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EUR leicht stabilisiert - Sarkozy und der Euro, eine eigene Geschichte …

25.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.4160 (07.50 Uhr), nachdem am Freitag im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4181 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.75, während EUR-CHF bei 1.4720 oszilliert.

Herr Sarkozy zeigt sich in der Devisenarena. Seine Einlassungen haben keinen wirklichen Neuigkeitswert. Alte Positionen werden neu aufgerollt.

Der Euro darf nicht Opfer anderer unterbewerteter Währungen sein. Die Währungsungleichgewichte sind Sarkozys Meinung nach die übelste Wettbewerbsverzerrung Sofern Herr Sarkozy auf den Yuan anspielt, besteht hier in der Tat Anpassungsbedarf. Spielt er auf den USD an, stellt sich die Frage, ob Herr Sarkozy Freund des "Free Lunch" für die USA ist.

Wir diskutieren in Griechenland eine äußerst malade Haushaltslage, die von Griechenland durch nachhaltige Reformen ohne externe Hilfe via IWF oder EU aber mit EU-Finanzministermonitoring gelöst werden soll, während Kalifornien und der Bundesstaat Illinois mit Budgetproblemen konfrontiert sind, die äußerst kritisch zu bewerten sind. Der Begriff Zahlungsunfähigkeit und damit Bankrott steht im Raum.

Die Defizitsituation im Vergleich der Eurozone mit den USA ist im Hinblick auf den aktuellen Status und die Dynamik der Entwicklung für die USA (circa 12% Defizit) massiv prekärer als für die Eurozone (circa 6% Defizit).

Darüber hinaus sind die strukturellen Verwerfungen in den USA
  • insbesondere bezüglich der Struktur der Volkswirtschaft (zu wenig Produktion),
  • der fehlenden Unabhängigkeit der Fed,
  • der unterminierten Struktur der "Checks & Balances" im Finanzsystem,
  • der unberändert hohen Macht der "Wall Street",
  • der hohen privaten Verschuldung
  • und der Frage, ob der Bilanzierungsstandard US-GAAP nicht in "US-gap" (London Tube: "Please mind the gap …) umbenannt werden sollte,

Themenbereiche, die Herr Sarkozy offensichtlich keiner Bewertung am Devisenmarkt unterziehen will.

Wir nehmen die Sichtweisen Herr Sarkozys zur Kenntnis und diskutieren die grundsätzliche Frage bezüglich historischer Persönlichkeiten, die nicht nur von uns, sondern auch von anderen Seiten akademisch begleitet wird, ob kleine Männer gefährlich sind.

An dieser Stelle möchte ich meiner ungeteilten Freude Ausdruck verleihen, daß US-Präsident Obama das Thema der Zerschlagung der Bankenaristokratie auf seine Agenda gesetzt hat.

Dieses Thema spielte in meinem 2007 verfaßten Buch "Endlich Klartext" eine zentrale Rolle, um eine Wiederholung einer Krise des aktuellen Ausmaßes aus der Richtung der Finanzinstitutionen zu verhindern. Was 2008 als Vorschlag noch ansatzweise belächelt oder als naiv abgekanzelt wurde, ist heute ernst zunehmendes Thema an den Weltfinanzmärkten. So viel zum Thema "Vordenken"!

Der perfekte Markt erfordert ein Polypol und kein Bankenoligopol. Oligopole haben zu hohe Machtpotentiale. Das wurde während dieser Krise deutlich. Die öffentlichen Haushalte degenerierten zum "Grabbeltisch" vieler Finanzinstitute.

Kein hierarchisch organisierter Schwanz der Finanzdienstleister sollte mit einen demokratisch organisierten Gesellschaftsgebilde, dem Hund wedeln, sondern umgekehrt wedelt der Hund besser mit dem Schwanz. Das muß die Lehre aus dieser Krise sein!

Für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Versorgung mit Finanzprodukten in politischer Freiheit ist eine Neustrukturierung in Richtung Polypol unverzichtbar. Weder ist eine derartige Neuausrichtung für Aktienmärkte noch den USD negativ. Das kurzfristige Reaktionsmuster darf als Ausdruck einer Unsicherheit interpretiert werden, mehr nicht.

Im Gegenteil, eine Fortführung der aktuellen Strukturen stellte ein Risiko für die Nachhaltigkeit der globalen Konjunkturentwicklung, für die Generationengerechtigkeit und das Weltfinanzsystem und damit für die Aktienmärkte und den USD dar. Um diese Erkenntnis wird der Markt schlußendlich nicht herumkommen!

Mit den Einlassungen Obamas verziehen erste Wolken am Finanzkrisenhorizont. Worten müssen nun Taten folgen, um positive Perspektiven zu forcieren.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.4400 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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