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Bondauktionen und Verschuldungsdaten schüren Zuversicht für Europa und Euro!

13.01.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.2865, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen-Handel bei 1.2700 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 76.70. In der Folge notiert EUR-JPY bei 98.70, während EUR-CHF bei 1.2120 oszilliert.

Das war gestern ein Tag, der geprägt war von überzeugenden Daten und Entwicklungen aus der Eurozone. Die Bond- und Geldmarktauktionen sind für Italien und Spanien sehr gut gelaufen. Wir verweisen auf die Rubrik "Letzte Nachrichten“. Eine Gläubigereinigung mit Griechenland rückt näher. Die Politik der Eurozone zeigt sich reagibel und vor allen Dingen homogen mit einer klaren Zieldefinition, die Integrität der Eurozone zu erhalten.

Die Neuverschuldungsdaten aus Frankreich (Letzte Nachrichten) setzen positive Akzente gegenüber der bisherigen Erwartungshaltung. Die deutsche Neuverschuldung bei 17,3 Mrd. Euro, die gut 1/3 des prognostizierten Werts vom Anfang des Jahres ausmacht, belegt die relative Attraktivität der Eurozone bezüglich Neuverschuldung, Reformpolitik und Gesamtverschuldung gegenüber USA, Japan und UK.

Ganz im Gegenteil zu der Eurozone ergibt sich in den USA eine völlig andere Entwicklung. Das „US-Federal Budget“ lieferte per Berichtsmonat Dezember ein Haushaltsdefizit in Höhe von -85,97 Mrd. USD. Die Prognose lag bei -81,0 Mrd. USD. Der nachfolgende Chart zeigt die Entwicklung der Defizite über die letzten 12 Monate. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es keine belastbare Reformpolitik in den USA gibt.

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Da das "Treasury Budget nur eine Teilmenge der öffentlichen Verschuldung darstellt, ist der Blick auf die gesamten Neuverschuldung der öffentlichen Hand in den USA sinnvoll. Im laufenden Fiskaljahr stellt sich die Neuverschuldung seit 01.10.2011 bis zum 11.01.2012 auf 446 Mrd. USD. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 01.10.2010 bis 11.01.2011 kam es zu einem Schuldenaufbau von 458 Mrd. USD.

Damit nicht genug. Der "Defizithunger" ist in den USA ausgeprägt. Gerade erst am 01. August 2011 wurde das US-Schuldenlimit nach oben angepasst, da ergeben sich gut fünf Monate später erneute Begehrlichkeiten.

US-Präsident Barack Obama verlangt vom Kongress eine Anhebung der Schuldenobergrenze um 1,2 Billionen Dollar. In einem Brief an den Präsidenten des Repräsentantenhauses, John Boehner, schrieb Obama am Donnerstag, eine weitere Anhebung sei nötig, um den Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Mit dem Schritt erhofft sich Obama im Haushaltsstreit Ruhe bis nach den Präsidentschaftswahlen im November. Gleichzeitig liefert er den Republikanern aber auch eine Vorlage, das enorme Haushaltsdefizit der USA im Wahlkampf als Obamas Versagen anzuprangern.

Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Kongress das Vorhaben blockiert. Ein hartes politisches Ringen mit der Gefahr einer Pleite der Regierung wie im vergangenen Sommer erwarten Beobachter nicht. Ursprünglich wollte Obama den Prozess um eine erneute Anhebung der Grenze bereits Ende Dezember starten. Die Spitzen der beiden Kongresskammern baten aber um mehr Zeit für Beratungen

Unter sachlichen Gesichtspunkten kann die Eurozone voll punkten. Die verhaltene Reaktion an den Finanzmärkten nehmen wir zur Kenntnis. Gleichzeitig sind wir gespannt, welcher "Spin“ uns in den kommenden Tagen aus NY und London geliefert wird, um ein positives Sentiment für Europa zu beeinträchtigen.

Die EZB hat den Erwartungen entsprechend die Zinspolitik unverändert belassen. Die Pressekonferenz lieferte keine neuen Erkenntnisse. Mario Draghi zeigt sich als knochentrockener Zentralbanker.

Die EZB nimmt ihre Funktionen zur Stabilisierung der Märkte und Aufrechterhaltung der Geld- und Kapitalmarktfunktionalitäten wahr. Sie zeigt sich reagibel. Vorfestlegungen gibt es nicht. Auch nur leiseste Indizien für eine Nähe zu zentralbanktechnischem "Dolce Vita“ seitens Draghi sind nicht erkennbar. Das ist erfrischend.


Werfen wir einen kurzen Blick auf die gestrigen Konjunkturdaten:
  • Der "OECD Composite Leading Indicator“ sank von 100,2 (revidiert von 100,1) auf 100,1 Punkte. Die Prognose war bei 99,7 Zählern angesiedelt.

  • Die Industrieproduktion der Eurozone sank per November im Monatsvergleich um -0,1% (Prognose -0,3%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -0,3% nach zuvor +1,0%.

  • US-Arbeitslosenerstanträge legten unerwartet in der Berichtswoche per 07.01. von zuvor 375.000 (revidiert von 372.000) auf 399.000 zu. Die Prognose lag bei 375.000.

  • Die Einzelhandelsumsätze nahmen in den USA per Berichtsmonat Dezember um 0,1% im Monatsvergleich zu (Prognose 0,3%). Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 6,5% nach zuvor 7,0% ein. Dieser Wert ist nicht preisbereinigt!

  • Der "Bloomberg Consumer Comfort Index“ (Früher ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index“ legte in der Berichtswoche unwesentlich von -44,8 auf -44,7 Zähler zu.

  • US-Lagerbestände verzeichneten per November einen Anstieg im Monatsvergleich um +0,32% nach zuvor +0,76%. Der Absatz nahm um 0,3% zu. das Verhältnis zwischen Lagerbestand zu Absatz verharrte bei 1,27 Monatsumsätzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3080 - 1.3110 neutralisiert den negativen Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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