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Optimismus trotz Hängepartie um Griechenland

15.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Trotz des abgesagten Treffens der Finanzminister der Eurozone und der damit verbundenen Unsicherheit über die Auszahlung der dringend notwendigen Finanzhilfen für Griechenland können die Ölpreise am Morgen leicht zulegen. Der Brentölpreis handelt mit 118 USD je Barrel weiter nahe eines 6-Monatshochs. Der WTI-Preis steigt auf über 101 USD je Barrel. Der jüngste Preisanstieg ist nur schwer zu rechtfertigen und dürfte daher auf dünnem Eis stehen.

Die gestern nach Handelsschluss veröffentlichten US-Lagerdaten des American Petroleum Institute zeigten in der vergangenen Woche einen Lageraufbau bei Rohöl um 2,9 Mio. Barrel. Die Rohölbestände in Cushing stiegen ebenfalls um 1,9 Mio. Barrel. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag. Erwartet wird ein Anstieg der Rohölvorräte um 1,5 Mio. Barrel. Das wäre der vierte Anstieg in Folge. Sollten die Lagerbestände in Cushing ebenfalls stark ansteigen, könnte dies zu einer erneuten Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI beitragen.

Die Benzinnachfrage in den USA ist weiterhin sehr schwach. Diese lag laut Mastercard in der vergangenen Woche auf dem niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Juli 2004. Unterstützend wirken zwar weiterhin die Angebotsrisiken. So hat der Sudan weitere 2,4 Mio. Barrel Öl aus dem Südsudan entwendet. Seit Dezember beläuft sich die Menge auf mehr als 6 Mio. Barrel. Der neuerliche "Diebstahl" könnte den Streit zwischen den beiden Nachbarn weiter verschärfen. Südsudan hat aus Protest die Ölproduktion von 350 Tsd. Barrel pro Tag heruntergefahren. Angesichts eines Überangebotes auf dem globalen Ölmarkt von ca. 1 Mio. Barrel pro Tag sollte dies aber kompensiert werden können.


Edelmetalle

Wie in den letzten Tagen gemeldet wurde, haben mindestens fünf große Hedge-Fonds im vierten Quartal 2011 ihre Anteile des weltweit größten Gold-ETFs, SPDR Gold Trust, deutlich reduziert bzw. in einem Fall sogar komplett verkauft. Dies kann teilweise den starken Preisrückgang von Gold im vierten Quartal erklären, der insbesondere im November und Dezember zu beobachten war. Allerdings wurden die Verkäufe der Hedge-Fonds durch Käufe von anderen Finanzinvestoren aufgefangen, so dass der SPDR Gold Trust in den letzten drei Monaten 2011 unter dem Strich Zuflüsse von 22,6 Tonnen verzeichnete.

Hedge-Fonds haben oftmals nur einen sehr kurzen Anlagehorizont und können je nach Größe mit ihren Transaktionen marktbewegend sein. Allerdings sind die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger seit Anfang Januar um 50% gestiegen, was auf ein erneutes Interesse der Hedge-Fonds schließen lässt. Wir gehen davon aus, dass Gold gegen Ende des Jahres wieder bis in die Nähe des im September verzeichneten Rekordhochs steigen kann. Insbesondere aufgrund der weiterhin hohen Unsicherheit und dem Sicherheitsbedürfnis der Marktteilnehmer sollte das gelbe Edelmetall gut unterstützt sein.


Industriemetalle

Mangels fundamentalspezifischer Daten und Nachrichten werden die Metallpreise aktuell durch übergeordnete Faktoren getrieben. Zu nennen sind hier vor allem die Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich in den Aktienmärkten widerspiegelt, der US-Dollar und politische Handlungen/Aussagen. Dass sich das Bild derzeit schnell ändern kann, zeigen der gestrige Tag und heutige Morgen: Gestern noch hatte die Risikoaversion die Oberhand und die Metallpreise gaben teilweise deutlich nach - u.a. weil das für heute Abend geplante Treffen der Euroraum-Finanzminister abgesagt wurde und dadurch erneut Sorgen über einen bevorstehenden Zahlungsausfall Griechenlands aufkamen.

Heute Morgen macht sich allerdings bereits wieder positive Stimmung breit. Diese wird durch Aussagen des chinesischen Premierministers Wen Jiabao und des Zentralbankgouverneurs Zhou Xiaochun geschürt, wonach China weitere Investitionen in den EFSF in Aussicht gestellt hat. Die positive Marktreaktion auf diese Äußerungen halten wir allerdings für etwas übertrieben und gehen davon aus, dass die Metallpreise zumindest einen Teil ihrer Gewinne im Laufe des Tages wieder abgeben werden. Generell erscheint der Anstieg der Metallpreise seit Jahresbeginn überzogen - nahezu alle Metalle verzeichneten bislang zweistellige Zuwächse - und eine Korrektur würde uns nicht überraschen. Vor allem der fast 30%-ige Preisanstieg von Zinn ist fundamental nicht nachvollziehbar.


Agrarrohstoffe

Die jüngsten USDA-Projektionen für 2012-21 unterstellen bei Baumwolle für 2012/13 einen deutlichen Rückgang der Anbaufläche um 17% auf nur noch 12 Mio. Morgen. Da die abgeerntete Fläche das Vorjahresniveau halten und die Erträge sich erholen sollen, kann es nach USDA-Einschätzung dennoch zu einem Anstieg der US-Produktion um 3,8% kommen. Der US-Baumwollrat hatte zuvor anhand einer Umfrage unter US-Farmern lediglich einen Rückgang der Anbaufläche von 7,5% gegenüber 2011 auf 13,6 Mio. Morgen prognostiziert.

Bei Sojabohnen erwartet das USDA für 2012/13 eine Flächeneinschränkung um lediglich 1,3% auf 74 Mio. Morgen. Die durch die lange Dürre verringerten Ernten in Südamerika dürften zu einer verstärkten Nachfrage nach US-Sojabohnen führen und die US-Exporte möglicherweise über das vom USDA erwartete Niveau hinaus steigen lassen. Auch der auf Ölsaaten spezialisierte Analysedienst Oil World hat seine Prognose für die diesjährige Sojabohnenernte in Südamerika um 4,2% auf 122,8 Mio. Tonnen reduziert. Daher wird am Markt bereits diskutiert, ob es tatsächlich in 2012/13 zu dem in den Projektionen vorgesehenen leichten Anstieg des Lager-Verbrauchs-Verhältnisses in den USA kommen kann. Ende März veröffentlicht das USDA auf Umfragen unter Farmern beruhende Schätzungen zu den Anbauflächen.

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