Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Euro weiter unter Druck - Bernanke bleibt im Amt - Daten in Europa "Hui" ...

29.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Euro weiter unter Druck - Bernanke bleibt im Amt - Daten in Europa "Hui" - USA "Pfui"

Der Euro eröffnet heute morgen (06.40 Uhr) bei 1.3935, nachdem in Fernost Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3913 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 89.85. In der Folge notiert EUR-JPY bei 125.20, während EUR-CHF bei 1.4670 oszilliert.

Ben Bernanke bleibt im Amt. Die Mehrheit im Senat mit 70: 30 Stimmen war zwar nicht schmeichelhaft, sie war aber ausreichend. Das Weiße Haus hat sich bei Bernankes Bestätigung durchgesetzt.

Die Mitverantwortung für die Krise in seiner Funktion unter Greenspan als auch in der Folge als Chef der US-Zentralbank einerseits als auch die massive Interventionsbereitschaft während der Krise mit den bisherigen Stabilisierungserfolgen werden in diesem Abstimmungsverhalten schlußendlich gespiegelt.

Positiv bleibt anzumerken, daß damit ein mit der Situation und den Mechanismen in den USA als auch auf internationaler Ebene vertrauter Protagonist an der Spitze der Fed verbleibt.

EZB-Präsident Trichet erwartet, daß die konjunkturelle Erholung in der Eurozone moderat ausfallen wird.

Wir akzeptieren seine Meinung und fragen uns aber gleichzeitig, ob er diese Erholung überhaupt erwartete? Die Antwort lautet "Nein!". Er kommentiert nur, was er nun erfährt, aber nicht prognostiziert hat.

Nun denn, der "Trackrecord" seit 2008 fällt für die Prognosen der EZB wenig schmeichelhaft aus. Wenn die Prognosen nicht stimmen, erhöht man halt auch noch im Juli 2008 schnell den Reposatz von 4,00% auf 4,25%, um dann schleunigst zurückzurudern.

Das Jahr 2010 hat diesbezüglich nach meiner Ansicht erneut Überraschungspotential für die EZB, mit dem Risiko zu spät zu handeln. Natürlich kann man sich trefflich hinter dem Konsensus verstecken. Die Gemeinde der Finanzelite erwarten mehrheitlich einen "Dip ahead" (Wall Street Journal) in der Konjunktur. Schaun wir mal!

Der Blick auf die Konjunkturdaten der Eurozone lieferte gestern erneut große Freude für sachlich orientierte Marktteilnehmer, die aber offensichtlich eine Minderheit darstellen.

Die Gesamtgemeinde der "Markteliten" konnte das jedoch nicht beeindrucken. Man orientiert sich am "letzten Waggon" des Konjunkturzugs, den USA am Aktien- und Bondmarkt. Die liefern überraschend schlechte Wirtschaftsdaten. Das wiederum interessiert nicht die "Elite" des Devisenmarkts.

Ist schon klasse, diese Finanzwelt …


Kommen wir zu den Fakten:

Der deutsche Arbeitsmarktbericht per Januar überraschte positiv mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit auf saisonal bereinigter Basis von "nur" 6.000 Jobs. Die Prognose lag bei -18.000 Jobs. Diese leichte Veränderung der Anzahl führte zu einem Anstieg der Quote von 8,1% auf 8,2%. Der Blick auf den Chart ist im Vergleich zu den USA schlicht weg und ergreifend erfrischend! Der Deutschland-Chart zeigt den Stand der Arbeitslosigkeit, der USA-Chart zeigt die Entwicklung der Beschäftigung.
Open in new window

Open in new window


Der "Economic Sentiment Index" der gesamten Eurozone lieferte die nächste nachhaltige positive Überraschung. Der Index legte markant und unerwartet stark per Januar von 94,1 Punkten auf 95,7 Punkte zu. Die Prognose lag bei 92,4 (!!!) Zählern. Der Vormonatswert wurde von 91,3 auf 94,1 Punkte nach oben revidiert.

