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Iran dementiert Berichte über Öllieferstopp in die EU

16.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern kurzzeitig auf ein 6-Monatshoch von 120 USD je Barrel gestiegen. Auslöser waren iranische Medienberichte, wonach der Iran einen sofortigen Stopp für Öllieferungen in sechs Länder der EU verhängt hat. Darunter sollen auch die größeren Abnehmer Italien, Spanien und Griechenland sein. Diese Berichte wurden wenig später durch das iranische Ölministerium dementiert, dürften aber Teil des verbalen Säbelrasselns sein, mit denen der Iran schon seit einiger Zeit auf den zunehmenden Druck und die Sanktionen des Westens reagiert.

Angesichts der Abhängigkeit des Iran von den Öleinnahmen und jüngsten Berichten über Zahlungsschwierigkeiten ist ein sofortiger Lieferstopp nicht sonderlich glaubwürdig. Die sechs betroffenen Länder kauften im November nach Angaben der Internationalen Energieagentur täglich knapp 650 Tsd. Barrel iranisches Rohöl. Durch einen Lieferstopp würden dem Iran bei derzeitigen Preisen somit tägliche Öleinnahmen von ca. 70 Mio. US-Dollar verloren gehen, sollten keine anderen Käufer gefunden werden. Dies dürfte angesichts des wachsenden Drucks der USA auf potenzielle Abnehmer schwierig werden.

Bislang haben von den wichtigen Abnehmern nur Indien und die Türkei verlauten lassen, unveränderte Mengen aus dem Iran beziehen zu wollen. Für die meisten der betroffenen EU-Länder wäre es vermutlich einfacher, alternative Anbieter zu finden. Libyen kehrt nach Ende des Bürgerkrieges wesentlich schneller an den Markt zurück und hat im Februar bereits 85% des ursprünglichen Produktionsniveaus erreicht. Vor dem Bürgerkrieg führte die EU mehr als doppelt so viel Öl aus Libyen ein als aus dem Iran.


Edelmetalle

Der World Gold Council (WGC) hat heute Morgen seine neueste Statistik zu den Nachfragetrends am globalen Goldmarkt für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2011 veröffentlicht. Demnach ist die Goldnachfrage im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 0,4% auf 4.067 Tonnen gestiegen. Treiber hierfür war die Investmentnachfrage, die, getrieben durch ETF- und Münzkäufe, um 4,7% auf einen Rekordwert von 1.641 Tonnen zulegte. Dagegen fiel die Schmucknachfrage mit 1.963 Tonnen gegenüber Vorjahr 3% niedriger aus, was auf den starken Preisanstieg von Gold bis zum Ende des dritten Quartals zurückzuführen ist.

Der "offizielle Sektor", bestehend aus den Zentralbanken und dem IWF, hat netto knapp 440 Tonnen Gold gekauft und damit soviel wie seit 1964 nicht mehr. Dabei haben sich insbesondere Zentralbanken aus Schwellenländern hervorgetan, die ihre Währungsreserven diversifiziert haben. Der WGC schätzt, dass die Zentralbanken im laufenden Jahr in etwa dieselbe Menge Gold kaufen werden, womit sie Angebot entziehen und Preistreiber bleiben dürften.

Insgesamt geht der WGC von einer anhaltend hohen Goldnachfrage aus, die von andauernden Krisen, der quantitativen Lockerung der Geldpolitik und von einer generellen Abwertung der Weltleitwährungen getrieben wird. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass China im vierten Quartal 2011 Indien als weltweit größten Gold¬konsumenten überholt hat und diese Position auch im Gesamtjahr 2012 beibehalten soll.


Industriemetalle

Belastet durch eine gestiegene Risikoaversion und einen festen US-Dollar stehen die Metallpreise heute Morgen deutlich unter Druck. Mit Ausnahme von Zinn markieren alle anderen Metalle den niedrigsten Stand seit ungefähr vier Wochen. Makro-Faktoren überlagern weiterhin klar Mikro-Daten. Die Betreiber der weltweit größten Kupfermine, Escondida in Chile, mussten gestern einen regelrechten Einbruch der Produktion vermelden: Diese sank im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 24,6% auf 819,3 Tsd. Tonnen, den niedrigsten Wert seit neun Jahren. Der Rückgang war zum einen niedrigeren Metallgehalten in den Erzen geschuldet, zum anderen wirkten sich Streiks und ungünstige Wetterbedingungen negativ aus.

Den niedrigeren Metallgehalten versuchen die Minenbetreiber mit einem milliardenschweren Investitionsprogramm entgegenzuwirken, wodurch zugleich die Produktion bis Mitte 2015 auf 1,3 Mio. Tonnen pro Jahr ausgeweitet werden soll. Trotz dieses Produktionseinbruchs wies der globale Kupfermarkt gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) im letzten Jahr einen Angebotsüberschuss von 69,6 Tsd. Tonnen auf. Dies widerspricht Aussagen der International Copper Study Group, die für 2011 von einem Angebotsdefizit von rund 200 Tsd. Tonnen ausgeht. Die Daten von WBMS haben sich allerdings in den letzten Monaten als revisionsanfällig erwiesen.


Agrarrohstoffe

Der Kakaopreis in New York ist gestern um mehr als 5% auf 2.410 USD je Tonne gestiegen. Seit Wochenbeginn konnte der Preis somit bereits um 12% zulegen. Auslöser für den Preisanstieg sind Befürchtungen einer schwächeren Zwischenernte in Westafrika, was kurzfristig orientierte Marktteilnehmer dazu veranlasst haben dürfte, Leerverkaufs-Positionen zu schließen. Die spekulativen Netto-Short-Positionen hatten sich Anfang Februar auf 9 Tsd. Kontrakte mehr als verdoppelt, als der Preis bis auf 2.150 USD je Tonne gefallen war.

Rein fundamental lässt sich der Preisanstieg nicht erklären. Nach einem Rekordüberschuss von 341 Tsd. Tonnen im vergangenen Erntejahr befinden sich die weltweiten Lagerbestände auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren, so dass selbst ein geringes Angebotsdefizit im laufenden Erntejahr keine Knappheit befürchten lassen würde. Die Internationale Kakaoorganisation wird Ende des Monats eine erste offizielle Prognose dazu abgeben.

Dagegen ist der Preis für Kaffee Arabica gestern erstmals seit 14½ Monaten unter die Marke von 2 USD je Pfund gefallen. Seit Monatsbeginn beläuft sich der Preisrückgang auf 8%. Hier kommt offensichtlich die Erwartung einer guten Ernte in Brasilien zum Tragen, welche im April beginnt und zu einem Hochertragsjahr im zweijährigen Erntezyklus zu zählen ist. Angesichts des derzeit knappen Angebots nach der enttäuschenden Ernte in Kolumbien erachten wir den Preisrückgang als überzogen und rechnen mit einer baldigen Preiserholung.

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