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Brentpreis auf 6-Monatshoch, WTI neigt zur Schwäche

07.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die unterschiedlichen Preisentwicklungen am Ölmarkt setzten sich gestern fort. Während der WTI-Preis zeitweise unter 97 USD je Barrel gefallen ist, legte der Brentpreis auf ein 6-Monatshoch von 116,7 USD je Barrel zu. Marktteilnehmer, die auf eine Einengung der Preisdifferenz gesetzt hatten, müssen sich angesichts des seit Tagen gegenläufigen Trends umpositionieren und tragen damit zu einer weiteren Ausweitung der Preisdifferenz bei. Dies erkennt man auch daran, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der vergangenen Woche gestiegen sind, während sie bei WTI reduziert wurden.

Der WTI-Preis wird durch ein Überangebot auf dem US-Markt gedämpft. Dieses rührt vor allem aus dem steigenden Angebot von Schieferöl aus dem Bakken-Schieferölvorkommen in Nord-Dakota und den kanadischen Ölsandfeldern her. Die Preisabschläge für Schieferöl und für Rohöl aus den Ölsandfeldern in Alberta sind auf Rekordniveaus von 24 bzw. 23 USD je Barrel gestiegen. Der Preis von Bakken-Öl ist innerhalb einer Woche um gut 20 USD je Barrel gefallen. Gleiches gilt für den Preis für Rohöl aus den kanadischen Ölsandfeldern (Grafik des Tages).

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Brent profitiert dagegen von Angebotsrisiken. Die Rebellen in Nigeria haben damit gedroht, weitere Anschläge auf Ölfördereinrichtungen im Nigerdelta verüben zu wollen. Nigeria war im Januar mit einer Tagesproduktion von 2,14 Mio. Barrel der größte afrikanische Ölproduzent. Zudem gehört das Rohöl aus Nigeria aufgrund seiner Qualitätsmerkmale zum Kreis der Brent-Familie bzw. kann als Substitut für Brent verwendet werden. Entsprechend würden Lieferausfälle in Nigeria die Verfügbarkeit von Brent verknappen. Kurzfristig könnte daher die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI steigen. Auf Sicht von drei bis sechs Monaten gehen wir aber von einer Spreadeinengung aus, sobald die Umkehrung der Seaway-Pipeline den Transport von Rohöl aus dem Lagerort Cushing an die US-Golfküste ermöglicht.


Edelmetalle

Gold kann von den großen Unsicherheiten in Bezug auf Griechenland nicht mehr wesentlich profitieren und handelt heute Morgen kaum verändert bei knapp 1.730 USD je Feinunze. Nach wie vor gibt es keine Einigung in den Verhandlungen über eine Restrukturierung griechischer Staatsanleihen. Die Gespräche mit der Troika, bestehend aus EU, IWF und EZB, gehen diesbezüglich zwar weiter. Allerdings stemmen sich die Parteien in Griechenland selbst zunehmend gegen die Forderungen zu Sparanstrengungen der Troika. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass das hoch verschuldete Land kein neues Hilfspaket erhalten könnte, was unweigerlich zur Insolvenz Griechenlands führen würde. Gold sollte daher gut unterstützt bleiben.

China hat im letzten Jahr knapp 428 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies war laut Angaben des Zensus- und Statistikbüros in Hongkong mehr als dreimal soviel wie noch ein Jahr zuvor. Damit wird der schnell wachsende Goldhunger Chinas abermals eindrucksvoll verdeutlicht. Aufgrund der hohen inländischen Nachfrage und zu Diversifizierungszwecken der Währungsreserven dürfte China auch zukünftig hohe Mengen Gold importieren.


Industriemetalle

Der Europäische Stahlverband Eurofer erwartet für dieses Jahr im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Stahlnachfrage in der EU von 2%. Auch wenn sich viele Unternehmen derzeit noch zurückhaltend zeigten, deuten nach Einschätzung von Eurofer einige Frühindikatoren auf eine Verbesserung der Lage hin. Der Verband geht davon aus, dass gerade die Großhändler in der ersten Jahreshälfte ihre Lagerbestände wieder auffüllen werden. Die Nachfrage in den einzelnen Segmenten ist laut Eurofer differenziert zu betrachten. So sollte der Bausektor, der mit Abstand größte Stahlverbraucher, zwar wachsen, allerdings sei dies zum Großteil auf Renovierungs- und Modernisierungsprojekte zurückzuführen.

Während der Maschinenbau noch von einem hohen Auftragsbestand profitiert, dürfte die Nachfrage in der Automobilindustrie stabil bleiben. Gemeinsam machen diese drei Segmente rund 80% der gesamten Stahlnachfrage aus. Auch in China zeigt sich die Nachfrage aktuell eher zurückhaltend, was jedoch zum Teil auf das chinesische Neujahrsfest zurückzuführen ist.

Die Stahlproduzenten im Reich der Mitte haben laut Angaben des chinesischen Eisen- und Stahlverbands darauf im Januar mit moderat rückläufigen Produktionsraten reagiert. Angesichts der derzeit verhaltenen globalen Stahlnachfrage ist es nicht verwunderlich, dass sowohl die Stahlpreise in China als auch der Preis für LME-Stahl auf niedrigen Niveaus verharren.


Agrarrohstoffe

Die spekulativen Finanzanleger haben mit einem deutlichen Abbau ihrer Netto-Short-Positionen um knapp 17 Tsd. auf 30,6 Tsd. Kontrakte auf die geänderte Lage bei Weizen reagiert. Zunächst hatten Gerüchte über eine mögliche Exportsteuer Russlands den Markt aufgeschreckt. Die Kälte, die weite Teile Europas seit einer Woche im Griff hat, könnte ebenfalls Einfluss genommen haben. Angesichts der anhaltend frostigen Witterung könnten sich noch mehr Anleger dazu veranlasst sehen, ihre Short-Positionen zu schließen.

Inzwischen allerdings wurde von offizieller russischer Seite geäußert, dass es keinen Grund für die Einführung einer Exportsteuer ab April gebe, da die Ergebnisse der Getreideernte nochmals angehoben wurden. Auch soll die Schneedecke den Wintergetreiden in wichtigen Regionen Russlands ausreichend Schutz vor dem Frost bieten. Beides hatte die Preise in Chicago zwar kurzfristig gedämpft, gestern allerdings nahmen sie ihre Aufwärtsbewegung wieder auf.

Der Weizenpreis an der MATIF konnte in den letzten fünf Tagen um über 6% zulegen und kostet derzeit mit 222 EUR je Tonne so viel wie zuletzt im Juni 2011. Die Terminkurve zeigt die Erwartung nachlassender Preise nach der Ernte, hat sich allerdings über die letzten Wochen in ihrem gesamten Verlauf, besonders stark aber im vorderen Bereich, nach oben verschoben. Noch allerdings dürften sich in der EU die tatsächlichen Frostschäden im Rahmen halten. Die Sorge, ob dies so bleiben wird, wird den Markt aber weiterhin in Atem halten.




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