Der Index hat damit das höchste Niveau seit Juni 2008 markiert, einer Phase, in der die EZB sich veranlaßt sah, mal eben den Leitzins um 0,25% auf 4,25% zu erhöhen. Jetzt muß man nach Ansicht dieser Damen und Herren an 1,00% festhalten. "Chapeau" Zinsmaßnahmen zeigen ihre volle Wirkung ja auch erst nach 12 Monaten. "Food for thought!"

Open in new window


Wenden wir uns den Fakten bezüglich der USA zu:

Die Arbeitslosenerstanträge sanken in der Berichtswoche per 23.1.2010 von zuvor 478.000 (revidiert von 482.000) auf 470.000 und verfehlten damit die bei 450.000 angesiedelte Konsensusprognose deutlich.

Open in new window


Der "Chicago Fed National Activity Index" enttäuschte per Dezember mit einem deutlichen Rückgang von -0,39 (revidiert von -0,32) auf -0,61 Punkte. Der aussagefähigere 3-Monatsdurchschnitt legte dagegen weiter von zuvor -0,78 auf -0,57 Zähler zu. Dieses Niveau um die -0,70 erlaubt laut Definition dieses Index eine Diskussion über ein Ende der Rezession in den USA. Hinsichtlich der Tatsache, daß die monatliche Tendenz jedoch rückläufig ist, ist Vorsicht bei der Extrapolation einer sportlichen Trendwende geboten.

Open in new window


Langlebige Wirtschaftsgüter nahmen in den USA per Dezember um 0,3% im Monatsvergleich zu. Die Prognose war bei 2,0% angesiedelt. Die Revision des Vormonatswerts von -0,7% auf -0,4% konnte das enttäuschende Bild nicht korrigieren. Der Chart belegt, daß es sich um ein zartes Konjunkturpflänzchen handelt, daß sorgsamer Pflege durch Bernanke & Co. bedarf, um weiter zu reüssieren.

Open in new window


Da sich dieser Report wegen technischer „Hardware-Probleme von einer Morgenlektüre zu einer Mittagslektüre entwickelt hat, werfen wir noch einen schnellen Blick auf die europäischen Veröffentlichungen:

Die Geldmenge M3 der Eurozone sank weniger stark als erwartet im Jahresvergleich um -0,2% nach zuvor -0,3%. Im Monatsvergleich ergab sich ein unverändertes Bild nach zwei Rückgängen in Folge. Mithin kann man eine Stabilisierung ableiten, man muß es aber nicht. Ermutigend ist aber fraglos, daß die Vergabe der Kredite an den privaten Sektor nach dem Rückgang im Vormonat um -0,7% jetzt im Jahresvergleich unverändert ausfiel.

Open in new window


Die erste Schätzung der Verbraucherpreise der Eurozone lieferte per Januar einen Anstieg im Jahresvergleich um 1,0% nach zuvor 0,9%. Die Prognose lag bei 1,2%.

Die Arbeitslosenrate der Eurozone per Dezember legte nicht den Prognosen entsprechend von 10,0% auf 10,1% zu, sondern stieg "nur" von revidiert 9,9% auf nun 10,0%. Mithin ist das Zweimonatsergebnis per Saldo 0,2% besser als bisher antizipiert.

Open in new window


Da ich Anfang der Woche in Zürich war, werfen wir heute auch noch einen Blick in die Schweiz. Der KOF-Frühindikator (IFO der Schweiz) setzte für die Schweiz und damit Europa per Januar mit einem unerwarteten Anstieg von revidiert 1,73 (revidiert von 1,68) auf 1,77 Punkte zu. Die Prognose lag bei 1.70 Zählern. Auch hier ist wie beim IFO deutlich, daß der Konsensus im Markt zu moderat ausfällt. "Food for thought!"

Open in new window


Das "Wall Street Journal" schreibt heute, daß die Mehrheit in Davos einen "Dip" der Konjunkturlage erwarten. Die belastbaren Frühindikatoren weisen in eine andere Richtung! Mehr nicht, weniger auch nicht! Die Signale sind deutlich vernehmbar - Das Hinhören ist das Problem - Davos ist halt laut! Link: J_World_MIDDLENews " rel="external" title="" target="_blank" class="artikel extern">http://online.wsj.com

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.4170 - 00 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"