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EUR-USD Tiefstkurse bei 1.4168 - US-Daten ernüchternd - Obama "Lame Duck"?

20.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.50 Uhr) bei 1.4205, nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4168 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 91.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 129.45, während EUR-CHF bei 1.4745 oszilliert.

Beginnen wir mit einer Beobachtung. Die Euroschwäche wird derzeit maßgeblich in tendenziell dünnen Märkten in Fernost forciert. Asiatische Märkte sind grundsätzlich von wenig Volatilität in der Parität EUR-USD geprägt.

Letzte Woche mußten im asiatischen Handel vollkommen unfundierte Gerüchte über einen potentiellen Rücktritt Frau Merkels als Kanzlerin herhalten, um das Niveau bei 1.45 zu verlassen. Gestern setzte sich der Abverkauf auch ohne Gerüchte abrupt zwischen 01.20 und 01.25 Uhr mit einem Kursverlust von 1.4273 auf 1.4185 innerhalb von fünf Minuten fort.

Wir nehmen diese bahnbrechenden und grundsätzlich unüblichen Bewegungen aus Fernost interessiert zur Kenntnis.

US-Präsident Obamas demokratische Partei verliert mit der Niederlage im Kampf um den Senatsposten in Massachusetts die Mehrheit im US-Senat. Damit nimmt die Wahrscheinlichkeit deutlich zu, daß US-Präsident Obama sich dem Status einer "Lame Duck" annähert.

Unfundierte Gerüchte über Merkels Rücktritt bewegen EUR-USD um 150 Basispunkte nach unten. Fakten über einen spürbaren realen Machtverlust Obamas haben keine negativen Folgen für den USD. Hier wird eine Asymmetrie erkennbar. Wir nehmen diese Asymmetrie zur Kenntnis.

Wenden wir uns dem deutschen ZEW-Index per Januar zu. Das Ergebnis enttäuschte mit einem unerwartet deutlichen Rückgang von zuvor 50,4 auf 47,2 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 49,5 Punkten angesiedelt.

Die Bewertung der aktuellen Lage verzeichnete einen Anstieg von -60,6 auf -56,6 Zähler. Seit Mai 2009 kommt es hier durchgehend ausgehend von -92,8 Punkten zu verbesserten Beurteilungen.

Bevor das Kind jedoch mit dem Bade ausgeschüttet wird, ist darauf zu verweisen, daß dieser Index von -63 Punkten per Oktober 2008 auf knapp +57,7 Punkte per September 2009 zulegte.

Seitdem kommt es zu einer Gegenbewegung von circa 10 Punkten. Das ist kein Beinbruch. Das gilt um so mehr, als daß der langfristige Durchschnitt dieses Index bei 27 Punkten liegt. Diese Niveau impliziert eine Fortsetzung der Erholung, mehr nicht, weniger auch nicht!

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Die Konjunkturdaten aus den USA waren schlicht weg und ergreifend ernüchternd und passen auch nicht ansatzweise zu den Erwartungen der USD-Bullen, daß die US-Wirtschaft nun deftig zulegen wird und die US-Zentralbank mit Zinserhöhungen entsprechend zügiger als die EZB oder andere große Zentralbanken reagieren wird. Ganz im Gegenteil belegen diese Daten, daß die USWirtschaft dem Rest der Welt hinterherhinkt. Aus der Wachstumslokomotive von gestern ist eine Waggon im letzten Drittel hervorgegangen.

Der "NAHB-Housing Market Index" oder auch Frühindikator des US-Wohnimmobilienmarkts sank unerwartet von zuvor 16 (Prognose 17) auf 15 Punkte per Berichtsmonat Januar und markiert damit den niedrigsten Stand seit Juni 2009. Erst ein Indexwert von 50 Punkten drückt eine neutrale Situation aus.

Es wird deutlich, daß das Auslaufen der Steuersubvention diese offene Flanke der US-Wirtschaft freilegt. Es wird erkennbar, daß dieser Sektor ohne eine Fortsetzung der Alimentation eine Belastung für die US-Gesamtwirtschaft bleiben wird.

Der beigefügte Chart unterstreicht die aktuell, aber auch historisch prekäre Situation in diesem Sektor der US-Wirtschaft.

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Wenden wir uns dem Verbrauchervertrauen in den USA zu. Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von -47 auf -49 Punkte. Der bisherige Tiefstwert in dieser Krise wurde per 30. November 2008 bei -54 Punkten markiert.

Damit wurde der Anstieg zu Beginn des Jahres auf -41 Punkte deutlich konterkariert. Die gute Stimmungslage zum Jahreswechsel war voraussichtlich "exogenen" Einflüssen und Hoffnungswerten geschuldet und war weniger Ausfluß einer sachlichen Betrachtung der realen Umstände.
  • 91% der befragten Personen bezeichnen den Zustand der US-Wirtschaft als negativ.
  • 55% der Befragten erachten ihre eigene Finanzlage als negativ.
  • 77% der Befragten bewerten das Konsumklima als negativ.

Gut, daß es derzeit genügend Devisenanalysten auf internationaler Ebene gibt, die eine völlig andere Sichtweise der Lage in den USA mit ihrer Meinung, respektive Positionierung vertreten.

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Die "TIC"-Kapitalzuflüsse setzten per Berichtsmonat November einen positiven Akzent. Die Teilmenge, die hier betrachtet wird, verzeichnete einen Zufluß von 126,8 Mrd. USD. Unsere kritische Haltung bezüglich zeitlicher Nähe, Revisionsanfälligkeit und Datenqualität haben wir hier gestern deutlich gemacht.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD nach dem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützung bei 1.4200 favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.4450 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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