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EU-Ölembargo lässt Markt unbeeindruckt

24.01.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die EU-Außenminister haben gestern ein Ölembargo gegen den Iran beschlossen, welches in den kommenden Monaten schrittweise umgesetzt werden soll. Ab dem 1. Juli soll demnach kein Rohöl aus dem Iran mehr eingeführt werden. Vorher ist Anfang Mai eine nochmalige Überprüfung angesetzt. Die Auswirkung auf die Ölpreise war begrenzt. Zum einen war der Beschluss erwartet worden, zum anderen ändert sich durch die schrittweise Einführung zunächst wenig. Zudem hat Saudi-Arabien versichert, die fehlenden Mengen liefern zu können. Kritisch wird es erst, wenn die komplette Importmenge der EU von 450 Tsd. Barrel pro Tag ersetzt werden muss und andere wichtige Abnehmer des Iran dem Schritt der EU folgen. Selbst die Drohung des Iran, die Ölexporte in die EU von sich aus zu stoppen und die Straße von Hormus zu schließen, konnte die Märkte nicht nennenswert beeindrucken. Dennoch stellt dieses Thema einen latent unterstützenden Faktor für den Ölpreis dar.

Der US-Erdgaspreis ist gestern um 8% gestiegen, nachdem ein größerer US-Gasproduzent angekündigt hat, seine tägliche Erdgasproduktion um 8% reduzieren zu wollen. Damit hat der erste Produzent auf den Preisverfall der vergangenen Wochen reagiert. Zuvor war der Erdgaspreis gestern noch auf ein 10-Jahrestief von 2,23 USD je mmBtu gefallen. Der darauffolgende Preisanstieg dürfte auch auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen sein. Denn die Ankündigung von Produktionskürzungen signalisiert, dass der Boden für die Erdgaspreise nahezu erreicht ist. Der Abbau der spekulativen Netto-Short-Positionen in der vergangenen Woche hatte den Preisverfall allerdings nicht stoppen können.


Edelmetalle

Gold wird derzeit vom gestiegenen Risikoappetit der Marktteilnehmer und der weiterhin relativ hohen Korrelation zu Rohstoffen und Aktien mit nach oben gezogen und handelt heute Morgen bei 1.680 USD je Feinunze. Seit Jahresbeginn steht damit bereits ein Plus von 7,4% zu Buche - fast schon genauso viel wie im gesamten letzten Jahr. Zugleich ist das gelbe Edelmetall auf dem Weg, die psychologisch wichtige Marke von 1.700 USD je Feinunze in Angriff zu nehmen. Gold notierte letztmals Mitte Dezember über diesem Niveau. Der jüngste Preisanstieg ist allerdings nicht durch ETF-Zuflüsse unterstützt.

Im Gegenteil: Der SPDR Gold Trust verzeichnete gestern sogar Abflüsse von gut 5 Tonnen. Demnach müssen also u.a. spekulative Finanzinvestoren und anhaltende Käufe von Münzen und Barren für die Verteuerung verantwortlich sein. Aber auch Käufe der Zentralbanken dürften hierzu beigetragen haben. So hat die russische Zentralbank kürzlich gemeldet, ihre Goldreserven im Dezember um weitere 300 Tsd. Unzen bzw. gut 9 Tonnen auf mehr als 880 Tonnen erhöht zu haben. Die Käufe nicht nur der russischen Zentralbank dürften sich im Januar bislang fortgesetzt haben. Der Goldpreis sollte daher gut unterstützt bleiben. Dies gilt auch vor dem Hintergrund, dass in den Verhandlungen über die Restrukturierung der griechischen Staatsanleihen bislang kein Durchbruch erzielt wurde.


Industriemetalle

Gemäß Daten des Weltstahlverbands ist die globale Stahlproduktion im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 6,8% auf einen Rekordwert von 1,527 Mrd. Tonnen gestiegen. Die Dynamik hat sich jedoch nach der zweistelligen Wachstumsrate in 2010 merklich verlangsamt, woran die Finanzmarktkrise und die damit verbundene hohe Unsicherheit einen großen Anteil gehabt haben dürfte. Der Produktionsanstieg wurde dennoch von nahezu allen wichtigen Regionen getrieben, mit Ausnahme des vom schweren Erdbeben getroffenen Japan. China festigte mit einem Marktanteil von 45,5% seine Position als weltweit größter Stahlhersteller, gefolgt von Japan und den USA.

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Die weltweite Kapazitätsauslastung fiel allerdings zum Jahresende auf 71,7%, den niedrigsten Wert seit Mai 2009. Damit bestehen am Markt weiterhin hohe Überkapazitäten. Diese scheinen zumindest kurzfristig auch nicht abgebaut zu werden. Denn in China ist Schätzungen des chinesischen Eisen- und Stahlverbands zufolge die Produktion in den ersten 10 Tagen des neuen Jahres bereits wieder auf durchschnittlich 1,69 Mio. Tonnen pro Tag ausgeweitet worden. Die hohe Eisenerzproduktion im Land selbst und die hohen Importe des für die Stahlherstellung benötigten Rohmaterials sprechen auch für eine anhaltend starke Stahlproduktion. Diese dürfte deutlichen Preissteigerungen im Wege stehen. Nach dem starken Preisverfall im September und Oktober haben sich die chinesischen Stahlpreise zuletzt stabilisiert.


Agrarrohstoffe

Wie bereits das USDA in seiner letzten Prognose erwartet auch der Analysedienst Informa Economics, dass im vergangenen Herbst eine größere US-Winterweizenfläche bestellt wurde, was sich in der kommenden Saison in einer insgesamt auf ein Vierjahreshoch ansteigenden US-Weizenproduktion niederschlagen soll. Für eine verlässliche Aussage ist es allerdings noch zu früh. So ist es möglich, dass die Sommerweizenfläche aufgrund der unterdurchschnittlichen Preisentwicklung des vergangenen Jahres eventuell zugunsten von Mais reduziert wird. Zudem bleibt abzuwarten, in welchem Zustand die Winterweizenpflanzen aus der Winterruhe kommen. So soll es in den nördlichen Anbaugebieten der USA zu Frostschäden gekommen sein.

Die Baumwollernte in Indien, dem zweitgrößten Baumwollproduzenten und -exporteur weltweit, dürfte in diesem Erntejahr etwas geringer ausfallen als bislang erwartet. Laut Textilvereinigung ist für die seit Oktober laufende Saison mit einer Ernte von 34,5 Mio. Ballen à 170 kg zu rechnen. Das sind 1,2 Mio. Ballen weniger als die bisherige Ernteprognose. Im vergangenen Jahr betrug die Ernte 32,5 Mio. Ballen. Trotz der Abwärtsrevision der Ernteprognose sollen die Baumwollexporte auf 8,4 Mio. Ballen steigen und damit sogar etwas über den bisher prognostizierten 8,0 Mio. Ballen liegen. Der Markt bleibt somit gut versorgt.




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