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EUR-USD weiter stabil - US-Daten nicht überzeugend!

03.02.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.35 Uhr) bei 1.3970, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3976 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.40, während EUR-CHF bei 1.4750 oszilliert.

Bevor wir uns mit dem Datenpotpourri beschäftigen, ist es unerläßlich, daß wir darauf verweisen, daß Brüssel gestern das griechische Restrukturierungsprogramm bezüglich der Defizite positiv aufgenommen hat und damit als belastbar anerkennt.

Hier wird im Gegensatz zu den USA ein Problem adressiert. Eine Kontrolle durch Brüssel (Finanzminister) wird erfolgen, weil Griechenland sich zu sehr der kreativen Statistikmethoden bedient hat.

Es ist gut und höchste Zeit, daß Griechenland die Konsequenzen der eigenen verantwortungslosen Verhaltensweisen tragen muß. Das war und ist für viele Sünderländer der Eurozone nach wie vor viel zu selten der Fall. Hier ist grundsätzlich ein Exempel zu statuieren, das in der Zukunft Wirkung erzielt.

Es gilt aber auch, sich Gedanken zu machen, ob der Eintritt in die Eurozone für viele "aktuelle Sünder" zu leicht war, weil die klar definierten Kriterien Maastrichts ignoriert wurden.

Damit stellt sich die Frage der Verantwortung bei den etablierten Kernländern, die ihre Hausaufgaben seinerzeit nicht angemessen gemacht haben. Diese Art und Weise der "Politik Light" ist Grundlage der aktuell zu zahlenden Zeche. Mit anderen Worten gibt es nicht nur "Täter" in Griechenland & Co., sondern eben auch in den Kernländern, die diese Situation zugelassen haben. Hier ist zukünftig eine stringente Neuausrichtung zwingend erforderlich. Das gilt nicht nur für die Eurozone, sondern auch für die EU. Die Beliebigkeit von gestern muß einer neuen kritischeren Grundhaltung weichen!

Die angerichtete griechische "Suppe" wird aber nicht so heiß verspeist, wie sie in den Finanzzentren Londons und New Yorks für die internationale Kulisse gekocht wurde. Gewisse Ähnlichkeiten zu dem Modell "Terror gegen das EWS 1992" durch eben die Protagonisten aus diesen Zentren lassen sich übrigens kaum verneinen.

Die Ablenkung von dem Hauptproblem in den USA bezüglich öffentlicher Defizite muß aber fraglos ein Stück weit als gelungen bezeichnet werden:
  • Die Welt redet über Griechenland (Gesamtverschuldung bei circa 115% des BIP) mit 10 Mio. Einwohnern und der ökonomischen Potenz Bayerns als auch einer gesamten Staatsverschuldung von 254 Mrd. Euro oder circa 355 Mrd. USD.

  • Die Welt ignoriert die Defizitpolitik der USA (Gesamtverschuldung circa 90% des BIP), einer Nation mit mehr als 300 Mio. Einwohnern. Die Fortsetzung der aggressiven Defizitpolitik wird per laufendem Fiskaljahr bei mehr als 10% des BIP oder 1.561 Mrd. USD (der höchsten Neuverschuldung seit dem 2. WK) und 1.300 Mrd. USD im Fiskaljahr 2011 laut aktueller Planung auslaufen. Die Finanzwelt ignoriert darüber hinaus auch noch die Finanzprobleme Kaliforniens, New Yorks oder Illinois.

Asymmetrische Wahrnehmung ist schon klasse. Sie ist aber immer transitorischer Natur.

Die Erzeugerpreise der Eurozone legten per Dezember um 0,1% zu. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -2,9% (Prognose -2,0%) nach zuvor -4,4%. Der beigefügte Chart belegt, daß das Thema Deflation sich in diesem Sektor dem Ende zuneigt.

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Anhängige Hausverkäufe sind in den USA per Dezember den Erwartungen entsprechend um 1,0% im Monatsvergleich gestiegen. Der Vormonatswert wurde von -16,0% auf -16,4% revidiert. Ergo ergab das aggregierte Zweimonatsergebnis eine leichte Enttäuschung gegenüber der Konsensusprognose. Der Blick auf den Jahresvergleich zeigt eine rückläufige positive Dynamik.

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Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von zuvor -48 auf nun -49 Punkte und konterkariert damit über die letzten Wochen hinweg die Ergebnisse des Verbrauchervertrauens nach Lesart der Uni Michigan.

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Der US-Automobilabsatz stellte sich per Januar auf annualisiert 10,78 Mio. Einheiten nach zuvor 11,10 Mio. Kfz. Die Prognose war bei 11,0 Mio. angesiedelt. Hier liefert der Blick auf den Chart den Beleg, daß dieses Segment in den USA unverändert in einer historischen Krise steckt.

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Die Daten aus den USA belegen einmal mehr die Tatsache, daß die US-Wirtschaft der Dynamik der Weltwirtschaft hinterherhinkt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.4020 - 50 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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