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Ölpreis trotzt Überangebot

13.02.2012  |  Eugen Weinberg
Das griechische Parlament hat in der vergangenen Nacht dem umstrittenen neuen Sparprogramm zugestimmt. Da nun die EU-Finanzminister am Mittwoch das Hilfspaket wahrscheinlich bewilligen werden, dürfte eine Staatspleite damit zunächst abgewendet werden. Dies dürfte den Risikoappetit steigen lassen und damit auch den Rohstoffpreisen Auftrieb geben. Allerdings könnte auch mit diesem Schritt nur Zeit gewonnen worden sein, da im April in Griechenland neu gewählt wird. Die Gegner des Sparprogramms haben derzeit klar die Oberhand, so dass eine Fortsetzung der Sparpolitik im Falle eines Regierungswechsels fraglich erscheint. Die Schuldenthematik dürfte die Märkte daher noch lange in Atem halten.


Energie

Der Ölpreis wurde zuletzt in erster Linie durch Finanzmarktfaktoren wie einem schwächeren US-Dollar und steigenden Aktienmärkten getrieben. Hinzu kommen die anhaltenden Sorgen vor Angebotsausfällen im Zuge der Iran-Krise, welche zusätzlich unterstützend auf die Preise wirken. Fundamental betrachtet besteht am Ölmarkt keine Angebotsknappheit, welche den Preisanstieg auf aktuell 118 USD je Barrel bei Brent erklären kann. Dies hat am Freitag die Internationale Energieagentur bestätigt, welche ihre Nachfrageprognose zum sechsten Mal in Folge gesenkt hat und für dieses Jahr nur noch einen Anstieg der weltweiten Ölnachfrage um 800 Tsd. Barrel pro Tag erwartet.

Die OPEC produziert der IEA zufolge derzeit ca. 1 Mio. Barrel pro Tag mehr als benötigt. Ohne die o.g. Faktoren würde der Ölpreis deutlich niedriger notieren. Ein wichtiger preisunterstüzender Faktor waren zuletzt auch die spekulativen Finanzanleger. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 7. Februar marginal ausgeweitet, was mit einem weitgehend stabilen WTI-Ölpreis in der entsprechenden Berichtswoche korrespondiert. Die entsprechenden Daten für Brent werden von der ICE heute Mittag veröffentlicht. Angesichts des Preisanstiegs um mehr als fünf US-Dollar dürften die Netto-Long-Positionen weiter gestiegen sein. Diese befanden sich Ende Januar nur knapp unter dem Hoch seit Beginn der Aufzeichnungen im Juni letzten Jahres.


Edelmetalle

Aufgrund der weiterhin bestehenden hohen Korrelation von Gold zu Rohstoffen und Aktien bewegt sich das gelbe Edelmetall nach wie vor im Einklang mit den riskanten Anlage-Klassen. Dies war sowohl am Freitag - als Gold bis auf fast 1.700 USD je Feinunze fiel - als auch heute Morgen zu beobachten, als es an den Märkten zu einer Erholungsbewegung kam. Unterstützt wird der Preis aktuell auch von den spekulativen Finanzanlegern, die ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 7. Februar um 8% auf ein 5-Monatshoch von 155,6 Tsd. Kontrakten ausgeweitet haben. Damit hat sich wieder ein gewisses Korrekturpotenzial aufgebaut, sollte sich der Optimismus der Finanzanleger eintrüben. Auch im Falle von Silber zeigen sich die Finanzinvestoren zuletzt wieder merklich optimistischer. Mit 23 Tsd. Kontrakten befinden sich die Netto-Long-Positionen hier ebenfalls auf einem 5-Monatshoch.


Industriemetalle

Die Metallpreise können sich zum Wochenauftakt von ihren Verlusten von Ende der letzten Handelswoche klar erholen. Das griechische Parlament hat in der vergangenen Nacht dem neuen Sparprogramm zugestimmt. Die Risikoaversion der Marktteilnehmer ist daraufhin zurückgegangen. Ebenfalls unterstützend wirken Aussagen des chinesischen Premierministers Wen Jiabao, der von der Nachrichtenagentur Xinhua dahingehend zitiert wird, dass China vorbeugende Maßnahmen ergreifen und die Wirtschaft "fine-tunen" soll. Dies könnte auf eine quantitative Lockerung der Geldpolitik hindeuten. Dem entgegen steht allerdings die hohe Inflation, die ein unbegrenztes Gelddrucken verhindern sollte.

Wie die am Freitagabend nach Handelsschluss von der CFTC veröffentlichte Statistik zur Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger zeigte, wurden die Netto-Long-Positionen im Falle von Kupfer in der Woche zum 7. Februar deutlich um 60% auf 12,3 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Anfang August. Die Stimmung der Marktteilnehmer hat sich innerhalb weniger Wochen gedreht, denn noch zum Jahreswechsel übertrafen die Wetten auf fallende Preise die auf steigende. D.h. aber auch, dass ein Teil des in den letzten Wochen zu beobachtenden Preisanstiegs von Kupfer auf ebendiese Spekulanten zurückzuführen ist und mittlerweile Anzeichen einer Übertreibung erkennbar sind.

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Agrarrohstoffe

Die Aussicht auf rekordhohe weltweite Weizenlagerbestände hatte die Notierungen Ende der vergangenen Woche um 5% einbrechen lassen. Der Weizenpreis kann sich am Morgen leicht von dieser Talfahrt erholen. In der Ukraine wird wohl knapp die Hälfte der Wintergetreidefläche mit Sommergetreide bestellt werden müssen, was die Weizenernte gegenüber dem Vorjahr erheblich sinken lassen dürfte. Dies half den Preisen ebenso wie die Meldung, dass der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten über das Wochenende US-Weizen den Vorzug vor anderen Anbietern gab. Die spekulativen Finanzanleger setzen unterdessen weiter auf fallende Weizenpreise. Laut CFTC wurden die Netto-Short-Positionen in der Woche zum 7. Februar geringfügig auf knapp 31 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.

Die weitgehend auf Argentinien und Brasilien zurückgehende Reduzierung der erwarteten Weltproduktion an Sojabohnen in 2011/12 um 5,5 Mio. Tonnen hält die Preise in Chicago auf dem höchsten Niveau seit Herbst 2011. Das vom USDA für die Saison 2011/12 erwartete weltweite Angebotsdefizit beläuft sich inzwischen auf 6,6 Mio. Tonnen. Die Rücknahme der erwarteten chinesischen Sojabohnenimporte um 1 Mio. Tonnen auf 55,5 Mio. Tonnen fiel angesichts dessen kaum ins Gewicht. Auch die spekulativen Finanzanleger rechnen wieder verstärkt mit weiteren Preisanstiegen bei Sojabohnen. In der Woche zum 7. Februar bauten sie ihre Netto-Long-Positionen laut CFTC um gut 19 Tsd. Kontrakte auf 54,2 Tsd. Kontrakte aus.




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