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Widerstände bei Gold und Palladium halten

10.02.2012  |  Markus Blaschzok
Und täglich grüßt das Murmeltier in den Medien zu einem vermeintlichen Bankrott Griechenlands mit einem Austritt aus der Union und der Rückkehr zur Drachme. Trotz mehrmaliger Treffen steht eine Einigung zwischen der Troika, der Koalitionsregierung in Athen und privaten Gläubigern weiterhin aus. Letztlich bleibt die immer gleiche Schlussfolgerung. Wollen die Regierungen nicht, dass das Giral- und Notenbanksystem kollabiert und die Kontrolle über die Politik nicht verloren geht, dann bleibt nur der Weg eines stufenweisen Bail Outs, der über die Notenpresse, bzw. über das Vermögen Resteuropas, finanziert wird. Da wir davon fest überzeugt sind, rechnen wir damit, dass die nächste Tranche im Volumen von 130 Mrd. Euro an Krediten planmäßig zur Verfügung gestellt werden wird.

Bestätigend ist folgende Aussage von Kanzlerin Merkel von Anfang der Woche: "Wir weigern uns, die Pleite Griechenlands anzuerkennen. Wir können das nicht akzeptieren.“ Zu einem Stellenabbau im öffentlichen Dienst im Umfang von 15.000 Stellen, niedrigere Mindestlöhne und eingefrorene Gehälter erklärte sich Athen mittlerweile bereit, doch sind diese Reförmchen nur ein Bruchteil dessen, was nötig wäre, um schnell nachhaltige strukturelle Veränderungen herbeizuführen. Währenddessen fand die EZB nun einen Weg, Griechenland Geld zu geben, ohne es dabei direkt und offen zu finanzieren.

EZB-Chef Draghi wolle die Zins und Buchgewinne aus den "billig“ aufgekauften griechischen Anleihen (25% Abschlag), die entstünden, wenn man die Anleihen bis zum Ende (zumeist 30 Jahre) hielt, vorab an die einzelnen Notenbanken auszahlen, die dann wiederum das Geld an Griechenland weitergeben könnten. So soll Griechenland über die Hintertüre zusätzlich 12 Mrd. Euro bereitgestellt werden, wobei klar ist, dass letztlich die europäischen Bürger diese Transfers über Inflation bezahlen müssen.

Die Rohstoffmärkte konsolidieren gerade, doch sehen wir erst einmal wenig Gefahr, da die EZB zum Ende des Monats einen weiteren Dreijahrestender an die Geschäftsbanken im erwarteten Volumen von mindestens einer Billionen Euro ausreichen wird. Vor Weihnachten wurde bereits ein gleicher Tender im Volumen von 500 Milliarden Euro begeben. Nach den letzten beiden Zinssenkungen der EZB beließ diese in dieser Woche die Zinsen bei einem Prozent, was so auch vom Markt erwartet wurde. Der Euro kämpfte seit Tagen mit dem Widerstand bei 1,32 USD, wobei der nun stattgefundene Ausbruchsversuch in der kommenden Woche bestätigt werden könnte. Eine Einigung zwischen der Troika und Griechenland würde die trendlose Phase wahrscheinlich beenden und den entscheidenden Impuls für den nachhaltigen Ausbruch über die 1,32 USD geben.

Die US-Regierung hat sich mit der Bank of America, JP Morgan Chase, Wells Fargo, Citigroup und Ally Financial auf einen Vergleich "zur Entschädigung von zwangsvollstreckten Hausbesitzern“ geeinigt. Der größte Vergleich in der US-Geschichte umfasst ein Volumen von 25 Mrd. US-Dollar. Die Masse des Geldes soll jedoch jenen Hausbesitzern zugutekommen, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen oder deren Haus mittlerweile weniger Wert ist, als der Kredit, den sie abtragen müssen. Ihnen sollen günstigere Konditionen angeboten werden, damit sie die Immobilien weiter oder zumindest länger halten können oder sie bekommen gleich einen Abschlag auf ihre ausstehenden Schulden.

Hier wird der freie Markt und das Moralische Wagnis wieder verzerrt. Dumm sind die Hausbesitzer, die bereits einen Großteil ihrer Schulden abgetragen haben oder regelmäßig ihre Raten zahlen. Die Gewinner sind jene, die zu viel riskierten und nicht regelmäßig ihren Verpflichtungen nachkommen. Rational wäre nun, dass auch andere Schuldner ihren Zahlungen einstellen, um in den Genuss von Transferleistungen zu kommen. Viele Hausbesitzer in den USA werden bereits nicht mehr aus ihren Häusern geworfen, obwohl sie schon länger keine Zahlungen mehr leisten. Nur 1,5 Mrd. US-Dollar sollen als Entschädigung an Familien gehen und 3,5 Mrd. US-Dollar an den Staat, um "eigene Verluste aus der Immobilienkrise abzudecken“.

Die letzte Summe ist jedoch nur symbolisch, da der Immobilienmarkt zum Großteil verstaatlicht wurde und die Banken in der Immobilienkrise mit Staatsgeldern gerettet wurden. Letztlich wird der Immobiliensektor gestützt, um weitere Ausfälle und eine Kettenreaktion auf das Bankensystem zu verzögern. An diesem Beispiel sieht man deutlich, dass Inflation die Politik ist, die für uns alle eine Gefahr darstellt.


Weitere Entwicklungen

  • An der Warenterminbörse in Chicago (CME) wurden die Marginanforderungen für Gold, Silber, Platin und Kupfer gesenkt. Die für Gold wurden um 12% auf 10.125 USD und 7.500 USD und die von Silber um 13% auf 21.600 bzw. 16.000 USD gesenkt. Dies wirkt sich kurzfristig positiv auf die Preisentwicklung aus.

