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US-Arbeitsmarktbericht mit "Benchmark Revision" ernüchternd!

08.02.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.25 Uhr) bei 1.3630, nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3868 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 89.35 In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.75 während EUR-CHF bei 1.4670 oszilliert.

Der Datenreigen begann am Freitag mit der Veröffentlichung der deutschen Industrieproduktion per Dezember. Es ergab sich ein unerwartet starker Rückgang um -2,6% im Monatsvergleich. Die Prognose war bei -0,1% angesiedelt. Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um -6,7% nach zuvor -8,0%. Die Zahlen enttäuschten und stellten eine Belastung für den Euro dar.

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Positive Signale lieferte der OECD-Composite Leading Indicator per Dezember mit einem weiteren Anstieg von zuvor 102,2 auf 103,1 Punkte. In allen G-7 Ländern ist laut diesem Index ein Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität festzustellen.

Dieser Frühindikator markiert damit ein Niveau, das zuletzt in der expansiven Phase per 2007 erreicht wurde. Frühindikatoren liefern Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung der folgenden 3-6 Monate. Mithin sieht das Bild besser aus, als es die meisten Marktteilnehmer erwarten.

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Der US-Arbeitsmarktbericht per Januar war Überwiegend eine herbe Enttäuschung.

Die Arbeitslosenquote machte die Ausnahme. Hier ergab sich ein unerwarteter Rückgang von 10,0% auf 9,7%. Die Prognose war bei 10,1% angesiedelt. Die von uns favorisierte Arbeitslosenquote U-6 (Table A-15, BLS) stellte sich auf 16,5% nach 17,3%. Der "Household Survey" liefert damit eine positive Entwicklung bezüglich der Beschäftigung.

Wir nehmen diese Entwicklung zur Kenntnis und fokussieren und auf die neu geschaffenen oder besser gesagt neu verlorenen Stellen laut dem "Establishment Survey".
  • Analysten erwarteten laut Reuters eine Zunahme der Beschäftigung on Höhe von 5.000. Tatsächlich gingen 20.000 Jobs verloren.

  • Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -85.000 auf -150.000 Jobs revidiert.

  • Die "Benchmark Revision" für das Jahr 2009 lieferte eine Zunahme der Beschäftigungslosenzahl in Höhe von 4,78 Mio. Die Annahme lag zuvor bei 4,16 Mio. Jobs. Mithin ist das reale Bild um 620.000 Jobs schlechter als bisher antizipiert.

  • Das "CES Net Birth/Death Model" lieferte einen Beitrag basierend auf nicht verifiziertenAnnahmen von 882.000 neu geschaffenen Stellen in einem Jahr, in dem 4,78 Mio. Jobsverloren gingen. "Food for thought!"

  • Die Quintessenz kann vor dem Hintergrund dieses Datenpotpourris nur lauten, daß der USArbeitsmarkt sich stabilisiert. Eine nachhaltige Belebung findet hier nicht statt.

    Um das Bild über den Arbeitsmarkt abzurunden, bedienen wir uns eines Charts von John Williams (Shadow Government Statistics), der der US-Datenqualität kritisch gegenüber steht. Wir freuen uns, diesbezüglich über diese gute Gesellschaft. John Williams hat eine eigene Berechnung der Quote vorgenommen, die die seit 1994 nicht mehr gezählten entmutigten Arbeitsnehmer (discouraged workers) wieder inkludiert, um zu einem realistischen Bild zu kommen.

    Die rote Verlaufslinie ist die offizielle Quote, die graue Linie stellt die Quote U-6 dar, während die blaue Linie die Berechnung gemäß John Williams darstellt. Diese Quote bewegt sich oberhalb der 20% Marke. Diese Quote korrespondiert fraglos besser mit der prekären Lage der US-Haushalte, die im Bereich der "Food Stamps" (Lebensmittelmarken) tendenziell weiter zunimmt!

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    US-Finanzminister Geithners Einlassungen bedürfen einer Kommentierung. Es werde in den USA kein "Double Dip" geben, sondern eine langsame Erholung. Hier stimmen wir Geithner ansatzweise zu. Der US-Arbeitsmarktbericht weist auf jeden Fall in diese Richtung.

    Die USA würden niemals ihr AAA-Rating verlieren, behauptet Geithner. Das klingt entweder nach Hybris oder aber danach, daß die USA besonders gute "Beziehungen" zu Moody’s oder S&P pflegen. Ob diese "guten Beziehungen" jedoch auch für den Rest der Welt gut wären, erschiene mehr als zweifelhaft. "Food for thought!"

    Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.3900 - 30 dreht den negativen Bias des Euros.

    Viel Erfolg!


    © Folker Hellmeyer
    Chefanalyst der Bremer Landesbank





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