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Positives "Hintergrundrauschen" stützt Rohstoffpreise

20.02.2012  |  Eugen Weinberg
Die Stimmung an den Märkten hat sich wieder aufgehellt. Die erwartete Einigung der EU-Finanzminister auf weitere Hilfen für Griechenland heute Abend und die Senkung des Mindestreservesatzes für Banken in China sind ein solides "Hintergrundrauschen" für die Finanzmärkte. Diese befinden sich bereits seit geraumer Zeit im "risk-on" Modus und nehmen jeden Grund für höhere Risikobereitschaft gerne an. Wir führen die gegenwärtige Rallye bei Aktien und Rohstoffen jedoch nicht nur auf die besseren Wirtschaftsaussichten, sondern vielmehr auf die immense Liquidität zurück, die auch weiter unterstützend wirkt.


Energie

Sowohl der WTI als auch der Brentölpreis markieren heute Morgen die Höchststände seit Mai 2011. Unterstützt wird dieser Anstieg maßgeblich durch einen hohen Optimismus der Anleger, die per 14. Februar ihre Netto-Long-Positionen bei WTI mit über 202 Tsd. Kontrakten ebenso auf den höchsten Stand seit Mai letztes Jahres ausgeweitet haben. Zwar wird heute häufig die Entscheidung Irans, die Ölexporte nach Frankreich und Großbritannien anzuhalten, als Grund für den Anstieg genannt. Da aber die iranischen Ölexporte in diese beiden Länder kaum nennenswert sind, dürfte die Nachricht lediglich psychologische Wirkung haben und die Unsicherheit am Ölmarkt schüren.

Man sollte sicherlich nicht das ab dem 1. Juli beschlossene Importverbot für iranisches Rohöl nach Europa unterbewerten. Klar ist aber, dass dieses nur dann eine signifikante Auswirkung auf die Weltölpreise haben wird, wenn sich andere Länder dem anschließen und/oder die anderen OPEC-Länder nicht dementsprechend mehr produzieren und die iranischen Lieferungen ersetzen können.


Edelmetalle

Hoffnungen, dass die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen in Brüssel heute ein neues Rettungspaket für Griechenland beschließen, unterstützen auch die Edelmetalle. Die positive Reaktion des Goldpreises auf die besseren Aussichten in der Schuldenkrise ist schon etwas überraschend, war doch Gold in der Vergangenheit eher ein sicherer Hafen und ein Zufluchtsort für risikoaverse Anleger. Offensichtlich bewertet der Markt aktuell die Eurostärke bzw. USD-Schwäche etwas stärker als die geringere Risikoaversion.

Zum anderen war in den letzten Monaten eine höhere Korrelation zwischen Gold und anderen Rohstoffen und Aktienmärkten zu beobachten. Diese führen wir auf die zunehmende Anzahl der Spekulanten am Goldmarkt zurück. Zwar haben die Finanzanleger ihre Netto-Long-Positionen bei Gold an der COMEX letzte Woche etwas reduziert. Diese bleiben jedoch mit knapp 150 Tsd. Kontrakten weiterhin relativ hoch.

Die Ausweitung der Wetten der Anleger auf steigende Preise der "weißen" Edelmetalle Silber, Platin und Palladium im Gleichklang mit den Industriemetallen ist dagegen angesichts der höheren Risikobereitschaft nachvollziehbar. Nicht nur die kurzfristigen Spekulanten, sondern auch eher längerfristig agierende Investoren setzen dabei vermehrt auf steigende Preise. Offensichtlich genährt von den Sorgen um Produktionsausfälle bei Platin wegen der Folgen des Streiks in der größten Platinmine Rustenburg, stieg die Anzahl der ausstehenden Anteile am größten physisch gedeckten Platin-ETF, ETFS Platinum Trust, in nur zwei Monaten um 17% auf einen Rekord von 5050 Stück, was einem Volumen von rund 500 Tsd. Unzen entspricht.


Industriemetalle

Die Metallpreise legen einen sehr freundlichen Start in die neue Handelswoche hin und steigen teilweise um mehr als 2%. China beugt einer möglichen Wirtschaftsabkühlung vor, indem der Satz für Mindestreserven der Banken bei der PBoC um einen halben Prozentpunkt gesenkt wird. Dadurch soll die Kreditvergabe erleichtert werden, was wiederum der Wirtschaft unter die Arme greifen und zu einer höheren Nachfrage nach Metallen führen sollte. Zuletzt blieb die Kreditvergabe in China eher hinter den Erwartungen zurück. Es gab außerdem vermehrt Anzeichen einer Konjunkturverlangsamung. So ist die Anzahl der Autoverkäufe im Januar überraschend eingebrochen und die Immobilienpreise sind in den meisten Großstädten sowohl im Monats- als auch im Jahresvergleich gefallen.

Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Wirtschaft in China in diesem Jahr keine starke Abkühlung erleiden wird, vor allem weil der Staat und die Zentralbank über viel Spielraum für monetäre und fiskalpolitische Maßnahmen verfügen.

Die Finanzanleger sind bei Kupfer allerdings zurzeit etwas zu euphorisch und haben ihre Wetten auf steigende Preise die fünfte Woche in Folge ausgeweitet. Ihre Netto-Long-Positionen stiegen in der Woche zum 14. Februar um 20% auf 14,7 Tsd. Kontrakte bzw. den höchsten Stand seit Anfang August 2011. Damit wird der Kupferpreis anfällig für Korrekturen, sollte die Stimmung an den Finanzmärkten wieder drehen. Die vorübergehende Schließung der Collahuasi-Kupfermine in Chile aufgrund von Schneestürmen dürfte kaum ins Gewicht fallen. Generell betrachtet bleiben die Metallpreise auch mangels fundamentaler Daten weitgehend von Makro-Faktoren getrieben.


Agrarrohstoffe

China hat angesichts der noch immer bedenklichen Lage in Südamerika einen rekordhohen Tagesauftrag zur Lieferung von Sojabohnen an die USA unterzeichnet. Der Vertrag sieht die Lieferung von knapp 3 Mio. Tonnen Sojabohnen vor. Der Großteil der Auslieferungen wird allerdings erst in der kommenden Saison ab September stattfinden. Damit konkretisiert sich die erst Ende der Woche unterschriebene Absichtserklärung zwischen den USA und China über die Lieferung von 13,4 Mio. Tonnen US-Sojabohnen nach China. Dies deuten viele Beobachter als weiterhin kräftige Nachfrage Chinas nach Sojabohnen, die auch in den ersten USDA-Prognosen für 2012/13 Ausdruck finden dürfte.

Händler schätzen den Bedarf Chinas auf bis zu 59 Mio. Tonnen, während das USDA für die laufende Saison 2011/12 Gesamtimporte Chinas an Sojabohnen von 55,6 Mio. Tonnen erwartet. Jedenfalls dürfte China in diesem Jahr deutlich mehr Sojabohnen als 52,3 Mio. Tonnen in der Saison 2010/11 importieren.

Die Weizenpreise zogen am Freitag in einem freundlichen Umfeld um 2,4% in Chicago und gut 2% in Paris an. Hierbei war ein Auftrag zur Lieferung von 120 Tsd. Tonnen Weizen hilfreich, den der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten an die USA vergab. Verstärkend kam hinzu, dass die Ukraine zur Sicherstellung der internen Versorgung die Exporte demnächst beschränken wird.

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