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Griechenland weiter im Fokus!

16.02.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.35 Uhr) bei 1.3645, nachdem im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3648 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 89.80 In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.50 während EUR-CHF bei 1.4665 oszilliert.

Die EU-Finanzminister haben den Druck auf Griechenland weiter erhöht. Am 16. März muß die griechische Regierung berichten, wie weit die Umsetzung der ehrgeizigen Sparpläne gelungen ist. Sofern das Ziel, die Neuverschuldung gegenüber dem Vorjahr um 4% zu senken, in Gefahr ist, würde sich die griechische Regierung verpflichten, weitere Konsolidierungsmaßnahmen zu ergreifen.

EU-Wirtschaftskommissar Rehn als auch die EZB und die Bundesregierung haben ohnehin weitere Sparanstrengungen über das bereits gegebene Maß eingefordert.

Die EU signalisiert Unnachgiebigkeit gegenüber Griechenland, das mit kreativer Buchführung unter Hilfestellung von US-Investmentbanken zu lange ein Leben auf Kosten der Gemeinschaft geführt hat.

Das Defizitthema wird in der Eurozone umfänglich adressiert. Portugal und Spanien geloben markante Besserung und setzen jetzt Programme zur Defizitreduktion auf. Irland hat schon nachhaltig und beeindruckend mit Lohnkürzungen um 20% im öffentlichen Sektor geliefert. Die EU/Eurozone zeigt an diesem kritischen Punkt Handlungsfähigkeit und gewinnt damit Zukunftsfähigkeit.

Genau hier liegt der qualitative Unterschied zu den USD, wo es ein lockeres "Weiter so!" in der Defizitpolitik in der Größenordnung von mehr als 10% des US-BIP gibt.

Es ist vor diesem Hintergrund der unterschiedlichen Behandlung des Defizitproblems in der Eurozone und den USA absolut erstaunlich, daß unsere allzu wachen Kollegen aus New York und London, die letztes Jahr noch Rußland und Österreich "anschossen", aber aus guten Gründen scheiterten, nun nur Griechenland und über den "New Misery Index" von Moody’s auch Spanien in den Fokus rücken. Spanien, das eine Staatsverschuldung von nur 51,3% ausweist (USA dieses Jahr auf dem Wege zu 94% des BIP).

Diese Asymmetrie der Wahrnehmung mit den bereits gezeitigten Folgen am Devisenmarkt als auch bei den Credit Default Swaps lediglich als Laune am Finanzmarkt zu begreifen, griffe zu kurz.

In einer Phase, in der die Hegemonialstellungen der USA und des USD zunehmend in Frage gestellt werden, drängt sich ein politischer Hintergrund auf, von den eigenen nicht adressierten markanten Problemen sowohl in Großbritannien (Defizit 2009 13% des BIP) als auch den USA (Defizit 2009 12% des BIP) abzulenken, um damit potentiell einhergehenden Einflußverlust zu vermeiden.

Hinsichtlich des fehlenden sachlichen Unterbaus der aktuellen spekulativen Welle, die mittlerweile zur größten EUR-USD Shortposition in der Historie geführt hat, ist eine Fortsetzung der USDStärke in nachhaltiger Manier nur schwer vorstellbar.

Juncker warnte die Finanzmärkte darüber hinaus, daß sie sich irren würden, Griechenland in Stücke reißen zu können oder gegen die Eurozone zu spekulieren. Für den Notfall halten die Euroländer Instrumente der Unterstützung vor. Von Seiten Londons mund New Yorks wird immer wieder eingefordert, daß derartige Instrumente klar zu definieren seien, um vom Markt akzeptiert zu werden. Hinsichtlich des Bias, der von London und New York ausgeht, ist diesem Ansinnen zu widersprechen. Die Unkalkulierbarkeit, die man sich in der Eurozone bezüglich der Instrumente vorhält, ist unter diesem Umständen die smarteste Vorgehensweise, den gegebenen Attacken entgegen zu wirken.

Heute steht zunächst der deutsche ZEW-Index per Februar auf der Agenda. Der Sentimentindex soll von 47,2 auf 42, 0 Punkte sinken. Im Hinblick auf die Stimmungslage der befragten Finanzmarktteilnehmer, die getragen ist von der Verunsicherung über den in Davos thematisierten "Dip" der Weltkonjunktur und der Defizitdebatte in der Eurozone, ist ein derartiger Rückgang durchaus realistisch. Wir verweisen auf unseren letzten Treasury Aktuell mit den Einlassungen zum Investitionsgüterzyklus, der deutlich macht, daß in der "Dip"-Erwartung des "Mainstream" wesentliche Aspekte aus dem Konjunkturzyklus vernachlässigt werden.

Grundsätzlich bleibt bezüglich des nachfolgenden Charts zu sagen, daß auch das voraussichtlich niedrigere Niveau bei 42 Punkten nicht als kritisch eingewertet werden kann.

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Aus den USA folgt der NY-Fed Manufacturing Index per Februar. Marktbeobachter erwarten einen leichten Anstieg von zuvor 15,92 auf 17,0 Zähler.

Dieser Index schwankte zwischen Oktober und Januar in einer Bandbreite zwischen 4,5 und 33,4 Punkten. Hohe Volatilität zeichnet diesen Index aus.

Fakt ist, daß die Teile der US-Wirtschaft, die am globalen Konjunkturzug hängen, deutliche Erholungstendenzen aufweisen. Dieser Umstand belegt übrigens auch, daß die USA nicht mehr die Konjunkturlokomotive sind.

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Für die TIC-Kapitalzuflüsse per Dezember gibt es keine Konsensusprognose. Unsere kritische Haltung zu der Aussagekraft hinsichtlich fehlender zeitlicher Nähe und hoher Revisionsanfälligkeit als auch der Tatsache, daß hier nur eine Teilmenge der Zuflüsse/Abflüsse thematisiert wird, setzen wir als bekannt voraus.

Der "NAHB-Housing Market Index" per Februar ist ungleich bedeutender. Hier erwarten Analysten einen insignifikanten Anstieg von 15 auf 16 Punkte. Die neutrale Zone liegt bei 50 Punkten. Der beigefügte Chart belegt, daß diese Krise nicht abgeschlossen ist. Bestenfalls ist eine Stabilisierung des Status Quo der Krise zu manifestieren.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstands bei 1.3700 - 30 dreht den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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