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US-Datenpotpourri mit durchwachsenen Signalen - Stark instrumentalisiert ...

06.01.2010  |  Folker Hellmeyer
US-Datenpotpourri mit durchwachsenen Signalen - Stark instrumentalisiert Griechenland

Der Euro eröffnet (07.55 Uhr) bei 1.4300, nachdem heute im späten asiatischen oder frühen europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4292 dank der smarten Einlassungen Herrn Starks zu Griechenland markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.70, während EUR-CHF bei 1.4835 oszilliert. Wir haben an dieser Stelle gestern mit einem ironischen Unterton darauf verwiesen, wie "wichtig" Griechenland für die Eurozone ist. Mit einem Thema "Griechenland" kann man den Aufwärtsdruck des Euros am Devisenmarkt trefflich nivellieren oder neutralisieren, sogar Abwärtsdruck läßt sich implementieren. Die heutige Eröffnung ist lebendiger Beleg.

Der Markt bewegt den Euro, eine Korbwährung für 300 Mio. Menschen. Auf Basis der Bewertung eines einzigen Landes der gesamten Eurozone mit 10. Mio. Einwohnern und der ökonomischen Signifikanz Bayerns. Da machte es schon mehr Sinn den USD hinsichtlich des Chaos in Kaliforniens einer Bewertung zu unterziehen …

Die Einlassung von Herrn Stark, daß die EU Griechenland nicht retten würde, ist eine Binsenweisheit. Der ordnungspolitische Rahmen der EU sieht derartige Maßnahmen nicht vor. Das heißt jedoch nicht, daß das systemische Risiko, das von Griechenland ausgehen könnte, nicht unterbunden würde. Diese Krise hat zur Genüge bewiesen, daß unorthodoxe Maßnahmen, die vor Stunden noch undenkbar waren, zügig zu einer neuen Realität mutieren können.

Wenn "too big to fail" für Island oder das Baltikum gilt und galt, stellt sich die Frage, was für das deutlich größere Griechenland gilt Herr Stark? Stürme im Wasserglas sind schon klasse, oder? Das Thema Griechenland könnte sich bei zu hoher Beanspruchung zügig abnutzen. Das gilt um so mehr, da Griechenland derzeit markante Einschnitte in der Haushaltspolitik in Richtung Gesundung der Finanzen unternimmt.

Wenden wir uns den wirklich wichtigen Themen zu:

Der deutsche Arbeitsmarktbericht lieferte einmal mehr eine positive Überraschung. Die Quote verharrte den Erwartungen entsprechend bei 8,1%.

Die Anzahl der Arbeitslosen nahm in der saisonal bereinigten Fassung unerwartet um 3.000 ab. Analysten hatten eine Zunahme um 5.000 unterstellt. Damit stellte sich der sechste Rückgang der Arbeitslosigkeit in Folge ein. Alle sechs Rückgänge waren von den meisten Profis an den Finanzmärkten nicht erwartet worden. "Food for thought!" Gleichwohl dominieren die mahnenden Stimmen weiter, daß es 2010 deutlich ärger am Arbeitsmarkt wird. Wir schließen das nicht vollständig aus. Hinsichtlich der historischen Betrachtung ist eine Zunahme der Arbeitslosigkeit sogar wahrscheinlich. Die Amplitude der Erwartung des Anstiegs der Arbeitslosigkeit hat sich jedoch deutlich von der "Panikmache" bei 5. Mio. entfernt, das ist auch gut so und mindestens als angemessen zu klassifizieren. Fakt ist, daß die Zahl der Arbeitslosen aktuell bei 3.421.000 liegt. Hinsichtlich dieses Werts ist ein Anstieg per 2010 auf 4 Mio. bereits als ambitioniert zu betrachten.

Der beigefügte Chart verdeutlicht, daß das aktuelle Niveau der Arbeitslosigkeit im Hinblick auf die Entwicklung seit Anfang 1990 als moderat oder sogar gering klassifiziert werden muß.

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Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone per Dezember lieferte mit einem Anstieg um 0,9% auf Jahresbasis nach zuvor +0,5% eine Punktlandung bezüglich der Konsensusprognose. Basiseffekte bezüglich der Energiepreise spielten eine prominente Rolle. Marktwirkung ging von dieser Veröffentlichung nicht aus.

Aus den USA stellte sich bei den anhängigen Veröffentlichungen insgesamt ein durchwachsenes Bild ein.

Positiv überraschte der Auftragseingang der US-Industrie per November. Im Monatsvergleich kam es zu einer Zunahme um 1,1%. Marktbeobachter hatten lediglich einen Anstieg in der Höhe von 0,5% erwartet. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von +0,6% auf +0,8% revidiert. Diese Daten passen in das vom ISM-Index gelieferten Bild einer soliden Expansion.

Es bleibt bei aller Freude dabei, zu berücksichtigen, daß dieser Sektor nur einen Anteil von circa gut 10% am US-BIP hat. Darüber hinaus belegt der langfristige Chart, daß das aktuelle Auftragsniveau dem des Jahres 2004 in etwa entspricht.

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Ernüchternd war das Ergebnis der anhängigen Hausverkäufe per November. Im Monatsvergleich kam es zu einem völlig unerwarteten Einbruch um -16%. Die Prognose war bei -2,0% angesiedelt. Die Revision des Vormonatswert von +3,7% auf +3,9% konnte das Bild nicht entscheidend ändern. Mit dem aktuellen Einbruch kam es zum ersten Rückgang im Monatsvergleich seit Januar 2009. Im Jahresvergleich ergab sich immer noch ein Anstieg um 15,5%. Im Vormonat stellte sich der Anstieg jedoch noch auf 32,1%. Die Nachrichten aus den Sektoren Baubranche und Immobilienmarkt belegen, daß die US-Wirtschaft nicht auf allen Zylindern läuft. Das Bild ist fragmentiert. Die Stimmen, die allzu euphorisch die USA-Erholung "abfeiern" sollten dabei nicht außer Acht lassen, daß zusätzlich das Budgetdefizit von voraussichtlich mehr als 10% des BIP nicht außer Acht gelassen werden sollte ….

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen beschäftigen. Die Einkaufsmanagerindices der Eurozone und der USA sind von hervorgehobener Bedeutung. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4450-80 dreht den Bias des Euros auf "Positiv".

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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