2010 - Im Auge des Hurrikans
08.01.2010 | Mack & Weise
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Doch so groß die Worte, so klein die Taten. Ein nach üppigen Wahlspenden aus dem Finanzsektor große Frustration bekundender US-Präsident muss heute nach eigenen Worten erkennen, nur "einer Gruppe von Fat-cat-Bankern aus der Patsche geholfen" zu haben, die von der bedingungslosen Rettung durch "Steuergelder profitierten", und, durch "money for nothing" in Billionenhöhe "erfolgreich" wiederbelebt, "mit Zähnen und Klauen gegen eine Finanzregulierung kämpfen." ... und das erfolgreich!Bezeichnete BaFin-Chef Jochen Sanio im August 2008 die Rating-Agenturen zu Recht als "die größte unkontrollierte Machtstruktur im Weltfinanzsystem", so sind sie es heute ... noch immer! Obwohl die teilweise kriminellen Machenschaften der alles andere als unabhängigen Rating-Agenturen bei der "Diversifizierung von US-Giftmüll" im Weltfinanzsystem eine wesentliche Ursache der Finanzkrise waren, wird die Nutzung der "ABC"-Bonitäts(fehl)einschätzungen Banken und Versicherungen für ihr Risikomanagement vom Gesetzgeber bis heute zwingend vorgeschrieben.
Dabei wussten nach einer durch die US-Aufsichtsbehörde SEC veröffentlichen Agentur-internen E-Mail vom 15.06.2006 die Verantwortlichen dort bereits schon lange vor Ausbruch der Finanzkrise von den resultierenden Risiken ihrer inflationär mit "AAA" prämierten Subprime-CDOs: "Hoffen wir, dass wir alle reich und pensioniert sind, wenn dieses Kartenhaus einstürzt." Beides ist bekanntlich eingetreten, ohne dass sich aber an der Ratingpraxis irgendetwas geändert hätte.
So nahm Standard & Poor´s die mit Rekord-Geschwindigkeit steigenden Ausfallraten bei US-Gewerbeimmobilien am 14.07.2009 zum Anlass, die darauf basierenden "AAA"-CMBS-Kredittranchen der Wall Street-Größen Goldman Sachs, JP Morgan Chase und Wachovia auf nur noch knapp besser als Ramsch ("BBB-") herabzustufen. Damit disqualifizierten sich diese (Wert-)Papiere jedoch für das 200 Mrd. US-TALF-Aufkaufprogramm der US-Notenbank FED … aber nur ein paar Tage lang! "Wir haben eine Reihe von Nachfragen von Marktteilnehmern erhalten in Bezug auf unsere Vorgehensweise bei der Einstufung, die uns veranlasst haben, unseren Ansatz klarzustellen." Dieser neue Ansatz führte zu einer V-förmigen Erholung des Ratings auf … "AAA" - denn, so Frank Reither von S&P, "Profite bestimmen das Geschäft."
Auch dem bis heute unverkäuflichen toxischen CDO-Subprime-Eigenbestand der Banken hauchen Moody`s und Co wieder "neues" Leben ein. Unter neuem Namen - Re-Remics (Resecurizations of Real Estate Mortgage Investment Conduits) - werden die einstigen Publikumslieblinge innovativ zusammengestellt, verpackt und anschließend wieder mit dem höchsten AAA-Gütesiegel für handverlesene Subprime-Qualität veredelt, um diese dann ganz im Sinne eines Alan Greenspan "sehr viel annehmbarer" unter "AAA"-Anlagenotstands-Investoren auf "höchst geordnete Art und Weise neu zu verteilen."
"Es ist vielleicht nicht sinnvoll, sich ausschließlich auf unsere Ratings zu stützen", warnte mit David Teicher von Moody`s einer der Vertreter des Rating-Kartells vor sich selbst. Dennoch verweigern sich die Verantwortlichen auch nur die nächstliegende Lehre aus der Finanzkrise zu ziehen, indem sie den heimlichen Herrschern des Finanzsystems ihre Macht einfach dadurch nehmen, die Verwendung von Ratings nicht mehr vorzuschreiben.