Brentölpreis steigt auf 8-Monatshoch
17.02.2012 | Eugen Weinberg
Energie
Ein steigender Risikoappetit aufgrund von Hoffnungen auf Finanzhilfen für Griechenland und die Irankrise haben den Brentölpreis auf ein 8-Monatshoch von mehr als 120 USD je Barrel steigen lassen. Zwar hat der Iran Meldungen über einen unmittelbaren Lieferstopp in die EU dementiert. Dennoch scheinen sich die Abnehmer in Europa bereits auf diesen Fall vorzubereiten. Industriekreisen zufolge haben die großen europäischen Ölfirmen ihre Ölimporte aus dem Iran im März um mehr als 300 Tsd. Barrel pro Tag reduziert. Dies führt zu einer zusätzlichen Nachfrage nach alternativen Ölsorten und lässt damit die Preise steigen.
Dafür scheinen China und der Iran ihren Streit um Zahlungsmodalitäten für Öllieferungen im Jahr 2012 beigelegt zu haben, welcher zu einer deutlichen Reduktion der chinesischen Ölimporte seit Jahresbeginn geführt hatte. China könnte daher demnächst wieder mehr Öl aus dem Iran importieren, was die Angebotsseite entlasten würde. Von einer tatsächlichen Angebotsknappheit am Ölmarkt kann ohnehin keine Rede sein.
Die OPEC-Lieferungen steigen laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements in den vier Wochen zum 3. März sogar um 170 Tsd. auf 23,38 Mio. Barrel pro Tag, was vor allem auf das steigende Angebot aus Libyen zurückgeführt wird. Solange die Sorgen vor Angebotsausfällen schwerer wiegen und der Optimismus an den Finanzmärkten anhält, dürfte der Ölpreis wahrscheinlich weiter steigen, zumal mit dem Bruch von 120 USD auch kurzfristig orientierte Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen dürften.
Edelmetalle
Gold verhält sich weiterhin mehr wie ein risikobehaftetes Investment als wie ein sicherer Hafen. Während das gelbe Edelmetall gestern im Einklang vor allem mit den Industriemetallen zeitweise bis auf 1.705 USD je Feinunze nachgab, kommt es heute Morgen gemeinsam mit den zyklischen Rohstoffen zu einer Erholung. Dabei hatte der US-Dollar, der nach anfänglicher Aufwertung im Laufe des Nachmittags wieder nachgab, großen Einfluss. Gold dürfte auch weiter stark im Spannungsfeld der Makro-Faktoren stehen. Das atypische Verhaltensmuster von Gold dürfte dabei kurzfristig wahrscheinlich Bestand haben.
Der seit mehr als drei Wochen andauernde Streik in der weltweit größten Platinmine, Rustenburg in Südafrika, zeigt Wirkung: Aussagen des Minenbetreibers Impala Platinum zufolge kam es bislang durch den Streik zu Produktionsausfällen von 60 Tsd. Unzen. Das Unternehmen hat die Regierung und die Polizei um Hilfe erbeten, um die aufgebrachte Situation unter Kontrolle zu bringen. Da Impala Platinum den Streik für rechtswidrig hält, hat das Unternehmen Anfang Februar mehr als 17.000 Arbeiter entlassen.
Die Produktion könnte laut Unternehmensangaben für bis zu sechs Wochen stark eingeschränkt bleiben. Die Rustenburg-Mine steht mit einer geplanten diesjährigen Produktion von rund 920 Tsd. Tonnen für 14% der gesamten weltweiten Platinproduktion. Sollte es zu keiner schnellen Einigung kommen, dürfte dies den Platinpreis klar unterstützen.
Industriemetalle
Das vom World Bureau of Metal Statistics (WBMS) gemeldete Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt von 10,9 Tsd. Tonnen für das Gesamtjahr 2011 dürfte bereits in diesem Jahr Geschichte sein. Gestern bestätigten die Betreiber des Großprojekts "Ambatovy" in Madagaskar den Zeitplan zur Inbetriebnahme der neuen Nickelmine. Diese soll im März den Betrieb aufnehmen und bis Ende des Jahres 70% der Produktionskapazitäten erreichen. Die volle Produktion von 60 Tsd. Tonnen p.a. soll 2013 erzielt werden. Da neben diesem Projekt noch weitere in Betrieb genommen wurden bzw. werden (z.B. "Onca Puma", "Barro Alto", "Raventhorpe"), erwartet das Reserach-Institut Brook Hunt für dieses Jahr eine Ausweitung der weltweiten Minenproduktion von 11%. Nächstes Jahr soll diese um weitere gut 9% steigen.
