldenabbau künftig die Suche nach mehr Wachstum und Beschäftigung sein müsse.

Diese Position kennen Sie bereits aus dem Forex Report. Es gilt, den Fehler eines Mangels an Balance zwischen Reform und konjunktureller Stabilität (Griechenland) nicht zu wiederholen.

Zuvor hatte Monti Deutschland in einem "Welt"-Interview vor anti-europäischen Protesten in seinem Land gewarnt. Die Italiener erwarteten in absehbarer Zeit greifbare Erfolge für ihre Sparanstrengungen. "Ich fordere von den Italienern schwere Opfer - diese kann ich ihnen aber nur abverlangen, wenn sich dafür konkrete Vorteile abzeichnen." Die Proteste würden sich sonst auch gegen Deutschland richten, "das als Anführer der EU-Intoleranz" gelte. Nach dem Gespräch mit der Kanzlerin betonte er allerdings, dass Italien "keine Belohnungen" erwarte.

Hier lässt sich konstatieren, dass keine Suppe so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wird. Dennoch sind derartige Einlassungen ein Indiz, deutsche Selbstüberschätzung nicht zu übertreiben.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, Peter Altmaier, äußerte sich kritisch zu den Monti-Bemerkungen in der "Welt". "Ich wünsche mir, dass Mario Monti vor allen Dingen die italienischen Reformen voranbringt, bevor er Wünsche an seine europäischen Partner äußert", sagte der CDU-Politiker in der ARD unmittelbar vor dem Treffen der beiden Regierungschefs in Berlin. "Das wäre der beste Weg, damit die Märkte wieder Vertrauen fassen", sagte Altmaier.

Das ist richtig und entspricht dem Anspruch deutscher Lehrermentalität, die in ihrer plakativen Charakteristik in ganz Europa sehr beliebt ist, oder?

Merkel betonte, dass es eine doppelte Verunsicherung an den Finanzmärkten gebe. Zum einen werde bezweifelt, ob die angeschlagenen Euro-Staaten sich ausreichend reformierten.

Wer das behauptet, outet sich als inkompetent.

Italien habe hier einen wichtigen Beitrag geleistet, um wieder Vertrauen aufzubauen.

Richtig!

Zum anderen müssten die Europäer gemeinsam beweisen, dass sie zu einer entschlossenen und tieferen Zusammenarbeit bereit seien. Dabei gehe es auch um Schnelligkeit.

Wir stimmen zu 100% zu.

Bereits beim nächsten Gipfel am 30. Januar könne etwa der zwischenstaatliche Fiskalpakt für eine straffere Haushaltsdisziplin beschlossen werden. Sehr schnell müssten nun auch die Voraussetzung für das zweite Griechenland-Hilfspaket auf den Weg gebracht werden. Falls kurzfristige Hilfe für angeschlagene Euro-Staaten nötig seien, stünden "sehr schnell" noch 250 Milliarden Euro aus dem Euro-Rettungsschirm EFSF zur Verfügung.

Diese Äußerungen von Frau Dr. Merkel belegen die Determination, das Griechenlandthema nachhaltig im Sinne einer Erhaltung der Integrität der Eurozone zu beordnen. Die am Markt gegebene Unsicherheit ist Ausdruck dafür, dass die qualitative Wende der europäischen Politik, die Integrität der Eurozone umfassend zu verteidigen, im Finanzmarkt noch keine Traktion hat. Was nicht ist, wird noch kommen!

In der Schuldenkrise haben die Euro-Länder einer Umfrage unter Volkswirten zufolge das Schlimmste noch vor sich. Zu diesem Schluss kamen 55 von 64 von Reuters befragten Experten. Ein Auseinanderbrechen der Währungsunion befürchten jedoch die wenigsten.

Wir nehmen diese Befindlichkeit zur Kenntnis.

Gestern wurde das deutsche Wachstum per 2011 bei 3,0% festgestellt. Nach 3,7% Wachstum per 2010 ergibt sich damit eine profunde Expansion, die klar über dem Potentialwachstumspfad liegt. Die Konsolidierung des Wachstums per 4. Quartal in die Nähe einer Rezessionsdebatte zu bringen, ist äußerst ambitioniert. Die Auftragslage in der Wirtschaft ist nachhaltig bei einer Kapazitätsauslastung von circa 90% (die aktuelle Rate hat die Kapazitätsverluste aus 2008/2009 nicht berücksichtigt) und dem höchsten Beschäftigungsstand seit 1990.

Der Rückgang der Konjunkturdynamik ist nicht mit einer Sättigung der globalen Zylklik korreliert, sondern Ausfluss der politischen Risiken hinsichtlich der Frage der Integrität der Eurozone, die nach meiner Einschätzung spätestens per 04/2012 rückläufig sein werden. Der nachfolgende Chart bildet das reale Wachstum Deutschlands in Euro ab.

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Heute steht die EZB-Ratssitzung im Fokus der Märkte. Draghi hat bisher eine sehr feste Hand gezeigt, alle die Maßnahmen zu beschließen, die die Agenda der EZB ermöglicht, um unangemessene Spekulation und daraus resultierende Gefährdung der Volkswirtschaften, der Gesellschaften und der Umsetzung der Reformpolitiken zu unterbinden. "Chapeau!“

An der Zinspolitik sollte heute keine Veränderung vorgenommen werden. Der Fokus liegt auf der Pressekonferenz. Großer Überraschungen erwarte ich nicht. Der aktuelle Politikansatz sollte unter dem Motto "Steady Hand“ fortgeführt werden.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3080 - 1.3110 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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