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Euro mit weiter Schwankungsbreite, Datenumfeld durch Wintereinfluß durchwachsen!

24.02.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen bei 1.3545, nachdem gestern im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3497 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 90.20. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122.15, während EUR-CHF bei 1.4645 oszilliert. Bevor wir uns mit Wirtschaftsdaten auseinandersetzen werfen wir noch einmal einen Blick auf Griechenland. Dort steht ein Generalstreik als Reaktion auf das Brüsseler "Spardiktat" auf der Agenda. Flughäfen sind geschlossen, Staatsdiener verweigern sich, Demonstrationen stehen auf der Agenda.

Die Griechen dokumentieren damit, daß sie wie Kinder uneinsichtig sind. Erst Lügen bis sich die "statistischen" Balken biegen und dabei die unverdienten Früchte dieser Politik genießen und dann keine Konsequenzen zu erwarten, ist definitiv nicht Ausdruck eines aufgeklärten Geistes! Es ist Ausdruck einer Erwartungshaltung, daß Dritte für die eigenen Fehler aufkommen sollten. Es ist Ausdruck eines Mangels an Solidarität der Griechen gegenüber dem Club, der ihnen Vorteile in erheblichem Maße lieferte und liefert.

Die griechische Regierung plant im Kampf gegen Steuerhinterziehung und Korruption eine harte Gangart. Das gefällt unseren hellenischen Freunden nicht. Registrierkassen waren bisher verpönt. Rente mit 55 im öffentlichen Dienst und weitere Besitzstände stehen auf der Dispositionsliste der Regierung. Das ist gut so, denn diese Besitzstände passten nicht in die letzten zwei Dekanden des letzten Jahrtausends und noch weniger in die erste Dekade des laufenden Jahrtausends.

Auch Griechenland ist gefordert, sich den Herausforderungen der EU und der Eurozone zu stellen. Verweigerungshaltungen helfen nicht. Die Griechen sind gut beraten, sich bei der Steuerehrlichkeit stärker als bei den Demos zu engagieren. Dann klappt das auch mit dem Budget und noch wichtiger, dann haben ihre Kinden und Enkel auch wieder Perspektive.

Positiv bleibt in dieser Angelegenheit anzumerken, daß es für Griechenland keine Altenative gibt. Die Mechanismen der EU greifen.

Je länger man sich dem Irrglauben hingibt, daß Demos etwas bringen, desto schärfer werden schlußendlich die Sanierungsmaßnahmen in Griechenland ausfallen müssen, da jeder Demotag das Finanzloch der Griechen vertieft.

Diese Erkenntnis scheint in griechsichen Köpfen noch nicht verankert zu sein …

Der deutsche IFO-Index per Februar enttäuschte gestern mit einem Rückgang von zuvor 95,8 auf 95,2 Punkte. Die Prognose war bei 96,1 Zählern angesiedelt. Auf ersten Blick kann man die negative Marktreaktion verstehen. Hier ist aber ein zweiter Blick bitter notwendig, wenn man nicht Opfer der viel zu verbreiteten Oberflächlichkeit werden will.

Der Rückgang wurde ausgelöst durch die Bewertung der aktuellen Lage. Dieser Index sank von zuvor 91,2 auf 89,8 Punkte.

Die Bewertung der zukünftigen Lage verbesserte sich dagegen von 100,6 auf 100,9 Punkte. Hier wurde der höchste Wert seit Juli 2007 markiert. Das war eine Phase der "Goldilocks"-Ökonomie. Warum ist die Bewertung der aktuellen Lage schwächer? Wir sind mit dem schärfsten Winter seit den 70er Jahren konfrontiert. Das hat Folgen. Der Großhandelsindex sank in der Folge von -4,7 auf -7,8 Punkte. Noch einschneidender war der Rückgang im Sektor Einzelhandel von -12,9 auf -22,0 Zähler. Hier wurde der tiefste Wert seit April 2009 markiert.

Sie kennen bereits die Classic-Tankstelle in Worpswede. Als ich heute morgen (06.10 Uhr) tankte, fragte ich den Eigentümer, wie sich der Winter in seinen Absätzen des "Shops" auswirkt. Die Antwort war bezeichnend. Die Umsatztätigkeit hat sich deutlich eingetrübt. Die Kunden gehen ungerne vor die Tür und meiden zusätzliche Wege.

Hier haben wir also die anekdotische Evidenz für diesen starke Eintrübung im Einzelhandel und damit auch implizit im Großhandel. Diese Entwicklung ist jedoch vorübergehender Natur, da sie der Extremwetterlage geschuldet ist.

Meine positive Konjunkturbeurteilung sehe ich durch die gestrigen Daten nicht als gefährdet an. Insbesondere die Erwartungshaltung impliziert eine Fortsetzung der positiven Konjunkturentwicklung.

Das kleine Abwärtshäckchen unten im Chart nehmen wir damit unbesorgt zur Kenntnis.

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Übrigens ist die Extremwetterlage geeignet, die Dikussion der 70er Jahre aufzunehmen, als eine neue Kaltzeit antizipiert wurde…. Sie können doch Spaß verstehen oder?

Der "Richmond Fed Manufacturing Survey" legte per Februar von zuvor -2,0 auf +2,0 Punkte zu. Die Subindices lieferten ein gemischtes Bild. Der Auftragsindex verzeichnete einen Anstieg von 1,0 auf 9,0 Punkte. Dagegen sank der Beschäftigungsindex von -5,0 auf -7,0 Zähler.

Der Index impliziert mit dem aktuellen Niveau leichtes Wachstum in diesem Sektor in der Region Richmond.

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Das Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" brach per Februar massiv von zuvor 56,5 (revidiert von 55,9) auf 46,0 Punkte ein. Die Prognose lag bei 55,0 Zählern. Sowohl die Bewertung der aktuellen Lage (von 25,2 auf 19,4) als auch die Einschätzung der zukünftigen Situation (von 77,3 auf 63,8) trugen zu diesem Einbruch bei.

Wir haben bei dieser Datenreihe immer wieder darauf verwiesen, daß es hier zu hoher Volatilität kommen kann. Um etwas mehr Licht in das Verbrauchervertrauen zu bringen vergleichen wir das Vertrauen nach Lesart des "Conference Board mit dem "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index". Beide Indikatoren liefern gemäß den angeführten Charts keinen Beleg für eine nachhaltige Stimmungsverbesserung.

Dazu passen auch Greenspans letzte Einlassungen. Es war selten der Fall, daß Greenspans Sichtweisen meinen Zuspruch fanden. Hier ist es der Fall. Alan Greenspan bezeichnete die Erholung der US-Wirtschaft als äußerst unausgeglichen. Der Immobilien-, Bau- und Automobilmarkt sei "dead in the water". Vor diesem Hintergrund sei es schwer, von einer starken Erholung in den USA zu reden.

Nun denn, die USA sind nicht mehr die Konjunkturlokomotive, sondern der letzte Waggon des Konjunkturzugs. Der Konjunkturzug trägt übrigens Mandarin-Schriftzeichen …

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns morgen dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3430-1.3450 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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