Dies übertrifft deutlich das erwartete Nachfragewachstum, so dass sich laut Brook Hunt 2012 und 2013 Angebotsüberschüsse von 38 Tsd. und 82 Tsd. Tonnen aufbauen werden. Die International Nickel Study Group (INSG) zeigt sich noch etwas pessimistischer und erwartet bereits für das laufende Jahr einen Überschuss von rund 70 Tsd. Tonnen. Dieser könnte allerdings etwas geringer ausfallen, sollte es bei der Inbetriebnahme der Projekte zu Problemen kommen, wie schon in der Vergangenheit mehrfach zu beobachten war. Dennoch sollte die starke Ausweitung des Angebots einem deutlichen Preisanstieg von Nickel entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Die Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten gibt auch den Preisen für Getreide und Ölsaaten Auftrieb. Auch die gestern vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten wöchentlichen US-Exportzahlen geben Rückenwind. Die US-Maisexporte stiegen demnach in der vergangenen Woche auf 1,067 Mio. Tonnen. Sie lagen damit 21% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen und erreichten das höchste Niveau seit knapp vier Monaten. Offensichtlich haben viele Maisimporteure das niedrigere Preisniveau zu verstärkten Maiskäufen genutzt, allem voran Mexiko und Ägypten. China trat in der vergangenen Woche nicht als Käufer auf.
Bei Weizen und Sojabohnen waren die Käufer dagegen deutlich zurückhaltender. Die US-Weizenexporte lagen in der vergangenen Woche 31% und die US-Sojabohnenexporte 26% unter dem 4-Wochendurchschnitt.
Die Preise für Weizen und Sojabohnen wurden dennoch durch Mais mit nach oben gezogen. Die Sojabohnenpreise notieren mit knapp 12,7 USD je Scheffel auf einem 4-Monatshoch. Sie profitieren zusätzlich von Meldungen aus Argentinien, dem drittgrößten Sojabohnenexporteur weltweit. Das argentinische Landwirtschaftsministerium erwartet in diesem Jahr eine Sojabohnenernte von lediglich 43,5 bis 45 Mio. Tonnen und ist damit deutlich pessimistischer als das US-Landwirtschaftsministerium. Dieses hat seine Schätzung für die Sojabohnenernte in Argentinien vorige Woche "nur" auf 48 Mio. Tonnen nach unten revidiert.
Ein steigender Risikoappetit aufgrund von Hoffnungen auf Finanzhilfen für Griechenland und die Irankrise haben den Brentölpreis auf ein 8-Monatshoch von mehr als 120 USD je Barrel steigen lassen. Zwar hat der Iran Meldungen über einen unmittelbaren Lieferstopp in die EU dementiert. Dennoch scheinen sich die Abnehmer in Europa bereits auf diesen Fall vorzubereiten. Industriekreisen zufolge haben die großen europäischen Ölfirmen ihre Ölimporte aus dem Iran im März um mehr als 300 Tsd. Barrel pro Tag reduziert. Dies führt zu einer zusätzlichen Nachfrage nach alternativen Ölsorten und lässt damit die Preise steigen.
Dafür scheinen China und der Iran ihren Streit um Zahlungsmodalitäten für Öllieferungen im Jahr 2012 beigelegt zu haben, welcher zu einer deutlichen Reduktion der chinesischen Ölimporte seit Jahresbeginn geführt hatte. China könnte daher demnächst wieder mehr Öl aus dem Iran importieren, was die Angebotsseite entlasten würde. Von einer tatsächlichen Angebotsknappheit am Ölmarkt kann ohnehin keine Rede sein.
Die OPEC-Lieferungen steigen laut dem Beratungsunternehmen Oil Movements in den vier Wochen zum 3. März sogar um 170 Tsd. auf 23,38 Mio. Barrel pro Tag, was vor allem auf das steigende Angebot aus Libyen zurückgeführt wird. Solange die Sorgen vor Angebotsausfällen schwerer wiegen und der Optimismus an den Finanzmärkten anhält, dürfte der Ölpreis wahrscheinlich weiter steigen, zumal mit dem Bruch von 120 USD auch kurzfristig orientierte Anleger auf den fahrenden Zug aufspringen dürften.
Edelmetalle
Gold verhält sich weiterhin mehr wie ein risikobehaftetes Investment als wie ein sicherer Hafen. Während das gelbe Edelmetall gestern im Einklang vor allem mit den Industriemetallen zeitweise bis auf 1.705 USD je Feinunze nachgab, kommt es heute Morgen gemeinsam mit den zyklischen Rohstoffen zu einer Erholung. Dabei hatte der US-Dollar, der nach anfänglicher Aufwertung im Laufe des Nachmittags wieder nachgab, großen Einfluss. Gold dürfte auch weiter stark im Spannungsfeld der Makro-Faktoren stehen. Das atypische Verhaltensmuster von Gold dürfte dabei kurzfristig wahrscheinlich Bestand haben.
