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Gold und Silber fallen nach Bernanke-Äußerungen deutlich

01.03.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis konnte nach zwei Verlusttagen in Folge auf 123 USD je Barrel steigen. Dass der Ölmarkt derzeit vor allem von Ängsten vor Angebotsausfällen bestimmt wird und nicht von tatsächlichen Knappheiten, machten gleich zwei Datenveröffentlichungen gestern deutlich. So hat die OPEC ihre Ölproduktion einer Reuters-Umfrage zufolge im Februar auf 31,23 Mio. Barrel pro Tag gesteigert, was dem höchsten Niveau seit Oktober 2008 entspricht und deutlich über dem im Dezember vereinbarten Zielwert von 30 Mio. Barrel pro Tag liegt.

Das bereits bestehende Überangebot auf dem globalen Ölmarkt dürfte daher weiter zunehmen, da nicht davon auszugehen ist, dass die Nachfrage im selben Umfang steigt. Insbesondere Libyen, Saudi-Arabien und Angola trugen zur Produktionsausweitung bei. Der Iran hat seine Förderung trotz der Sanktionen noch nicht nennenswert reduzieren müssen. Das Überangebot auf dem US-Ölmarkt lässt die dortigen Lagerbestände weiter steigen.

Das US-Energieministerium vermeldete gestern einen Anstieg der US-Rohöllagerbestände von 4,16 Mio. auf ein 5-Monatshoch von 344,9 Mio. Barrel für die letzte Woche, was weit über den Erwartungen lag. Die Rohöllagerbestände in Cushing erhöhten sich ebenfalls um 1,65 Mio. auf 33,8 Mio. Barrel und liegen damit auf dem höchsten Stand seit August 2011. Von daher ist es nachvollziehbar, dass die EU und die Internationale Energieagentur im Gegensatz zu einigen Stimmen in den USA derzeit keinen Bedarf zur Freigabe der strategischen Ölreserven sehen.


Edelmetalle

Vor allem Gold und Silber standen gestern massiv unter Druck und wurden auf Talfahrt geschickt. In US-Dollar ausgedrückt verlor Gold zeitweise 5,7% bzw. mehr als 100 USD und rutschte kurzzeitig unter die Marke von 1.700 USD je Feinunze. In Euro gerechnet gab das gelbe Edelmetall um 4,7% nach. Noch stärker wurde Silber gestern verkauft: Der Preis fiel in der Spitze um 9% auf 34 USD je Feinunze. In allen Fällen war dies der höchste Tagesverlust seit Ende September.

Auslöser für den Preisrutsch, der durch das Unterschreiten von technischen Marken noch verstärkt wurde, war die halbjährliche Anhörung vom Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke vor dem US-Kongress. Denn Bernanke dämpfte die Erwartungen hinsichtlich einer weiteren Runde quantitativer Lockerung („QE3“) und äußerte sich positiv zum US-Arbeitsmarkt, was den US-Dollar aufwerten ließ. Der im Vorfeld viel diskutierte 3-Jahres-Tender der EZB fand dagegen am Markt nur kurz Beachtung. Die EZB stellte den europäischen Banken gestern nochmals rund 530 Mrd. Euro zur Verfügung. Dieses Volumen entsprach in etwa den Erwartungen. Die Preisentwicklung gestern macht deutlich, dass der Preisanstieg zuvor überwiegend spekulativ getrieben war.

Die eher langfristig orientierten ETF-Investoren haben dagegen die Gunst der Stunde genutzt und kräftig zugekauft: Der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern Zuflüsse von 9 Tonnen. Wir erachten den Preisverfall als nicht nachhaltig und gehen von einer baldigen Wiederaufnahme des Aufwärtstrends auf.


Industriemetalle

Die Industriemetalle ließen sich gestern vom Preisrutsch der Edelmetalle nur bedingt anstecken und konnten sich relativ gut behaupten. Einen deutlicheren Preisrutsch heute Morgen dürfte auch der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in China verhindert haben, der im Februar etwas stärker als erwartet auf 51 stieg und damit im expansiven Bereich verbleibt. Der Index bestätigt zugleich die Erholung der Wirtschaftsaktivitäten nach den Neujahrsfeierlichkeiten im Januar und deutet auf eine höhere Nachfrage nach Metallen hin. Diese macht sich auch mehr und mehr in der LME-Lagerstatistik bemerkbar. Denn die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der LME sind Anfang der Woche zum ersten Mal seit 2½ Jahren wieder unter die Marke von 300 Tsd. Tonnen gefallen.

Seit Jahresbeginn wurden die Bestände mittlerweile um 21% bzw. knapp 79 Tsd. Tonnen reduziert und liegen aktuell sogar 38% unter ihrem Zwischenhoch von Anfang Oktober. Der Lagerabbau dürfte sich auch weiter fortsetzen, da z.B. die Produktionsprobleme in Chile, dem mit Abstand weltweit größten Produzentenland, nicht abreißen. So berichtete das nationale Statistikbüro INE gestern für Januar im Vergleich zum Vorjahr einen abermaligen Rückgang der chilenischen Kupferproduktion um 7,6% auf 396,3 Tsd. Tonnen. Im Vergleich zum Vormonat entspricht dies sogar einem Rückgang von 22%. Niedrige Metallgehalte in den Erzen und technische Schwierigkeiten bei der Extrahierung der Mineralien waren die wesentlichsten Gründe hierfür.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT fiel gestern, nachdem zuvor mit 6,7 USD je Scheffel ein 3-Wochenhoch erreicht wurde. Es wird spekuliert, dass Winterstürme im Norden der USA die Bodenfeuchtigkeit erhöhen werden, bevor in den nächsten zwei Monaten die Frühlingsaussaat beginnt. Die Stürme haben laut dem Nationalen Wetterdienst zu einer hohen Schneedecke in Minnesota und in Teilen von Nord-Dakota, dem größten Anbaugebiet von Sommerweizen in den USA, geführt. Bislang herrschte laut der Universität von Nebraska in beiden Staaten eine ungewöhnlich starke Trockenheit.

Die Internationale Kakaoorganisation (ICCO) rechnet in der seit Oktober laufenden Erntesaison 2011/12 mit einem Angebotsdefizit von 71 Tsd. Tonnen. In der Saison 2010/11 wurde noch ein Rekordüberschuss von 347 Tsd. Tonnen erzielt. Die weltweite Produktion wird der ICCO zufolge um 8% auf 3,96 Mio. Tonnen sinken, während die globale Nachfrage um 2% auf 3,99 Mio. Tonnen steigen soll. Insbesondere die Produktion in Westafrika soll aufgrund wesentlich schlechterer Wetterbedingungen im Vergleich zum Vorjahr beträchtlich sinken. Die Ernte in der Elfenbeinküste, dem weltweit größten Kakaoproduzenten, wird auf 1,35 Mio. Tonnen geschätzt, nach 1,51 Mio. Tonnen in der Saison 2010/11. In Ghana, dem zweitgrößten Produzenten, wird ein Rückgang der Ernte auf 970 Tsd. Tonnen von zuvor 1,025 Mio. Tonnen erwartet.

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