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Euro zum Wochenende und Wochenanfang unter Druck!

18.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen (07.25 Uhr) bei 1.4370, nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4336 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 130.60, während EUR-CHF bei 1.4765 oszilliert.

Bevor wir uns mit den Daten und Nachrichten in gewohnter Form auseinandersetzen werden, werfen wir einen Blick auf die US-Konjunkturkarte, die belegt, daß sich die Konjunkturlage in den USA sukzessive verbessert. Sie belegt aber auch, daß das Thema Rezession in den USBundesstaaten unverändert dominiert. Somit liefert dieses Bild die Grundlage für leichten Optimismus, definitiv nicht für Euphorie.

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Die Verbraucherpreise der Eurozone legten per Dezember im Jahresvergleich den Erwartungen entsprechend um 0,9% nach zuvor 0,5% zu und markierten damit das höchste Niveau seit Februar (1,2%) 2009. Hier drängt sich ein Vergleich der Konstellationen auf.
  • Per Februar 2009 stellte sich der Leitzins der EZB auf 2,0% und nicht wie aktuell auf lediglich 1,0%.
  • Im Februar 2009 ergab sich eine Gemengelage, die von einer einbrechenden Konjunktur und in der Tendenz rückläufigen Preisen geprägt war.
  • Aktuell ergibt sich im Gegensatz zu der Situation per Februar 2009 eine Konjunkturerholung bei einer klaren Tendenz zunehmender Preise.
  • Weder hat die EZB 2008 die einbrechende Konjunkturlage noch die Konjunkturerholung per 2009 sachlich richtig antizipiert.

Das wirft Fragen auf ….

Es stellt sich bei der EZB bisweilen die Timingfrage in der Zinspolitik. In der Konjunkturabschwächung wurde per Juli 2008 schnell noch einmal der Reposatz von 4,00% auf 4,25% angehoben, weil über Basiseffekte (Rohstoffpreisanstieg) der Preisanstieg auf 4,00% zulegte (Kerninflation 1,7%). Dieser Schritt der EZB wurde seinerzeit in diesem Medium deutlich kritisiert!

An dem Tiefpunkt des Leitzinses bei 1,0% hält man derzeit fest, obwohl seit Juli 2009 ausgehend von einem Tiefpunkt bei -0,7% Preisanstiege auf aktuell 0,9% zu verzeichnen sind. Vor dem Hintergrundthema Basiseffekte via Energie- und Rohstoffpreisentwicklung steht eine Fortsetzung des Preisanstiegs auf der Agenda.

Die Kernrate (Preise ohne Alkohol, Tabak und Energie … also ohne Spaß) verzeichnete eine leichte Zunahme von 1,0% auf 1,1%. "Food for a lot of thought!"

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Die Handelsbilanz der Eurozone verzeichnete einen Überschuß in Höhe von 4,8 Mrd. Euro (Prognose 4,5 Mrd.) nach zuvor 6,6 Mrd. Euro (revidiert von +8,8 Mrd.). Exporte sanken im Jahresvergleich um -5,8% nach zuvor -17,1%. Importe gingen um -14,7% nach zuvor -22,4% zurück.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß von dieser Seite dem Euro kein Ungemach droht.

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Die US-Verbraucherpreise legten im Monatsvergleich um 0,1% zu. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 2,8% nach zuvor 1,9% ein. Per Juli lag noch ein Preisrückgang um -1,9% vor.

Der Wille des Offenmarktausschusses der Fed, an den niedrigen Zinsen (0,00 - 0,25%) festzuhalten, verdeutlicht, daß uns deutlich real negative Zinsen in den USA dauerhafter begleiten werden. Dieser Umstand belegt, daß die US-Wirtschaft weiterhin einer massiven Subventionierung durch Budgetdefizite (10%+) als auch Zinssubvention bedarf. Das kann kaum überzeugen!

Manche USD-Investoren haben offensichtlich ein nicht unerhebliches Vergnügen daran, real Kaufkraftverluste mit ihren Engagements zu erleiden. Zur Verdeutlichung verweisen wir auf die Geldmarktsätze (bis 1 Jahr) und die Swapsätze.

USD-Zinssätze (Mittelwerte): O/N 0,13, 6 Monate 0,78%, 12 Monate 1,02%, 2 Jahre 1,13%, 3 Jahre 1,76%, 4 Jahre 2,29%, 5 Jahre 2,71%. "Food for a lot of thought!"

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Der "NY Fed Manufacturing Survey" legte per Dezember überraschend stark von zuvor 4,5 auf 15,9 Punkte zu. die Konsensusprognose lag bei 12,0 Zählern. Damit wurde ein guter Teil des Einbruchs ausgehend vom Oktoberwert bei +33,4 Punkten aufgeholt. Die Subindices standen im Einklang mit dieser Entwicklung.

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Die Industrieproduktion verzeichnete den Erwartungen entsprechend einen Anstieg um 0,6% im Monatsvergleich. Seit Juni 2009 kommt es latent zu Zunahmen in diesem Sektor. Damit ergab sich in der Folge ein Anstieg der Kapazitätsauslastung von zuvor 71,5% auf 72,0. Der Tiefpunkt wurde hier mit 68,3% per Juni 2009 markiert.

Der beigefügte Chart belegt die Erholung und zeigt gleichzeitig, daß für eine nachhaltige Gesundung noch ein weiter Weg zurückgelegt werden muß.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan lieferte per vorläufigen Erhebungen im Januar einen Anstieg von 72,5 auf 72,8 Zähler. Damit wurde die bei 73,9 Punkten angesiedelte Konsensusprognose deutlich verfehlt. Die Bewertung der aktuellen Lage legte von 78,0 auf 81,0 Zähler zu. Dagegen sank die Bewertung der zukünftigen Lage von 68,9 auf 67,5 Punkte.

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JPMorgan Chase übertraf mit 74 Cents die bei 61 Cents angesiedelte Konsensusprognose dank hoher Gewinne im Investmentbankbereich. Abschreibungen auf das Kreditportfolio legten im Jahresvergleich um 653 Mio. auf nun 4,2 Mrd. USD zu, was vom Aktienmarkt (… aber nicht dem Devisenmarkt …) bezüglich einer ausbleibenden Trendwende für die US-Gesamtwirtschaft als herbe Enttäuschung interpretiert wurde. Letzterer Aspekt steht im diametralen Widerspruch zu den am Devisenmarkt unverändert ausgeprägten Erwartungen, daß die US-Wirtschaft sich zügiger als andere Regionen erholen würde.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4200-30 dreht den Bias des Euros auf "Negativ", während ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4570-1.4600 verstärktes Aufwärtspotential impliziert.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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