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EUR-USD zum Wochenausklang stabilisiert - Obama mit kreativen Vorschlägen …

26.02.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute morgen (07.30 Uhr) bei 1.3585, nachdem heute im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3603 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 89.35. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.40, während EUR-CHF bei 1.4640 oszilliert.

Die Obama Administration erwägt ein Verbot von Zwangsvollstreckungen im Wohnimmobiliensektor bis eine Evaluierung im Rahmen des "Home Affordable Modification Program" erfolgt ist, um dem Markt mehr Stabilität zu verleihen. Anders ausgedrückt will der Staat erst prüfen, ob eine exogene individuelle Subventionierung Ziel führend ist.

Dieser ernsthaft diskutierte Vorschlag, der geprägt ist von nachhaltiger Kreativität, stellt ein potentielles weiteres markantes Eingreifen in die nicht mehr allzu freien Märkte in den USA dar.

Diese angedachte Maßnahme verdeutlicht einmal mehr den prekären Zustand dieses Marktsegments und noch mehr die Notwendigkeit, das System der freien Märkte umfänglich zu konterkarieren, um das Tagesgeschäft bestreiten zu können.

Es gibt Momente, da erinnert man sich an die Lehrstunden, die uns unsere Freunde in Washington und London um die Jahrtausendwende bezüglich freier Märkte und Markteffizienz bisweilen in arroganter Manier erteilten und uns als "old Europe" abschätzig klassifizierten.

Wo sind diese Stimmen nur geblieben? Das Feld für kritische Einlassungen in den USA bietet heute weitaus "üppigere Weiden" oder sind diese Lehrmeister von gestern in das Lager der Opportunisten im Rahmen der "Political Correctness" gewechselt, um sich weiter an den Futternäpfen um Washington und um zu gütlich zu tun? Was bedeutet das eigentlich für die Glaubwürdigkeit der USA als Zentrum unseres Finanzsystems?

Wenden wir uns damit den gestrigen Veröffentlichungen zu. Der Datenpotpourri aus der Eurozone lieferte grundsätzlich eine Bestätigung der sich fortsetzenden Erholung.

Der deutsche Arbeitsmarktbericht per Februar überraschte positiv. Die saisonal bereinigte Quote verharrte unverändert bei 8,2%. Marktbeobachter hatten eine Zunahme der Arbeitslosenzahl (saisonal bereinigt) um 29.000 unterstellt. Tatsächlich erhöhte sich die Anzahl nur um 7.000. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von 6.000 auf 5.000 nach unten revidiert. In dem schärfsten Winter seit den 70er Jahren nahm damit in der Zweimonatsperiode Januar/Februar 2010 die saisonal bereinigte Arbeitslosenzahl um 12.000 zu. Das darf als durchaus spektakulär positiv bewertet werden.

An dieser Stelle ist es wichtig, die Folgen der schärfsten Rezession am deutschen Arbeitsmarkt sachlich darzustellen. Der Tiefpunkt bei der Anzahl der Arbeitslosen lag per Oktober 2008 bei 3.174.000. Aktuell stellt sich die Anzahl der Arbeitslosen auf 3.436.000. Mit anderen Worten kam es vom absoluten Tiefpunkt per Oktober (beste Arbeitsmarktsituation seinerzeit seit 16 Jahren!) "nur" zu einer Zunahme um 262.000.

Der beigefügte Chart verdeutlicht die Stabilität am deutschen Arbeitsmarkt, die auch nicht ansatzweise in dieser Form in den Vormonaten von den Experten erwartet wurde.

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Die Geldmenge M-3 legte per Januar im Jahresvergleich um 0,1% zu nach zuvor -0,3% per Dezember. Kredite an den öffentlichen Sektor verzeichneten einen Anstieg um 9,1% nach 11,1%. Dagegen sank das Kreditvolumen des privaten Sektors im Jahresvergleich um -0,6% nach zuvor - 0,1%.

Gerade die Entwicklung im privaten Sektor ist wenig erbaulich. Das Thema Kreditklemme wabert weiter. Offensichtlich ist die Gemeinde der Skeptiker in den Kreditausschüssen der Banken unverändert stark vertreten. Einige erfrischende Lehrstunden über die Erfolgsstory antizyklischen Handelns mögen für diese Klientel durchaus arrondierend hilfreich sein.

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Der "Business and Consumer Survey" der Eurozone lieferte per Februar grundsätzlich eine positive Einschätzung. Der Geschäftsklimaindex verbesserte sich von -1,12 auf -0,98 Punkte. Die Prognose war bei -1,05 Punkten angesiedelt.

Der stärker beachtete "Economic Sentiment Index" aus dieser Umfrage sank auf ersten Blick von 96,0 auf 95,9 Punkte. Der zweite Blick offeriert jedoch die Erkenntnis, daß der Vormonatswert von zuvor 95,7 auf 96,0 Punkte revidiert wurde. Das aktuelle Niveau, ob 95,9 oder 96,0 ist das höchste Niveau seit Mai 2008. Das erfrischt!

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Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe enttäuschten in der Berichtswoche per 20.2. mit einer Zunahme von 474.000 auf 496.000. Analysten hatten einen Rückgang auf 455.000 favorisiert. In den letzten Wochen wurde der Ausblick für den US-Arbeitsmarkt wieder etwas bewölkter. Der beigefügte Chart verdeutlicht diese tendenziell ernüchternde Erkenntnis. Der Unterschied zu der Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt über die letzten Jahre ist übrigens Atem beraubend und fällt massiv zu Gunsten Deutschlands aus.

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Dagegen lieferten die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter per Januar einen handfesten positiven Akzent. Hier kam es zu einem Anstieg im Monatsvergleich um 3,0%.

Hintergrund war eine solide Nachfrage nach Flugzeugen. Ohne den Transportsektor stellte sich ein Rückgang um -0,6% ein. Der Vormonatswert wurde darüber hinaus von +1,0% auf +1,9% revidiert. Auch diese Zahlen untermauern unsere These, daß der Teil der US-Wirtschaft, der am globalen Wachstum hängt derzeit positive Wachstumsbeiträge liefert. Unverändert bleiben die binnenwirtschaftlichen Kräfte in den USA das Sorgenkind.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Wir werden uns am Montag dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3430-1.3450 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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