  • China bleibt der größte Goldproduzent vor Südafrika mit einer Ausweitung der Produktion um 5,9% zum Vorjahr auf 361 Tonnen. Die Welthandelsorganisation erklärte die Exportbeschränkungen Chinas zu wichtigen Rohstoffen als "illegal“. China müsse nun Exportzölle und -quoten für neun stark nachgefragte Rohstoffe wie Koks oder Aluminiumerz in Übereinstimmung mit seinen Pflichten bringen,
    erklärte die WTO in ihrem endgültigen Urteil.

  • Nach einer Einigung der EU-Staaten und dem Europaparlament soll ab Ende 2012 der außerbörsliche Derivatehandel über eine zentrale Verrechnungsstelle abgewickelt werden müssen. Zudem schreibt das neue Gesetz eine Meldepflicht für Kurswetten auf Anleihen, Währungen, Zinsen, Rohstoffe oder Aktien vor.

  • Die Verbraucherpreise lagen im Januar 2012 um 2,1% höher als im Vorjahr. Gegenüber Dezember fielen die Preise leicht um 0,4%.

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  • Die Ratingagentur S&P stufte in dieser Woche 34 der 37 italienischen Banken, die sie bewertet, herab.


Technische Analyse

Widerstände zwingen zur Verschnaufpause

Die schnelle Erholung des Euro bis an den Widerstand bei 1,32 USD, wurde an dieser Marke erstmals unterbrochen. Die COT-Daten zeigen seit Langem, dass der Euro massives Erholungspotenzial hat, sobald sich die Stimmung für die Gemeinschaftswährung bessert. Mit der kürzlichen Liquiditätsmaßnahme der FED hat sich die Stimmung gedreht und die Spekulanten beginnen nun erstmals die Seite zu wechseln. Damit wäre grundsätzlich der Weg für eine weitere Erholung in den nächsten Wochen bis in den Bereich von 1,35 USD bis 1,39 USD frei.

Der Euro zum US-Dollar konnte am Dienstag aus seiner Handelsspanne zwischen 1,30 USD auf der Unterseite und 1,32 USD auf der Oberseite ausbrechen und vollzog zum Wochenschluss einen Pull-Back an das Ausbruchsniveau. Wenn die Marke von 1,32 hält, dann könnte mit einer Einigung in Griechenland zur Wochenmitte, die nächste Kursbewegung starten.

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Gold konnte die Widerstände bei 1.750 USD (1.320 EUR) wie erwartet nicht sofort überwinden und konsolidiert seitdem auf diesem Niveau. Im Augenblick gibt der kurzfristige Aufwärtstrendkanal noch Unterstützung bis ca. 1.725 USD, wobei dieser im Freitagshandel schon angerissen wurde. Kann der Preis hier wieder nach oben drehen, bleibt der Trend intakt und dann sind 1.800 USD das nächste Preisziel. In Euro ergäbe sich ein Kursziel bis zum Allzeithoch bei 1.373 EUR. Unterstützung hat der Preis bei einem Trendbruch bei 1.650 USD (1.300 EUR). Das Chartbild ist kurz- bis mittelfristig noch bullisch, doch erwarten wir nach dem starken Anstieg, dass die Konsolidierung noch etwas andauern könnte.

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Palladium konnte sich wie Platin in den vergangenen Wochen gut behaupten und zurück an die 200-Tage-Linie arbeiten. Hier befindet sich ein Kreuzwiderstand und das Edelmetall ist kurzfristig überkauft, weshalb es auch hier nach einer Konsolidierung oder Korrektur riecht. Fundamental sind wir nicht so optimistisch für Palladium gestimmt, weshalb wir erstmal nicht mit einer nachhaltigen Überwindung der 200-Tage-Linie rechnen. Wir würden auf diesem Niveau nicht auf steigende Kurse wetten, sondern Gewinne einstreichen und erst einmal abwarten.

Der primäre Preistreiber bei Palladium ist nicht etwa eine gestiegene Nachfrage aufgrund einer Zunahme der Wirtschaftstätigkeit, sondern die erhöhte Liquidität im System. Dass die spekulativen Netto-Long-Positionen zur Vorwoche um 25% anstiegen und dennoch keine Bewegung in den Kurs kam, mahnt zusätzlich zur Vorsicht.

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Commitment of Traders

Die Daten zeigen seit Neujahr eine Rückkehr der spekulativ agierenden Investoren an, die seither vermehrt auf steigende Preise setzen. Der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise kann dadurch also bestätigt werden. Im Falle von Silber, Gold, Palladium und dem Euro ist dies positiv zu sehen, da der Positionsaufbau von einem niedrigen Niveau aus erfolgt und eine Wesensänderung des Sentiments signalisiert. Die Daten für den Euro hatten vor zwei Wochen ein Allzeittief aufgezeigt und in der Vorwoche wurden erstmals die Short-Positionen verringert.

In der letzten Woche setzte man dann vermehrt auf den Euro und verringerte die Netto-Shortpositionen um 10%. Von dieser Seite ist also genügend Potenzial vorhanden um den Euro über die Marke von 1,32 USD bis auf 1,38 USD zu hieven. Die Short-Positionen sind weiterhin derart extrem, dass wir im aktuellen Umfeld keine Wette gegen den Euro zugunsten des Dollars eingehen würden. Negativ zeigte sich Palladium, das trotz einer Ausweitung der Long-Seite um 25% keinen Boden gut machen konnte. Dies spricht zusätzlich dafür, dass der Widerstand womöglich nicht so schnell überwunden werden kann und erst einmal eine Konsolidierung folgt.

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© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
www.markus-blaschzok.de

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