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Unterschiedliche Preistendenzen am Ölmarkt

02.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben sich gestern höchst unterschiedlich entwickelt. Während der Brentölpreis begünstigt durch positive Konjunkturdaten aus China, Deutschland und den USA kaum verändert bei 111,5 USD je Barrel aus dem Handel ging, schloss der WTI-Preis erstmals seit 6-Wochen unter der Marke von 98 USD je Barrel. Die unterschiedliche Tendenz setzt sich auch am Morgen fort. Brent kann über die Marke von 112 USD je Barrel steigen, WTI fällt dagegen weiter. Die divergierende Preisentwicklung ist in erster Linie auf die US-Lagerdaten zurückzuführen, welche gestern vom US-Energieministerium veröffentlicht wurden.

Die US-Rohöllagerbestände verzeichneten demnach in der vergangenen Woche einen überraschend kräftigen Anstieg um 4,2 Mio. Barrel. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen um 1,5 Mio. Barrel. Der Lageraufbau bei Benzin fiel mit 3 Mio. Barrel ebenfalls deutlich stärker aus als erwartet. Bei den Destillaten gab es zwar einen Abbau um 135 Tsd. Barrel, welcher allerdings deutlich geringer ausfiel als erwartet.

Eine gesunkene Raffinerieauslastung trug zum Lageraufbau bei Rohöl bei, während eine schwache Nachfrage für den Anstieg der Benzinbestände verantwortlich war. Die US-Benzinnachfrage sank in der vergangenen Woche auf 7,97 Mio. Barrel pro Tag und damit auf den niedrigsten Stand seit September 2001. Die US-Lagerdaten führten dazu, dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI inzwischen wieder auf mehr als 14 USD je Barrel ausweitetet hat, was dem höchsten Niveau seit Anfang November entspricht. Zugleich wird damit deutlich, dass derzeit keine Angebotsknappheiten bestehen und der Brentölpreis vor allem durch eine Risikoprämie unterstützt wird.

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Edelmetalle

Die US-Münzprägeanstalt hat im Januar 6,11 Mio. Unzen (entspricht rund 190 Tonnen) an Silbermünzen verkauft. Dies stellt den zweithöchsten jemals ereichten Wert dar und liegt nur 5% unter dem Allzeithoch, das im Januar 2011 erzielt wurde. Gleichzeitig verzeichneten die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs im Januar Zuflüsse von 9,47 Mio. Unzen bzw. knapp 295 Tonnen.

Da auch die spekulativen Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen in diesem Jahr bislang deutlich ausgeweitet haben - diese haben sich bis zum 24. Januar in etwa verdreifacht - war der Preisanstieg von Silber im Januar maßgeblich durch die Investmentnachfrage getrieben. Mit einem Plus von 19,2% war Silber im letzten Monat der zweitbeste Rohstoff überhaupt. Wir gestehen Silber im Jahresverlauf weiteres Preispotenzial zu, sehen kurzfristig nach dem starken Anstieg allerdings auch die Gefahr einer Preiskorrektur.

Platin und Palladium profitierten gestern von besser als erwartet ausgefallenen Fahrzeugverkaufszahlen in den USA. Annualisiert und saisonbereinigt wurden im Januar 14,13 Mio. Fahrzeuge verkauft, knapp 12% mehr als im Vorjahr. Rückenwind gibt es derzeit auch von der Investmentseite: So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Platin- und Palladium-ETFs in diesem Jahr bislang Zuflüsse von knapp 40 Tsd. bzw. gut 72 Tsd. Unzen.


Industriemetalle

Der Baltic Dry Index, der die Frachtraten für Schüttguttransporte misst, ist gestern auf ein Allzeittief von 662 Punkten gefallen. Allein seit Mitte Dezember, dem Beginn des jüngsten Abwärtstrends, hat sich der Index gedrittelt. Zum einen ist dies auf kurzfristige Faktoren wie dem chinesischen Neujahrsfest - in diesem Zeitraum wurden weniger Rohmaterialien nachgefragt - zurückzuführen, zum anderen haben schlechte Wetterbedingungen vor allem in Australien die Beladung von Schiffen verhindert.

Das größte und auch nicht kurzfristig zu lösende Problem liegt allerdings im hohen Überangebot an Schiffen. Allein im Dezember wurden 146 Schiffe für Schüttgüter ausgeliefert - ein Rekordwert. Der weltweit größte Schiffshändler, Clarkson Plc, erwartet, dass die weltweite Schiffsflotte in diesem Jahr um 14% erweitert wird, während die Volumina zur Verschiffung nur um 3% steigen. Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage geht also immer weiter auseinander und sollte eine nachhaltige Erholung der Frachtraten kurz- bis mittelfristig verhindern. Die Aussagekraft des Baltic Dry Index als Frühindikator für die Konjunkturentwicklung ist derzeit begrenzt.

Dass die Unternehmen im Rohstoffsektor positiv gestimmt sind und langfristig von höheren Preisen ausgehen, zeigt eine geplante Großübernahme in der Branche. So hat der weltweit größte Rohstoffhändler, Glencore, ein Übernahmeangebot für Xstrata, eines der größten Minenunternehmen, vorgelegt. Eine höhere Konzentration auf der Produzentenseite dürfte sich mittel- bis langfristig preisstützend auswirken.


Agrarrohstoffe

Die Kältewelle in Europa hält die Weizenpreise weiter in Atem. Gestern stieg der Preise für LIFFE-Weizen erstmals seit Juni 2011 über die Marke von 220 EUR je Tonne. Es wird befürchtet, dass durch die frostigen Temperaturen in weiten Teilen Europas die Winterweizenpflanzen Schaden nehmen könnten. In der Ukraine wird seitens des staatlichen Wetterdienstes befürchtet, dass bis zu 40% der Winterweizenernte verloren gehen könnten. In Russland könnten einem westeuropäischen Wetterdienst zufolge 15% der Winterweizenpflanzen der Schwarzmeerregion betroffen sein.

Auch in der EU könnte es zu Frostschäden kommen, da die Winterweizenpflanzen aufgrund des lange Zeit zu milden Winters in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten sind und eine vor der Kälte schützende Schneedecke vielerorts fehlte. Es könnte daher in den kommenden Tagen zu einem weiteren Preisanstieg kommen In den USA ist der Winter dagegen nach wie vor ungewöhnlich mild, was sich positiv auf die dortige Pflanzenentwicklung auswirken dürfte, zumal es in den US-Anbaugebieten zuletzt hinreichend Niederschläge gegeben hat. Das weitere Aufwärtspotenzial für CBOT-Weizen dürfte daher begrenzt sein.




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