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US-Handelsbilanz enttäuschend - China verunsichert Märkte!

13.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet (07.30 Uhr) bei 1.4495, nachdem heute im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4458 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 91.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.05, während EUR-CHF bei 1.4755 oszilliert.

Die chinesische Zentralbank hat gestern den Mindestreservesatz von zuvor 15,5% auf 16,0% angehoben.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß es sich nicht um eine aggressive Gangart der PBoC handelt, sondern um eine sachlich angemessene Anpassung hinsichtlich des Tempos der gesamtwirtschaftlichen Expansion Chinas, die per 4. Quartal 2009 voraussichtlich bei circa 10% im Jahresvergleich lag.

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Sowohl die Schritte der PboC, bei Geldmarktpapieren den Zins um 5 Basispunkte zu erhöhen als auch die gestrige Entscheidung, den Mindestreservesatz von 15,5% auf 16,0 anzupassen, haben zu Nervosität und Skepsis ob der Erholung an den Märkten und in der Konjunktur beigetragen. Fakt ist, daß die unspektakulären Maßnahmen der PBoC Ausdruck der Stärke der chinesischen Wirtschaft sind.

Es geht der PboC darum, kontraproduktive Übertreibungen in der Kreditvergabe, aber auch zu große Spielfreude an den Aktien- und Immobilienmärkten und damit Fehlallokationen des Produktionsfaktors Kapital zeitig und nicht abrupt zu verhindern, um Nachhaltigkeit der Expansion zu gewährleisten. Es geht definitiv nicht darum, Chinas Wirtschaft abzuwürgen.

Zins- und geldpolitische Maßnahmen als Reaktion auf Stärke der Wirtschaft in der Interpretation der internationalen Finanzmärkte zu mißbrauchen, um Skepsis ob der globalen Erholung zu schüren oder zu leben, erscheint Ausfluß einer nicht unerheblichen „Hysterie“ oder aber nachhaltigen ökonomischen Unverständnisses zu sein.

Wir nehmen die Verunsicherung an den Märkten zur Kenntnis und erfreuen uns nicht nur an positiven Konjunkturdaten aus China, nein, wir verweisen auf das höchste Wachstum der Industrieproduktion in Indien seit 25 Monaten per November 2009 mit 11,3% im Jahresvergleich.

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Die Daten aus den USA lieferten gestern Bestätigung für unsere Sichtweise, daß weder die USKonjunktur schneller wachsen wird als andere industrialisierte Länder noch die Fed als erste Zentralbank der im G-3 Verbund aggressiv Zinsen erhöhen wird.

Wenden wir uns den Fakten zu:
  • Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche unerwartet deutlich von zuvor -41 auf -47 Punkte. Der Chart belegt eine Stimmungslage, die historisch betrachtet eine Bodenbildung auf historisch niedrigem Niveau beschreibt.

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  • Das Vertrauen kleiner Unternehmen sank in den USA laut der „National Federation of Independent Business“ in Washington per November von zuvor 88,3 auf 88,0 Punkte und markierte damit den niedrigsten Stand seit fünf Monaten.

  • Die US-Handelsbilanz lieferte uns gestern per November ein unerwartet hohes Defizit in Höhe von -36,4 Mrd. USD. Die Konsensusprognose war bei -34,8 Mrd. USD angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von -32,9 auf -33,2 Mrd. USD revidiert. Sowohl Importe (+2,6%) als auch Exporte (+0,6%) legten zu. Daran wird insgesamt die zunehmende wirtschaftliche Aktivität in den USA deutlich. Fakt ist aber auch, daß seit dem Tiefpunkt der Defizite im Mai 2009 bei „nur“ -25,8 Mrd. USD Importe ausgehend von einer höheren Basis bei 149,3 Mrd. USD einen Zuwachs um 16,9% zu verzeichnen hatten, während Exporte von einer geringern Basis bei 123,5 Mrd. USD lediglich um 11,9% zulegten. Hier wird die Qualität des strukturellen Defizits nachhaltig deutlich.

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Zum Abschluß erlauben wir uns, noch einmal Herrn Fisher von der Fed zu Wort kommen zu lassen. Fed Präsident Fisher betonte, daß die USA vor diversen Herausforderungen stehen, unter anderem zögerliche Kreditvergabe und weiter zunehmende Budgetdefizite, um nachhaltiges Wachstum zu implementieren. Die Wirtschaft liefere aktuell gerade einmal eine "lauwarme" Expansion. Dem stimmen wir zu!

Bezüglich des "Beige Book" erwarten wir keine neuen Erkenntnisse aus den Reports der regionalen Feds über die Konjunkturlage. Hinsichtlich des Federal Budgets sehen wir die Fortsetzung der Fortsetzung des Defizitwachstums. Wir werden uns morgen dezidiert mit der Gemengelage beschäftigen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4370-00 dreht den Bias des Euros auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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