Der seit mehr als drei Wochen andauernde Streik in der weltweit größten Platinmine, Rustenburg in Südafrika, zeigt Wirkung: Aussagen des Minenbetreibers Impala Platinum zufolge kam es bislang durch den Streik zu Produktionsausfällen von 60 Tsd. Unzen. Das Unternehmen hat die Regierung und die Polizei um Hilfe erbeten, um die aufgebrachte Situation unter Kontrolle zu bringen. Da Impala Platinum den Streik für rechtswidrig hält, hat das Unternehmen Anfang Februar mehr als 17.000 Arbeiter entlassen.
Die Produktion könnte laut Unternehmensangaben für bis zu sechs Wochen stark eingeschränkt bleiben. Die Rustenburg-Mine steht mit einer geplanten diesjährigen Produktion von rund 920 Tsd. Tonnen für 14% der gesamten weltweiten Platinproduktion. Sollte es zu keiner schnellen Einigung kommen, dürfte dies den Platinpreis klar unterstützen.
Industriemetalle
Das vom World Bureau of Metal Statistics (WBMS) gemeldete Angebotsdefizit am globalen Nickelmarkt von 10,9 Tsd. Tonnen für das Gesamtjahr 2011 dürfte bereits in diesem Jahr Geschichte sein. Gestern bestätigten die Betreiber des Großprojekts "Ambatovy" in Madagaskar den Zeitplan zur Inbetriebnahme der neuen Nickelmine. Diese soll im März den Betrieb aufnehmen und bis Ende des Jahres 70% der Produktionskapazitäten erreichen. Die volle Produktion von 60 Tsd. Tonnen p.a. soll 2013 erzielt werden. Da neben diesem Projekt noch weitere in Betrieb genommen wurden bzw. werden (z.B. "Onca Puma", "Barro Alto", "Raventhorpe"), erwartet das Reserach-Institut Brook Hunt für dieses Jahr eine Ausweitung der weltweiten Minenproduktion von 11%. Nächstes Jahr soll diese um weitere gut 9% steigen.
Dies übertrifft deutlich das erwartete Nachfragewachstum, so dass sich laut Brook Hunt 2012 und 2013 Angebotsüberschüsse von 38 Tsd. und 82 Tsd. Tonnen aufbauen werden. Die International Nickel Study Group (INSG) zeigt sich noch etwas pessimistischer und erwartet bereits für das laufende Jahr einen Überschuss von rund 70 Tsd. Tonnen. Dieser könnte allerdings etwas geringer ausfallen, sollte es bei der Inbetriebnahme der Projekte zu Problemen kommen, wie schon in der Vergangenheit mehrfach zu beobachten war. Dennoch sollte die starke Ausweitung des Angebots einem deutlichen Preisanstieg von Nickel entgegenstehen.
Agrarrohstoffe
Die Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten gibt auch den Preisen für Getreide und Ölsaaten Auftrieb. Auch die gestern vom US-Landwirtschaftsministerium veröffentlichten wöchentlichen US-Exportzahlen geben Rückenwind. Die US-Maisexporte stiegen demnach in der vergangenen Woche auf 1,067 Mio. Tonnen. Sie lagen damit 21% über dem Durchschnitt der vergangenen vier Wochen und erreichten das höchste Niveau seit knapp vier Monaten. Offensichtlich haben viele Maisimporteure das niedrigere Preisniveau zu verstärkten Maiskäufen genutzt, allem voran Mexiko und Ägypten. China trat in der vergangenen Woche nicht als Käufer auf.
Bei Weizen und Sojabohnen waren die Käufer dagegen deutlich zurückhaltender. Die US-Weizenexporte lagen in der vergangenen Woche 31% und die US-Sojabohnenexporte 26% unter dem 4-Wochendurchschnitt.
Die Preise für Weizen und Sojabohnen wurden dennoch durch Mais mit nach oben gezogen. Die Sojabohnenpreise notieren mit knapp 12,7 USD je Scheffel auf einem 4-Monatshoch. Sie profitieren zusätzlich von Meldungen aus Argentinien, dem drittgrößten Sojabohnenexporteur weltweit. Das argentinische Landwirtschaftsministerium erwartet in diesem Jahr eine Sojabohnenernte von lediglich 43,5 bis 45 Mio. Tonnen und ist damit deutlich pessimistischer als das US-Landwirtschaftsministerium. Dieses hat seine Schätzung für die Sojabohnenernte in Argentinien vorige Woche "nur" auf 48 Mio. Tonnen nach unten revidiert.