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US-Arbeitsmarktbericht im Fokus - Devisenmarkt in Wartestellung

08.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet (07.30 Uhr) bei 1.4315, nachdem heute im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4290 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 93.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.60, während EUR-CHF bei 1.4805 oszilliert.

Gestern lieferten die Konjunkturdaten der Eurozone ein uneinheitliches Bild. Positive und negative Überraschungen hatten insgesamt ansatzweise eine Verunsicherung der Marktteilnehmer ob der Fortsetzung der Konjunkturerholung zur Folge. Das wirkte sich sowohl zu Lasten des Euros als auch temporär zu Lasten der Aktienmärkte aus.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die den Euro unterstützende Veröffentlichung. Positiv überraschte der "Economic Sentiment Index" der Eurozone per Dezember, der Charaktermerkmale eines Frühindikators hat. Gleichwohl war diese Veröffentlichung in der Wahrnehmung schlußendlich nicht bestimmend, was im Hinblick auf die weiteren Ausführungen durchaus als oberflächliche Diskontierung interpretiert werden darf.

Dieser Index legte von zuvor 88,8 auf 91,3 Punkte zu. Die Konsensusprognose war bei nur 90,0 Zählern angesiedelt. Dieser Index erreichte damit das höchste Niveau seit Juni 2008, also einem Zeitpunkt deutlich vor dem Lehmann-Debakel als die Welt im Mainstream noch in Ordnung war.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß dieser Index eine eindeutige Qualität als Vorlaufindikator hat. Bereits vor dem Ausbruch der Krise Mitte 2007 kommt es zu einer erkennbaren Eintrübung. Auch der Umkehrpunkt per Frühjahr 2009 muß in diese Richtung interpretiert werden.

Fakt ist auf jeden Fall, daß die Prognosequalität des "Economic Sentiment" deutlich besser ausfällt als die des IWF oder anderer Institutionen, die sich auf eine sachgerechte Umsetzung des Wissens aus dem volkswirtschaftlichen Philosophenturm kaprizieren. "Food for thought!"

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Belastend zeigte sich der Einzelhandelssektor Deutschlands und der Eurozone per November 2009. In Deutschland kam es zu einem unerwarteten Rückgang um -1,1% im Monatsvergleich und -2,8% im Jahresvergleich. In der Eurozone stellte sich überraschend ein Einbruch um -1,2% ein. Die Prognose lag bei +0,1%. Im Jahresvergleich übersetzte sich dieses Monatsergebnis in einen Rückgang um -4,0% nach -1,3% im Oktober.

Unseres Erachtens ist es verfrüht, diesen Daten einen Trendcharakter zuzuweisen. Die Nachrichten aus dem Einzelhandel im Vorweihnachtsgeschäft passen nicht zu diesen Daten. Ergo ist der Dezember und die mögliche Revision der Novemberdaten abzuwarten, bevor irgendein Kind mit dem Bade ausgeschüttet werden sollte.

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Der Auftragseingang der deutschen Industrie verzeichnete im November im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,2%. Damit wurde die bei +1,5% angesiedelte Prognose deutlich verfehlt. Der Vormonatswert wurde von -2,1% auf -1,9% revidiert.

Der Blick auf den Jahresvergleich in der nicht saisonal bereinigten Fassung liefert ein ungleich positiveres Bild, das fraglos auch auf Basiseffekte zurückzuführen ist. Hier kam es zu einem Anstieg um 1,8% nach einem Rückgang um -8,5% im Vormonat.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht jedoch, daß der Weg zu den Spitzen, die per 2007/2008 markiert wurden noch weit ist. Die Richtung stimmt aber fraglos!

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Die US-Arbeitslosenerstanträge legten in der Berichtswoche per 2. Januar 2010 von revidiert 433.000 (zuvor 432.000) auf 434.000 zu. die Prognose war bei 447.000 angesiedelt. Neue Erkenntnisse lassen sich aus dieser Datenreihe nicht ableiten. Der beigefügte Chart belegt, daß sich die Lage am US-Arbeitsmarkt stabilisiert. Diese Kernaussage steht und wird durch diese Daten bestätigt.

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Heute steht der US-Arbeitsmarktbericht im Zentrum des Interesses. Analysten erwarten einen Anstieg der Quote von 10,0% auf 10,1%. Hier sind positive Überraschungen nicht ausgeschlossen. Wir verweisen darauf, daß die Quote U-6 des Bureau of Labor Statistics ein realistischeres Bild des US-Arbeitsmarktberichts liefert. Diese Quote sank im Vormonat von 17,5% auf 17,2%.

Der Markt fokussiert sich auf die Entwicklung der Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs (Nonfarm Payrolls). Hier soll sich ein unverändertes Ergebnis zum Vormonat ergeben. damit wäre dann die Phase der anhaltenden Arbeitsplatzverluste zunächst angeschlossen. Die ADP-Daten weisen in eine andere Richtung.

Wir werden uns am Montag dezidiert mit dem Ergebnis als auch den anderen Veröffentlichungen auseinandersetzen.

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In den letzten beiden Monaten kam es an Freitagen bisweilen zu Bewegungen, die nachhaltig ausfielen und nicht im Einklang mit den Überraschungen aus dem Datenkalender standen.

Diese überraschenden Bewegungen fielen allesamt einseitig zu Gunsten des USD und zu Lasten des Euros aus. Schauen wir mal, was sich diesbezüglich heute abspielen wird. "Food for thought!"

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4450-80 dreht den Bias des Euros auf "Positiv".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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