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USDA schockt Agrarmärkte

13.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern zunächst auf ein 2-Monatshoch von 115 USD je Barrel gestiegen, gab dann aber um mehr als vier US-Dollar nach und handelt heute Morgen bei 112 USD je Barrel. Die hohe Volatilität ist Ausdruck von Unsicherheit über die Preisaussichten. Der Preisanstieg um 4% in diesem Jahr ist größtenteils auf die Bildung einer Risikoprämie zurückzuführen.

Entsprechend können wie gestern geschehen bereits kleine Änderungen in der Einschätzung der Angebotsrisiken zu erheblichen Preisschwankungen führen. Ein führender Vertreter der nigerianischen Gewerkschaften hat die Gespräche mit Staatspräsident Jonathan als "fruchtbar" bezeichnet, was Hoffnungen auf ein baldiges Ende des seit Montag laufenden Streiks im größten afrikanischen Ölproduzentenland macht. Zudem scheint die EU zu erwägen, das Ölembargo gegen den Iran auf sechs Monate zu strecken, um den Ländern Zeit zu geben, nach alternativen Anbietern zu suchen. Ein sofortiges und vollständiges Ölembargo hätte zu Angebotsengpässen führen können, zumal auch andere Länder wie China und Japan auf der Suche nach Alternativanbietern sind.

Der US-Erdgaspreis ist auf ein 28-Monatstief von 2,66 USD je mmBtu gefallen. Die US-Erdgasvorräte sind in der vergangenen Woche zwar um 95 Mrd. Kubikfuß gefallen und damit stärker als erwartet. Doch auch dies konnte den Preisrückgang nicht stoppen. Angesichts einer steigenden Produktion und einer konjunktur- und wetterbedingt gedämpften Nachfrage ist der Lagerabbau seit Wochen deutlich geringer als zu dieser Jahreszeit üblich. In der Folge hat sich mittlerweile ein Lagerüberhang von 17% aufgebaut. Angesichts dessen spricht kurzfristig wenig für eine Preiserholung.


Edelmetalle

Der Goldpreis erhielt von der US-Dollar-Schwäche gestern Auftrieb und handelte zwischenzeitlich bei über 1.660 USD je Feinunze. Wie erwartet hat die EZB auf ihrer gestrigen Sitzung den Leitzins unverändert beibehalten. Sie hat auch keine Signale in Richtung Zinssenkung gegeben, diese Option allerdings nicht gänzlich ausgeschlossen. Das heißt, dass durch die dauerhaft niedrigen Zinsen die Opportunitätskosten der Goldhaltung gering bleiben, wodurch die Attraktivität von Gold - insbesondere auf dem aktuell niedrigen Preisniveau – weiter zunimmt. Ferner sieht die EZB Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaft, verweist aber nach wie vor auf die hohen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise und den damit verbundenen signifikanten Abwärtsrisiken.

Die anderen Edelmetalle wurden von der Stärke der Industriemetalle vorübergehend mit nach oben gezogen. So stiegen z.B. Silber und Platin auf 4-Wochenhochs. Heute Morgen kommt es hier allerdings zunächst zu Gewinnmitnahmen. Da die Edelmetall-ETFs in den letzten Tagen kaum Zuflüsse verzeichneten, dürfte der Anstieg der Preise auch durch die spekulativen Finanzinvestoren getrieben worden sein. Dies sollte zumindest im Ansatz in der Statistik der CFTC zur Marktpositionierung sichtbar werden, die heute Abend nach Handelsschluss veröffentlicht wird.


Industriemetalle

Ein schwächerer US-Dollar und vom Markt gut aufgenommene Auktionen spanischer und italienischer Staatsanleihen führten gestern zu einem merklich gestiegenen Risikoappetit und damit zu hohem Kaufinteresse. Dies verhalf vor allem den Industriemetallen zu Höhenflügen. So stieg z.B. Kupfer zeitweise um knapp 4% und übersprang zum ersten Mal seit 10 Wochen wieder die Marke von 8.000 USD je Tonne. Aluminium handelte zwischenzeitlich bei annähernd 2.200 USD je Tonne auf einem 2-Monatshoch. Auch die anderen Metalle verzeichneten teilweise hohe Preiszuwächse. Allerdings erfolgten die Preisanstiege u.E. zu schnell und innerhalb zu kurzer Zeit, so dass es in den nächsten Tagen zu Gewinnmitnahmen kommen könnte. An unserer grundsätzlich optimistischen Meinung ändert dies jedoch nichts.

Mit einem Plus von knapp 3% auf rund 21.000 USD je Tonne war Zinn gestern der größte Gewinner. Das Metall handelt damit auf einem 6½-Wochenhoch. Das International Tin Research Institute (ITRI) erwartet im zweiten Halbjahr einen Anstieg des Zinnpreises auf 25.000 USD je Tonne und begründet dies mit einer wachsenden Nachfrage aus der Elektronikindustrie. Der Markt soll in diesem Jahr aufgrund von Versorgungsproblemen aus Indonesien ein Angebotsdefizit aufweisen. Wir teilen diesen Optimismus vor allem nach dem fehlgeschlagenen Exportstopp in Indonesien nicht und erwarten bis Ende des Jahres nur einen moderaten Preisanstieg auf 22.000 USD je Tonne.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat gestern mit deutlich höheren US-Maisvorräten überrascht und damit für heftige Preisabschläge bei Mais und Weizen gesorgt. Der Maispreis an der CBOT gab 6% nach und schloss mit dem maximal möglichen Tagesverlust. Die US-Maislagerbestände stiegen bis Anfang Dezember auf 9,6 Mrd. Scheffel. Das waren 250 Mio. Scheffel höher als erwartet, aber 4% weniger als im Vorjahr. Trotz der deutlich nach oben revidierten Ist-Lagerbestände hat das USDA die Schätzung für die US-Maisvorräte zum Ende des Erntejahres um 2 Mio. auf 846 Mio. Scheffel gesenkt, was einem 16-Jahrestief entspricht.

Das Angebot bei Mais bleibt aufgrund der robusten Nachfrage also sehr knapp. Ungeachtet der ausgelaufenen Ethanolsubvention sollen in den USA weiterhin 5 Mrd. Scheffel Mais zur Ethanolherstellung verwendet werden. Das sind 40,5% der US-Maisernte. Diese wurde aufgrund höherer Flächenerträge leicht nach oben revidiert.

Die Maisernte in Argentinien soll dagegen dürrebedingt 10% niedriger ausfallen als bislang erwartet. Der Weizenpreis an der CBOT gab gestern ebenfalls mehr als 5% nach. Die um 3,2% gestiegene US-Winterweizenfläche dürfte ein Grund gewesen sein. Zudem wurden die zum Ende des Erntejahres erwarteten weltweiten Weizenvorräte auf 210 Mio. Tonnen nach oben revidiert, was dem höchsten Niveau seit 12 Jahren und dem zweithöchsten der letzten 50 Jahre entspricht. Wir erachten angesichts der knappen Angebotssituation die massiven Preisverluste insbesondere bei Mais für überzogen.

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